Telefon- und Internetchaos nervt Bürger

Bonerath · Statt endlich auf der Datenautobahn zu sein, herrscht in Bonerath Telefon- und Internetchaos: Der Anschluss eines Haushalts liegt seit fünf Wochen lahm. Gewerbetreibende können nicht online gehen, und die meisten Bürger surfen immer noch im Schneckentempo. Glasfaserkabel wurden zwar verlegt, doch die Teilnehmeranschlüsse stehen noch aus.

Bonerath. Die Bonerather Bürger haben die Nase voll von der Hinhaltetaktik. Denn nach den wochenlangen Bauarbeiten von RWE, um Glasfaserkabel im Ort zu verlegen, warten viele Bürger vergeblich auf das groß angekündigte schnelle Internet und surfen weiter im Schneckentempo.
Alexander Bender, Thomas Kluge und Werner Marx nehmen diese Situation nicht mehr hin. Sie haben eine Bürgerinitiative gegründet und hatten zu einem ersten Treffen ins Bürgerhaus eingeladen.
Mehr als 50 Bonerather kamen, um sich zu informieren und auszutauschen - und um ihrem Ärger Luft zu machen. Denn in manchen der rund 90 Haushalte ist es telefon- und internettechnisch nun sogar noch schlimmer gekommen, etwa bei Sieglinde und Andreas Scherf. Seit dem 25. September können sie weder telefonieren noch online gehen. Dies ist genau der Tag, an dem der Haushalt eigentlich auf schnelles Internet umgeschaltet werden sollte. Und sie haben, wie viele Bürger des rund 250 Einwohner zählenden Dorfes, keinen Handyempfang. "Was ist, wenn was passiert", fragt Sieglinde Scherf.
Auch der Internetanschluss eines Gewerbetreibenden ist seit vier Wochen tot. Andere surfen nach wie vor mit 384 Kilobit pro Sekunde. "Das Aufrufen von Seiten oder Verschicken von Bildern dauert Stunden", sagt eine Boneratherin.Verträge schon gekündigt


Bürger berichten von Kündigungen bestehender Verträge, Umschaltterminen, die bestätigt und dann wieder storniert wurden. "Seit meine Nachbarin schnelles Internet hat, komme ich nicht mehr rein", sagt ein Bürger.
Laut RWE-Sprecher David Kryszons haben in Bonerath von rund 90 Haushalten etwa 30 die Möglichkeit, die vollen Bandbreiten und damit schnelles Internet zu beziehen. Dies seien all jene Haushalte, die an den Kabelverzweiger-Schrank (KVZ) der Telekom in Bonerath angeschlossen seien. Die anderen Haushalte sind laut Kryszons an einen KVZ der Telekom im Nachbarort Holzerath angebunden. RWE schätzt, dass über diese langen Kupferleitungen nur etwa zehn bis 16 Megabit pro Sekunde ankommen können statt 50.
Um die von RWE zugesagte Leistung, also das schnelle Internet, zu erreichen, sei ein weiterer KVZ in Bonerath notwendig. "RWE hat bei der Telekom umgehend die Errichtung eines KVZs beantragt", sagt Kryszons. Die Kosten trage RWE. Mit einer Umsetzung sei allerdings nicht vor Ende 2015 zu rechnen.
Die Telekom habe die volle Nutzung der sogenannten letzten Meile - der letzte Leitungsabschnitt bis zum Hausanschluss - durch RWE aus technischen Gründen abgelehnt. Mit dieser vollen Nutzung wären dann immerhin zehn bis 16 Megabits pro Sekunde vom Nachbarort Holzerath aus möglich. RWE misstraut offenbar der Aussage, dass technische Gründe dem entgegenstünden. Denn das Unternehmen habe bei der Telekom zusätzliche Messungen beantragt, um diese Aussage selbst nachprüfen zu können, sagt Kryszons.
Telekom-Sprecher André Hofmann sagt auf TV-Anfrage: "Damit wir Wettbewerbern Kabelverzweiger und die sogenannte letzte Meile bereitstellen können, braucht es eine vertragliche Grundlage." Die gebe es mit RWE bisher nicht. Die Darstellung von RWE sei so nicht richtig. Hofmann kündigte Gespräche mit RWE an."Es ist ein Witz"


Ortsbürgermeisterin Gabriele Terres unterstützt die Bürgerinitiative. Sie spricht von Machtspielen der Unternehmen auf Kosten der Bürger. Sogar ein Loch für den notwendigen KVZ sei schon ausgeschaufelt gewesen und dann wieder zugemacht worden, sagt Terres. "Es ist ein Witz", sagt Thomas Kluge. Die Initiative sei entschlossen, auf die Barrikaden zu gehen, wenn das schnelle Internet nicht schnell allen Haushalten zur Verfügung stehe. Die weitere Krux: Viele Kunden zahlen wohl schon lange für 16 Megabit pro Sekunde, obwohl sie wesentlich langsamer surfen.Extra

Durch die Verlegung von Glasfaserkabeln zur Breitbandversorgung hat RWE in Schöndorf, Bonerath, Hinzenburg, Holzerath und Pluwig-Geizenburg die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die Anwohner Bandbreiten von bis zu 50 Megabit pro Sekunde nutzen können. Von zentralen Verteilerkästen aus können die Bürger ihre Daten per VDSL (Hochgeschwindigkeitsleitung) beziehen. Doch das funktioniert noch nicht überall. kat

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