Schule öffnet Fenster ins Auenland

Malborn · In der Malborner Grundschule haben zwei renommierte Künstler ein unerlaubtes Graffiti übersprüht. Erfreulich für die Gemeinde ist, dass sie das zum Selbstkostenpreis taten - mit teils von Kinder gespendeten Farben.

 Mit den Künstlern Laurent Steinmayer (links) und Jouri Cancell zieht das ersehnte Auenland in die Grundschule Malborn ein. TV-Foto: Ursula Schmieder

Mit den Künstlern Laurent Steinmayer (links) und Jouri Cancell zieht das ersehnte Auenland in die Grundschule Malborn ein. TV-Foto: Ursula Schmieder

Malborn. Laurent Steinmayer und Jouri Cancell sind in ihrem Element. Hier noch eine Umrandung in Blau von Himmel und Wasser - dort ein sandfarbener Weg, der sich durch grünes Auenland (siehe Extra) windet. Von weiter weg betrachtet wirkt ihr in Seifenblasen gefasstes Werk wie ein sich bald verflüchtigender Traum.
Tristesse wird Kunst



Doch das wird nicht geschehen mit dem Graffiti, das nun den überdachten Teil des Pausenhofs der Malborner Grundschule schmückt. Denn die international gefragten Künstler, die seit vier Jahren kooperieren, verwendeten dafür hochwertige Farben.
Qualitativ "schlechte Schmierereien" sind dem Duo ein Graus. "Ich kann verstehen, dass die Leute keinen Bock darauf haben", sagt Steinmayer, der zu Europas Graffiti-Elite zählt. Seit 20 Jahren lädt er zu Graffiti-Jams ins Trierer Jugend- und Kulturzentrum Exzellenzhaus (Exhaus) und wandelt im Auftrag der Stadtverwaltung Tristesse im öffentlichen Raum in Kunst um. So auch bei der Landesgartenschau mit der seine Handschrift tragenden Kuppel oder bei der Elephant-Parade mit seinem "Törööö", dem Liebling vieler Kinder.
Künstler arbeiten ohne Honorar


Ungeachtet seines vollen Terminkalenders war Steinmayer sofort bereit, ein wildes Graffiti in der Malborner Grundschule zu übermalen. Und das auch noch zum Selbstkostenpreis ohne Honorar. Es sei ihm einfach wichtig, den Kunststil auch in die Dörfer zu bringen, sagt er: "Graffiti ist ja mein Leben."
Daher will er mit seiner Imagepflege verhindern, dass sich negative Graffiti-Erfahrungen von Erwachsenen auf Kinder übertragen. Bestätigt sieht er sich darin, dass 40 Prozent der Materialkosten, 200 Euro, Kinder beisteuerten. Für ihn "eine gute Sache, eine schöne Geschichte".
Nach Auskunft von Ortsbürgermeisterin Petra-Claudia Hogh spendeten die in der Karwoche aktiven Thiergartener "Klepperkinder" Geld. 300 Euro gab die örtliche Mineralwassermanufaktur dazu. Das nun übersprayte Graffiti auf herkömmliche Art beseitigen und die Wand neu streichen zu lassen, hätte die Gemeinde wahrscheinlich 2500 Euro gekostet. Die Bereitschaft des jugendlichen Schadensverursachers, dabei zu helfen, hätte das kaum verringert. "Allein, das Bild zu entfernen, hätte 500 Euro gekostet", sagt Hogh, die sich daher an Steinmayer wandte.
Sein Graffiti werte als Kunst am Bau den Schulhof auf, der so als Raum erlebbar werde: "Das ist wie ein Fenster in die Landschaft." Was nun noch fehle, seien zwei Sitzgruppen, für die sie erneut auf Spender hofft.
Schulleiterin Barbara Fuß ist dankbar für den naturnahen überdachten Unterrichtsraum, der vor allem bei Regenwetter unverzichtbar sei. "Die Kinder können dann nur drinnen bleiben oder müssen auf der kalten Steintreppe sitzen."

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