Kritik an geplanter Hotelerweiterung

Bernkastel-Kues · 209 Bewohner des Kueser Plateaus wenden sich mit ihrer Unterschrift gegen eine Erweiterung des Hotels Zum Kurfürsten. Ob die überhaupt ernsthaft geplant ist, steht aber gar nicht fest. Zurzeit herrscht mehr Dunkel als Licht. Vielleicht gibt es in der nächsten Stadtratssitzung einen offiziellen Sachstand.

Bernkastel-Kues. Auf dem Kueser Plateau rumort es seit Monaten. Wie berichtet positioniert sich die Bürgerinitiative (BI) Pro Plateau gegen mutmaßliche Pläne für eine Erweiterung des Hotels Zum Kurfürsten. Nach ihrer Meinung beinhaltet sie eine Abholzung von 7000 Quadratmetern Wald und die Verlegung des Amselweges. 209 Anwohner haben sich per Unterschrift an den Bernkastel-Kueser Stadtbürgermeister Wolfgang Port und an den Lieserer Ortsbürgermeister Reinhard Barthen gewandt. Lieser ist betroffen, weil der Wald, auf dem das Hotel erweitert werden soll, auf der Gemarkung des Ortes liegt. Bisher liegt der Komplex nur auf Stadtgebiet.
Im Mai gab es eine Bürgerversammlung auf dem Kueser Plateau (der TV berichtete). Mit dabei waren auch Vertreter von vier der fünf Stadtratsfraktionen. Die Spitzen von Stadt und Gemeinde fehlten allerdings beziehungsweise waren nicht eingeladen.
Manche Anwohner waren sich da bereits sicher: Das Projekt ist längst in trockenen Tüchern - ohne die Öffentlichkeit einzuschalten.
Der TV hatte Hotelier Heiner Buckermann im Mai per Mail um eine Stellungnahme gebeten. Er sei nicht da, werde sich aber melden, hieß es. Vergangene Woche ging erneut eine TV-Anfrage zu den möglichen Plänen heraus. Eine Antwort ist bisher nicht eingegangen. Es gab, so der Stand im Mai, eine konkrete Anfrage an Stadtbürgermeister Port. Ob sie von Heiner Buckermann kam, sagte er nicht. Port damals: "Sollte eine Erweiterung angedacht sein, müssten auf jeden Fall der Flächennutzungsplan erweitert und ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden." Und so etwas gehe nur mit Beteiligung der Öffentlichkeit, betont Bauamtsleiterin Vera Jüngling. Von etwaigen Plänen ist ihr nichts bekannt.
Der Lieserer Ortsgemeinderat hat sich in der vergangenen Legislaturperiode in nicht öffentlicher Sitzung mit dem Thema beschäftigt. Aussage des damaligen Ortsbürgermeisters Gerhard Stettler: "Grundsätzlich können wir uns dort eine Entwicklung vorstellen." Nachfolger Reinhard Barthen, sagt gegenüber dem TV. "Ich weiß nichts Offizielles."
Die Bürgerinitiative erklärt, dass die bei der Versammlung im Mai anwesenden Stadtratsmitglieder eine Bürgerversammlung zugesagt hätten. Auch ein Gespräch zwischen BI und den Bürgermeistern sei in Aussicht gestellt worden. "Doch leider ist bis heute nichts davon geschehen", heißt es in einem Schreiben an den TV.
Von einem Versprechen für eine Bürgerversammlung wissen Marc Spaniol (CDU), Brigitte Walser-Lieser (SPD), Robert Wies (FDP) und Gertrud Weydert (Grüne) nichts. Das Quartett hatte im Mai aber versichert, die Belange der Plateau-Bewohner sehr ernst zu nehmen.
Stadtbürgermeister Port ist derzeit in Urlaub. Plateau-Bewohner Robert Wies berichtet von einem Gespräch mit Port. Der habe mitgeteilt, dass er ein Gespräch mit dem Lieserer Ortsbürgermeister und dem Hotelier führen wolle. Danach solle die BI informiert werden. Port hatte damals dem TV gesagt: "Wir werden keine Entscheidung treffen, die an den Wünschen der Menschen auf dem Plateau vorbei geht." Es müsse aber möglich sein über Entwicklungen zu reden, ohne gleich verurteilt zu werden.
Offiziell ist zurzeit also gar nichts. Auch die BI räumt ein, nur über Skizzen eines ihr unbekannten Absenders zu verfügen. Vielleicht kommt bei der Stadtratssitzung am 6. November Licht in das Dunkel. Brigitte Walser-Lieser will das Thema ansprechen. Sie vermutet, die BI sei besser informiert als Teile des Stadtrates.
Der Wunsch von Robert Wies, von dem Port auch Kenntnis hat: "Es sollte so schnell als möglich Klarheit geschaffen werden, damit die Unruhe bei den Plateau-Bewohnern nicht weiter zunimmt", sagt er.Meinung

Seit fünf Monaten im Ungewissen
Die Bürgerinitiative klagt an, obwohl sie auch nicht viel in denHänden hält, der mutmaßlich Betroffene schweigt und der Stadtbürgermeister hält sich auch bedeckt. Das wäre alles nicht so schlimm, wenn sich der Vorgang erst in den vergangenen Tagen entwickelt hätte. Er läuft aber schon seit mehr als fünf Monaten. Es ist kein Wunder, dass da spekuliert und verdächtigt wird. Der Stadtbürgermeister hätte längst im Stadtrat öffentlich Stellung beziehen müssen. Stattdessen wird ohne Not die Politikverdrossenheit geschürt. c.beckmann@volksfreund.de

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