Harte Nuss: Früherer Geschäftsführer des Gunderather Ferienparks soll den Dauner Sprudel retten

Daun · Mit Getränkeproduktion hatte der gebürtige Niederländer Robert Dogterom in seiner bisherigen beruflichen Laufbahn noch nichts zu tun. Nun aber will er ein Traditionsunternehmen der Branche in eine erfolgreiche Zukunft führen. Der 62-Jährige ist seit 1. September Geschäftsführer des insolventen Dauner Sprudels.

Daun. Der Mann hat einen Job übernommen, um den ihn derzeit wohl kaum jemand beneidet: Robert Dogterom ist seit einigen Wochen Geschäftsführer des Dauner Sprudels, für den vor einigen Tagen Insolvenz angemeldet wurde (der TV berichtete). Der Name des neuen Chefs ist in der Region nicht unbekannt: Der 62-Jährige war einst Geschäftsführer des Ferienparks in Gunderath, wo er auch heute noch wohnt.
Aber wie kommt jemand aus der Tourismusbranche auf den Geschäftsführersessel eines Getränkeherstellers? "Ich bin schon vor geraumer Zeit in Kontakt gekommen mit den beim Sprudel Verantwortlichen", erzählt der gebürtige Niederländer.
Ursprünglich wollte er nur beratend tätig werden, aber als der frühere Geschäftsführer Peter Eickmeier krankheitsbedingt ausfiel, übernahm Dogterom dessen Position am 1. September.
"Offiziell habe ich einen Vertrag über 32 Stunden pro Woche, aber das ist in dieser Situation längst Makulatur. Es ist de facto ein Vollzeitjob."
Und "diese Situation" ist für den branchenfremden Geschäftsführer eine echte Herausforderung: Bis Ende November muss er gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter, dem Dauner Rechtsanwalt Hans-Albrecht Brauer, eine Lösung gefunden haben, wie der Betrieb auf Dauer weiterlaufen kann. Auf dem Spiel stehen die Zukunft eines Dauner Traditionsunternehmens mit einer fast 115-jährigen Geschichte und damit vor allem auch die Arbeitsplätze von 32 Mitarbeitern. Mit der Vergangenheit will sich Dogterom eigentlich nur noch beschäftigen, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Er findet aber doch kritische Worte zu dem, was in den vergangenen Jahren passiert ist.
Zu den aus seiner Sicht "hausgemachten Problemen" gehört unter anderem der Versuch, etwa in Norddeutschland Fuß fassen zu wollen. "Eindeutig der falsche Weg. Der Sprudel muss sich wieder auf den eigentlichen Markt für seine vielen guten Produkte besinnen. Und der umfasst einen Radius von gut 150 Kilometern rund um Daun. Dort sind wir bekannt, dort sind wir stark, darauf müssen wir nun wieder den Schwerpunkt legen", sagt Dogterom.
Er weiß um die Schwere seiner Aufgabe, binnen kurzer Zeit eine Zukunftsperspektive für das Unternehmen zu entwickeln, an Optimismus fehlt es ihm aber trotzdem nicht: "Ich glaube an eine erfolgreiche Sanierung. Für mich stellt sich nicht die Frage, ob es weitergeht, sondern wie."
Er baut darauf, die Produkte des Sprudels wieder komplett in Glasflaschen zu verkaufen: "Da tun sich Nischen auf für einen Hersteller unserer Größe. Das kann unser Weg in eine erfolgreiche Zukunft sein." Über Plastikflaschen will er erst nachdenken, wenn der Betrieb "wieder auf soliden Beinen steht". Auf die vorhandene PET-Abfüllanlage kann er ohnehin nicht bauen: Die steht still.
Dass Dogterom Erfolg haben wird bei der Suche nach Partnern oder Investoren, wünscht sich auch der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Trier, Klaus Schu. Er hat sich mit dem neuen Mann an der Spitze des Dauner Sprudels bereits getroffen und "begrüßt, dass Herr Dogterom nun dort Verantwortung übernommen hat. Er ist zwar nicht aus der Branche, aber nach unserer Einschätzung ein guter Kaufmann".Deutlicher Absatzrückgang


Schu kennt das Dauner Unternehmen seit mehr als 20 Jahren. Was in jüngster Zeit - vor Dogteroms Amtsantritt - dort passiert ist, wertet er kurz und bündig als "Missmanagement". Zum Beleg nennt der Gewerkschaftler Zahlen: "Von einst mehr als 20 Millionen Abfüllungen pro Jahr ist der Absatz auf 14 Millionen zurückgegangen."
Nun gelte es, so schnell wie möglich "Verbündete für eine bessere Zukunft zu finden, damit nicht am Ende die Beschäftigten die Leidtragenden sind".

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