Trier/Riol. Ein Flugblatt auf der Geburtsstation hat Adelheid Heinen vor dreieinhalb Jahren eine helfende Hand geschickt. Ihre Zwillinge Alexander und Clara waren sieben Wochen zu früh auf die Welt gekommen. Die damals dreijährige Tochter Maria wartete zu Hause auf eine belastbare Mama. Ohne jeden Zweifel stand eine stressige Zeit bevor.
Der Flyer versprach zweimal die Woche eine Pause für Mütter von Neugeborenen. Drei Stunden lang die Dinge machen, die so alltäglich sind, aber mit Säugling oftmals viel zu kurz kommen: Haare waschen, einkaufen oder einfach nur schlafen. "Es war ganz unkompliziert: Ich habe mich dafür entschieden, dann gab es ein Vorstellungsgespräch. Als wir aus dem Krankenhaus entlassen wurden, kam Ingrid Jung zweimal die Woche in unsere Familie", erzählt Heinen.
Ingrid Jung (40) aus Riol ist eine von 35 Ehrenamtlichen, die derzeit für die Initiative Wellcome in Trier im Einsatz sind. Vermittelt, unterstützt und betreut werden sie von Gudrun Zimmermann, die die Schwangerenberatung des Diakonischen Werks Trier leitet. "An Wellcome wenden sich Familien aus allen sozialen Schichten und in den unterschiedlichsten Lebenssituationen", sagt Zimmermann. "Wir wollen insbesondere die Mütter unterstützen und entlasten und die Kinder versorgen."
In Trier entschloss sich das Diakonische Werk der evangelischen Kirche 2010, das Programm anzubieten. Momentan werden 17 Familien betreut. Besonders häufig suchen sich Eltern mit Mehrlingen Unterstützung. Zuerst wird ein passender Wellcome-Engel gesucht. "Die Chemie muss passen, immerhin geben die Eltern ihren wichtigsten Schatz ab", sagt Zimmermann.
Bei Ingrid Jung und Adelheid Heinen hat das Bauchgefühl sofort gestimmt. Eigentlich ist das Programm bis zum ersten Geburtstag des Kindes angelegt. Doch Jung besucht die Familie bis heute ein- bis zweimal die Woche. Dann stehen gemeinsame Ausflüge, Spielstunden oder auch mal ein Frauennachmittag ohne Kinder an.
Denn aus der Unterstützerin ist eine wirkliche Freundin geworden. "Ich bin zwar nicht die offizielle Patentante, aber ich gehöre einfach zur Familie", erzählt Jung.
Wie alle Ehrenamtlichen bei Wellcome hat sie Erfahrung im Bereich der Säuglings- und Kleinkindbetreuung. "Während meines Praktikums an der Hebammenschule habe ich viel über Säuglingspflege gelernt", sagt Jung, die außerdem ausgebildete Rettungssanitäterin ist und derzeit eine Stelle als Fachkraft für Gesundheits- und Sozialdienstleistungen sucht.
Adelheid Heinen wollte ihrem Wellcome-Engel unbedingt zeigen, wie bereichernd die Unterstützung für die Familie war und ist. Deshalb hat sie Ingrid Jung spontan für den mit 1000 Euro dotierten Ehrenamtspreis Helferherzen der Drogeriemarktkette dm vorgeschlagen - mit Erfolg. "Ich kann es immer noch nicht wirklich glauben, dass ich da jetzt geehrt werde", freut sich Ingrid Jung. Immerhin seien die Mitbewerber teils große Vereine, die viel bewegten, und sie nur eine Einzelperson.Extra

Gegründet wurde die bundesweite Initiative 2002 von der Sozialpädagogin Rose Volz-Schmidt. Das unabhängige soziale Unternehmen finanziert sich aus Spenden und einem Förderkreis. Das Konzept setzt auf die Zusammenarbeit von professionellen Fachkräften und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Seit 2002 wurden über 250 Standorte gegründet, die immer an eine Einrichtung der Kinder- oder Jugendhilfe gekoppelt sein müssen. An Wellcome kann sich jede werdende oder junge Familie wenden. Das Programm sieht vor, dass die Ehrenamtlichen zweimal die Woche für bis zu drei Stunden den Säugling und/oder Geschwisterkinder betreuen. In einem Vorstellungsgespräch wird geschaut, ob der Freiwillige und die Familie zusammenpassen. Infos und Anmeldung für Familien unter Telefon 0651/2090053 oder per E-Mail an trier@wellcome-online.de Interessierte Freiwillige können sich an die Ehrenamtsagentur Trier wenden, Telefon 0651/9120702 oder E-Mail kontakt@ehrenamtsagentur-trier.de oder ebenfalls an trier@wellcome-online.de wenden. jco