Ideen gegen Menschenfeinde

Trier · Es ist nicht immer gleich der tätliche Angriff: Rassistische Gewalt und Menschenfeindlichkeit können sich auch subtiler zeigen. Wie kann man darauf reagieren? Darüber haben rund 60 Menschen diskutiert, vor allem Vertreter privater und öffentlicher Institutionen. Eingeladen hatte der Verein "Für ein buntes Trier".

 Die einzelnen Thementische fixierten ihre Ideen in Flussdiagrammen, über die sie sie auch den anderen Teilnehmern erläutern konnten. Foto: Max Chang

Die einzelnen Thementische fixierten ihre Ideen in Flussdiagrammen, über die sie sie auch den anderen Teilnehmern erläutern konnten. Foto: Max Chang

Trier. "Rassismus und rechte Gewalt sind leider nicht nur ein Teil unserer Geschichte - sie sind für einige Menschen in unserer Gesellschaft Alltag", sagt Nina Regenhardt, Vorsitzende des Trie rer Jugendparlaments, in der Kantine des Finanzamts.
Dort sind rund 60 Menschen zusammengekommen, um ganz lokale, aber übergeordnete Strategien gegen Rechtsextremismus zu finden. Eingeladen zum Tageskongress hat der Verein "Für ein buntes Trier". Angesprochen waren vor allem regionale Akteure aus der Jugendarbeit, Bildungseinrichtungen, Vereinen, Gewerkschaften und Gedenkstätten. Sie berieten sich an sechs verschiedenen Thementischen mit jeweils einem mit dem jeweiligen Sachfeld enger befassten Impulsgeber. So wurde etwa erörtert, wie Rassismus in der Schule oder am Arbeitsplatz begegnet und Toleranz gefördert werden kann oder wie Gedenkstättenarbeit Jugendliche besser erreichen kann.
In ihrer Eingangsrede sagt die 16-jährige Regenhardt, dass aber nicht nur der "öffentliche, laute, schauderhafte Rassismus", wie er sich etwa bei den regelmäßigen NPD-Kundgebungen zeige, besorgniserregend sei - das gelte auch für den "leisen und alltäglichen Rassismus".
Mehr Angebote für Jüngere


Toni Loosen-Bach, Koordinator für Bürgerbeteiligung im Rathaus, hat sich an seinem Tisch mit Rassismus am Arbeitsplatz befasst. "Bei Fehlverhalten sollte immer sofort interveniert werden", zitiert er eine der gewonnenen Erkenntnisse der Gruppe. Aber auch Personalräte und -vertretungen sollten zu Hilfe gerufen werden - und entsprechend geschult werden, um dann auch angemessen reagieren zu können. Einigkeit habe am Tisch bestanden, dass präventive Angebote sich eher an Jüngere, etwa Azubis, richten sollten. "Die sind da noch offener", sagt Loosen-Bach. Bei den Älteren fehle oft die Bereitschaft, sich mit dem Thema noch zusätzlich zur Arbeitszeit auseinanderzusetzen.
Fehlende Bereitschaft zur Auseinandersetzung stellte auch Thomas Endres fest: Er engagiert sich seit 2009 im Fanprojekt von Eintracht Trier und hätte sich zum Thema "Rassismus im Sportverein" ein paar mehr Diskutanten gewünscht: Sein Tisch kam auf "nur" drei Teilnehmer: "Die Vereinsverantwortlichen fühlten sich durch die Einladung wohl nicht angesprochen", meint Endres - der generell findet, dass in Rheinland-Pfalz die Einsicht in die Notwendigkeit des Handelns fehle.
Die Pädagogin Susanne Schwarz machte sich mit ihrem Tisch Gedanken, wie man Toleranz unter Jugendlichen fördern kann. Rassismus gebe es natürlich auch an Schulen - oft ginge er sogar vom Lehrpersonal aus. Darum brauche es Ansprechpartner, an die sich die Schüler wenden könnten, zu denen aber kein direktes "Machtgefälle" bestehe. Auch Simon Gemmle vom Asta stellte fest, dass gerade Lehrkräfte immer wieder unrühmlich auffielen - und dass wie auch auf Schulhöfen auch auf dem Campus Homophobie ein großes Problem darstelle.
Oft gehörtes Wort in den Schlussworten der einzelnen Tische: Vernetzung. Die gesellschaftlichen Akteure wollen sich künftig häufiger miteinander abstimmen oder gegenseitig zu Multiplikatoren werden, um konkrete Ideen oder gefundene Handlungsmöglichkeiten weiter zu verbreiten. fgg

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