Grundschulen künftig ohne Sozialarbeiter

Morbach/Traben-Trarbach · Das Projekt Schulsozialarbeit an Grundschulen steht in Morbach und in Traben-Trarbach vor dem Aus, obwohl alle Beteiligten beteuern, wie wichtig diese ist. Der Grund: Außer der VG Traben-Trarbach will niemand die Stelle mitfinanzieren.

Morbach/Traben-Trarbach. Nina Weinand ist seit dem 1. Januar 2012 als Schulsozialarbeiterin an den Grundschulen in Morbach und Traben-Trarbach tätig. Die 29-Jährige ist Ansprechpartner für Schüler, Lehrer und Eltern und für alles zuständig, was das soziale Miteinander betrifft. Sie vermittelt soziale Kompetenzen und erreicht durch präventive Angebote, dass die Kinder ihre Konflikte nicht mit Gewalt lösen. In den drei Jahren ihrer Tätigkeit hat Weinand an beiden Schulen Klassenräte und Schülerparlamente eingeführt.
Andere Kommunen zahlen


Frauke Lörsch, Leiterin der Morbacher Grundschule, zieht ein positives Fazit von Weinands Tätigkeit. "Wir haben wesentlich weniger Aggressivität unter den Kindern als früher", sagt sie. Die Lehrer hätten zudem wesentlich mehr Zeit für den eigentlichen Unterricht zur Verfügung, weil diese für soziale Tätigkeiten nicht mehr so stark eingespannt sind.
Doch jetzt droht das Ende von Weinands Engagement. Denn viele Beteiligte betonen zwar, wie wichtig die Schulsozialarbeit ist, aber bezahlen will oder kann sie offenbar niemand.
Begonnen hatte das Projekt 2012. Der Bund hatte die Stelle für die ersten beiden Jahre finanziert, sagt Lörsch. 2014 ist die Nikolaus Koch-Stiftung eingesprungen, doch diese beendet ihr Engagement zum Ende des Jahres, sagt sie.
Das Land kann die Finanzierung des Bundes nicht weiterführen, sagt Astrid Eriksson, Pressesprecherin des Kinder- und Jugendministeriums. "Schulsozialarbeit hat bei uns einen hohen Stellenwert, aber auf der anderen Seite haben wir die Schuldenbremse."
Viele Kommunen hätten individuelle Lösungen gefunden, die Arbeit fortzuführen, sagt sie. Beispiel Rhaunen: Dort hat die VG die Weiterfinanzierung der halben Stelle komplett übernommen, sagt der Rhaunener Büroleiter Wolfgang Petry.
Beispiel Prüm: Dort wollen sich Kreis und VG nicht nur die Kosten künftig teilen. Bürgermeister Aloysius Söhngen erwägt sogar, die Stelle auszubauen, damit weitere Grundschulen in der VG Prüm von der Schulsozialarbeit profitieren.
Doch der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal lehnt eine Übernahme der Kosten für die Schulsozialarbeiterin ab. "Das ist nicht die Aufgabe der Gemeinde", sagt er. "Das Land verweist auf seine Schuldenbremse, aber wie sieht es bei den Kommunen aus?" fragt er. Hackethal sieht in erster Linie das Land in der Pflicht, könnte sich aber vorstellen, dass sich Land und Kreis die Kosten teilen.
Anders in Traben-Trarbach: "Uns ist wichtig, dass die Stelle erhalten bleibt", sagt VG-Bürgermeister Marcus Heintel und verweist auf einen Beschluss des VG-Rates: "Wir haben beschlossen, dass die VG die Hälfte der Kosten trägt, wenn der Kreis die andere Hälfte übernimmt", sagt er. Doch dieser sperrt sich gegen eine Kostenübernahme mit Hinweis auf seine finanzielle Situation. Die Fortsetzung der Schulsozialarbeit an Grund- und Förderschulen würde den Kreis 160 000 Euro kosten, sagt Pressesprecher Manuel Follmann. Die Verwaltung sei wegen der äußerst angespannten Finanzsituation der Auffassung, dass die Schulsozialarbeit nur mit Geld von Bund und Land weiter fortgeführt werden kann.
So rückt das Ende von Weinands Beschäftigung in Morbach und Traben-Trarbach immer näher. Für Schulleiterin Lörsch wäre das Ende der Schulsozialarbeit eine Verschlechterung. "Kinder sind so wichtig, warum spart man bei der Bildung? Die Arbeit von drei Jahren wäre innerhalb kürzester Zeit vergebens", sagt sie. Der Idealfall für Lörsch wäre, dass Weinand ihre Arbeit fortführen könnte, weil diese fast alle der knapp 300 Schüler der Morbacher Grundschule persönlich kennt. Doch dies scheint unwahrscheinlich. Weinand: "Ich kann nicht abwarten, ob sich noch was ergibt. Ich muss mich jetzt bewerben, damit ich am 31.12. nicht auf der Straße stehe."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort