Als das Telefon in die Region kam

Wittlich/Region · Im Oktober des Jahres 1889 hat die Kaiserliche Oberpostdirektion Trier erstmals öffentliche Fernsprechapparate in örtlichen Telegraphenanstalten zur Verfügung gestellt. Für viele Menschen in der Region war diese Neuerung ein großer Fortschritt auf dem Weg in die moderne Welt der Kommunikation. Seit einigen Jahren werden öffentliche Telefone jedoch zunehmend durch Mobilfunktelefone verdrängt.

Wittlich/Region. Das Telefon ist in der heutigen, modernen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. In der Welt von Smartphones, mobilem Internet und drahtlosen Haustelefonen kann man sich kaum noch vorstellen, wie umständlich es am Ende des 19. Jahrhunderts war, ein Gespräch mit Menschen in einer anderen Stadt oder gar auf einem anderen Kontinent zu führen.
Die Einrichtung der ersten öffentlichen Fernsprechapparate bedeutete vor 125 Jahren einen enormen technischen Fortschritt für viele Menschen im Raum Trier. Anfang Oktober 1889 veröffentlichten regionale Zeitungen, wie das Wittlicher Kreisblatt oder die Bernkasteler Zeitung eine Bekanntmachung der Kaiserlichen Oberpostdirektion Trier, in der die sofortige Nutzungsmöglichkeit von Fernsprechern in bestimmten Telegraphenanstalten bekannt gemacht wurde. Darin heißt es: "Um die Vortheile, welche der mündliche Verkehr mittels Fernsprechern gewährt (...) vornehmlich in den Landbezirken, zugänglich zu machen, sollen von jetzt ab, zunächst versuchsweise, die mit Fernsprechern betriebenen Leitungen des allgemeinen Verkehrsnetzes dem Publikum zur unmittelbaren Benutzung zur Verfügung gestellt werden (...)." Für ein Telefonat musste man seinerzeit bei einer mit Fernsprechapparaten ausgestatteten Telegrafenanstalt (Postamt) einen mündlichen oder schriftlichen Antrag stellen, um "eine bestimmte Person an einem benachbarten durch Fernsprecher verbundenen Orte zum unmittelbaren Gespräch mittelst Fernsprecher aufzufordern", erklärte die Oberpostdirektion. Anschließend wurde durch Rückfrage mittels Postboten festgestellt, ob der gewünschte Gesprächsteilnehmer zur Annahme des Gespräches bereit war. Dann wartete der Anrufer auf eine Antwort oder konnte bei der Post eine Angabe hinterlassen, wo er erreichbar ist.
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Das Telefonat selbst erfolgte im Dienstzimmer der Postanstalt "unter Benutzung des gewöhnlichen, für den allgemeinen Telegraphendienst bestimmten Apparats", bestimmte die Postbehörde. Dabei betrug die Gebühr für die telefonische Übermittlung der Anmeldung und der Antwort sowie für jedes Gespräch mit einer Dauer von fünf Minuten eine Reichsmark. Bei längeren Gesprächen erhöhte sich die Gebühr für jeden weiteren Fünf-Minuten-Takt um eine Reichsmark.
Da die Nutzung des öffentlichen Telefons der Telegrafenanstalt sehr zeitaufwendig und umständlich war, beschlossen Wittlicher Kaufleute, Ärzte und Apotheker im Jahre 1897, private Telefonanschlüsse für die Stadt Wittlich zu beantragen. Die Oberpostdirektion setzte jedoch für die Einrichtung von Telefonleitungen eine Anzahl von mindestens zehn bis zwölf Fernsprechanschluss-Teilnehmern voraus.
Nachdem sich zunächst nur sechs Teilnehmer fanden, meldeten sich im August 1897 auf Anfrage der Post sechs weitere Antragsteller. So konnte die Einrichtung der ersten Fernsprechleitungen in den nächsten Monaten umgesetzt werden.
Am 23. August 1898 verkündete das Wittlicher Kreisblatt, dass der Betrieb der städtischen Telefonleitungen am Vortag eröffnet worden war. Nun war ein direkter Fernsprechverkehr über die städtische Vermittlungsanstalt des Postamtes ins Mosel-, Rhein- und Saarland mit den Orten Trier, Koblenz, Köln, Saarbrücken und Metz möglich. Während sich die Zahl der privaten Telefonanschlüsse in den folgenden Jahren stetig erhöhte, bekamen die öffentlichen Fernsprecher in Deutschland nach der Erfindung des Mobiltelefons eine starke Konkurrenz. Auch in der Region gibt es immer weniger Telefonzellen oder -säulen. Eines der letzten Telefonhäuschen der Stadt Wittlich findet man an der Schlossstraße gegenüber dem Einkaufszentrum Schlossgalerie.Extra

Die Erfindung des Telefons wird verschiedenen Personen zugesprochen. In Deutschland konstruierte Philipp Reis im Jahre 1861 die erste funktionstüchtige, elektrische Fernsprechverbindung. Der amerikanische Erfinder Alexander Graham Bell baute auf der Grundlage des Fernsprechers von Antonio Meucci ein ähnliches Gerät, das die von Tönen verursachten Schwingungen einer Membran in elektrische Signale verwandelte. phi

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