Fleiß und Engagement statt null Bock

Traben-Trarbach · Der 15-jährige Rilind Sahitaj aus Traben-Trarbach ist einer von acht neuen Stipendiaten im Land, die von der Start-Stiftung gefördert werden. Seine Eltern stammen aus dem Kosovo. Rilind ist nicht nur ein sehr guter Schüler, er engagiert sich auch im sozialen Bereich.

Traben-Trarbach. Rilind Sahitaj hat einen großen Wunsch: Er will sich ein neues Schlagzeug kaufen. Den Wunsch wird er sich wohl bald erfüllen können, denn der 15-jährige Gymnasiast wird ab sofort bis zum Abitur finanziell unterstützt. Kürzlich erhielt er in Mainz die Aufnahmeurkunde der Start-Stiftung. Rilind wurde dabei von seinem Vater Hafiz und seiner Mutter Sabrije begleitet. Mit dabei waren auch sein Klassenlehrer Thomas Englich und Schulleiter Rudi Müller-Keßeler vom Gymnasium Traben-Trarbach. Die Stiftung (siehe Extra) fördert gezielt Schüler mit Migrationshintergrund.Eine neue Heimat


Rilinds Eltern kamen während des Balkankrieges 1993 als Flüchtlinge nach Deutschland und haben in Traben-Trarbach ihre neue Heimat gefunden. Die Stiftung zahlt monatlich 100 Euro und zusätzlich zweimal im Jahr 500 Euro, die der Stipendiat für seine Entwicklung im Bildungsbereich ausgeben kann. Was er mit dem Geld macht, muss er dokumentieren und belegen.
Bis jetzt zahlten seine Eltern den Schlagzeugunterricht, den Betrag übernimmt nun die Stiftung, und das neue Instrument mit kleinen und großen Trommeln und Becken wird der Jung-Drummer vielleicht schon im kommenden Jahr ausprobieren können.
Die Stiftung übernimmt das Stipendium nicht, weil Rilind in netter Junge ist. Voraussetzung sind gute schulische Leistungen und gesellschaftliches Engagement. Zurzeit hat der Zehntklässler einen Notendurchschnitt von unter 2. Er war Klassensprecher und ist zurzeit in der Schülervertretung des Gymnasiums. Er engagiert sich bei den Jusos Bernkastel-Wittlich, spielt Fußball in der B-Jugend des FC Traben-Trarbach und trainiert Leichtathletik. Aber damit nicht genug: Im Seniorenheim Ida-Becker-Haus unterstützt er ehrenamtlich die Pfleger beim Bewegungstraining der älteren Menschen.
Und was will er nach der Schule mal machen? "Vielleicht studiere ich Medizin oder ein naturwissenschaftliches Fach", sagt der 15-Jährige, ohne lange zu überlegen.
Null Bock - das trifft auf ihn in keinster Weise zu. Ein bisschen hat er sich seinen drei Jahre älteren Bruder Premtim zum Vorbild genommen, der ebenfalls aufgrund seiner Strebsamkeit und seines Engagements vom Start-Stipendienprogramm profitierte. Er steht kurz vor dem Abitur und will Wirtschafts-Informatik studieren. Die 20-jährige Schwester Erlind geht ebenfalls einen geraden Weg. Zurzeit arbeitet sie als Au-pair-Mädchen in London und nimmt dort in ihrer Freizeit Gesangs- und Sprachunterricht. "Meine Eltern haben viel Gutes gemacht. Sie haben uns gut erzogen und ermöglichen uns viele Chancen", sagt Rilind. Seine Mutter hört mit einem Lächeln zu und gibt das Lob zurück: "Wir sind sehr stolz auf alle Drei. Sie machen uns viel Freude."
Die Anfangsjahre in Deutschland waren nicht einfach. Zunächst lebte das damals noch kinderlose Paar drei Monate im Flüchtlingsheim Trier, dann acht Jahre in Kröv, und nun in Traben-Trarbach, wo es ein Haus kaufte. Sabrije hat eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert, ihr Mann Hafiz arbeitet bei einer Straßenbaufirma.
Sabrije Sahitaj, die inzwischen sehr gut Deutsch spricht, sagt: "In Deutschland haben die Kinder so viele Möglichkeiten. Da muss man schon dankbar sein."Extra

Ziel von Start ist es, Jugendliche mit Migrationshintergrund auf ihrem Weg zum Abitur zu unterstützen, in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu stärken und wichtige Kompetenzen zu schärfen. Die Start-Stiftung ist ein Projekt der Hertie-Stiftung gemeinsam mit den Partnern: BASF, Nikolaus Koch Stiftung Trier, Rotary Club Mittelmosel-Wittlich, Otto Beisheim School of Management Vallendar und dem Zonta Club Koblenz Rhein-Mosel. sim

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