"Gott braucht uns überall"

Mürlenbach · Nach 80 Jahren ist das Wirken der St. Elisabethschwestern in Mürlenbach zu Ende gegangen. Pfarrei und Gemeinde haben eine bewegende Abschiedsfeier ausgerichtet. Sie gaben den letzten verbliebenen Ordensfrauen Luzia, Cyrilla und Marie Dominika Worte wie "Es blüht hinter Ihnen her" und "Wir werden Sie nie vergessen" mit auf den Weg ins Mutterhaus in Luxemburg.

Mürlenbach. Ortspfarrer Gerhard Schwan gibt seinen Kloß im Hals und seine Traurigkeit unumwunden zu. "Uns ist an diesem Tag des Abschieds nicht zum Feiern zumute", erklärt er zu Beginn des Gottesdienstes in der voll besetzten Mürlenbacher Kirche. Mit Blick auf die Schließung des Don-Bosco-Hauses nach acht Jahrzehnten des Wirkens von insgesamt 18 Elisabethschwestern und des Weggangs der letzten drei fragt er: "Was wird aus den Schwestern? Was wird aus dem Haus?" Er sagt: "Wieder ein Niedergang, wieder ein Rückschritt!" und fragt: "Was hast Du, Gott, mit uns vor?"
Mit einem Augenzwinkern aber erinnert er an die Gottesdienste im Don-Bosco-Haus, die er seit dem Tod des letzten Hausgeistlichen 2003 alle 14 Tage mit den Schwestern und Gästen feierte. "Dann saß Dominika an der Orgel, Luzia drehte am Liedanzeiger und Cyrilla prüfte, ob alle Außentüren verschlossen waren", erzählt er und bescheinigt den Schwestern: "Sie wurden als Betende erlebt, Sie waren als Christinnen und Zeuginnen des Glaubens zu sehen, und Sie hatten für jeden ein gutes Wort." In Abwandlung eines Worts der Dichterin Hilde Domin gibt er ihnen das Versprechen mit: "Es blüht hinter Ihnen her."In den Herzen verankert


Beim vom Pfarrgemeinderat ausgerichteten Empfang im Bürgerhaus spielt der Musikverein Bertrada. Landrat Hans-Peter Thiel, Bürgermeister Matthias Pauly und Ortsbürgermeister Christoph Hacken bringen den Dank und die Wertschätzung des Landkreises, der Verbandsgemeinde Gerolstein und des Dorfes Mürlenbach zum Ausdruck. "Wir werden Sie nie vergessen", sagt Thiel. "Sie haben über die Jahrzehnte Enormes im Kylltal geleistet", betont Pauly. "Die Erinnerung an Ihre besonders herzliche Pflege und Begleitung von alten und sterbenden Menschen bleibt für immer in unseren Herzen verankert", erklärt Hacken unter dem Beifall all der Menschen, die den Elisabethschwestern offenbar viel zu verdanken haben. So wie Hedwig Schun (51) aus Birresborn, die mit ihrer Tochter Elisabeth (27) an der Verabschiedung von Luzia, Cyrilla und Dominika teilnimmt. "Meine Mutter hat im Don-Bosco-Haus nähen gelernt, und ich habe dort ein Schulpraktikum absolviert und später als Stationshilfe und Altenpflegerin gearbeitet", erzählt Hedwig Schun. "Seither fühle ich mich den Schwestern eng verbunden. Ich werde ihnen schreiben und sie in Luxemburg besuchen", sagt sie.
Und die Schwestern? Sie machen einen frohgemuten Eindruck und fassen sich kurz. "Wir bleiben ja zusammen", sagen sie. Und: "Gott braucht uns überall."Extra

Die letzten Mürlenbacher St. Elisabethschwestern Schwester Luzia (Ingrid Jakobs aus Mürlenbach): Die 72-Jährige ist examinierte Krankenschwester und kam 1986 in das Alten- und Pflegeheim ihres Heimatortes. Sie war zuletzt Oberin im Don-Bosco-Haus. Schwester Cyrilla (Erika Koch aus Burgau/Schwaben): Die 75-Jährige ist ebenfalls examinierte Krankenschwester und war seit 1995 in Mürlenbach. Schwester Marie Dominika (Elisabeth Bernardi aus Körprich/Saarland): Die 76-Jährige ist Schneidermeisterin und hatte zwischen 1969 und 2006 mehrmals das Amt der Oberin im Don-Bosco-Haus inne. Seit 1987 gehörte Schwester Irmgard (Irmgard Michels aus Hillesheim) der Klostergemeinschaft in Mürlenbach an, bis die heute 51-jährige Altenpflegerin im vorigen Jahr vom Orden in ein Krankenhaus nach Linz/Österreich gerufen wurde. bbExtra

1934 hatten die "Schwestern der Heiligen Elisabeth" die 1922 erbaute Privatvilla des Mürlenbacher Architekten Krumpen übernommen. Sie erweiterten das inzwischen in Don Bosco umbenannte Haus um eine Kapelle, einen Speisesaal und sechs Zimmer und richteten es für Exerzitien und als Erholungsheim ein. Das Don-Bosco-Haus beherbergte zeitweise den zivilen Kindergarten Mürlenbachs, war Aufnahmestelle für Alte und Hilflose und Kriegsgeschädigte. Näh- und Kochkurse wurden abgehalten, und vor allem war es jahrzehntelang - bis zur Schließung am 30. Juni 2005 - ein Alten- und Pflegeheim. Die zukünftige Nutzung ist offen. Es steht zum Verkauf. Das Gebäude gehört dem Bistum Trier. Quelle: Ernst Becker, Chronik des Don-Bosco-Hauses Mürlenbach.

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