Dreyer räumt frühzeitige Gespräche mit Ring-Bietern ein

Mainz · Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat mehrfach öffentlich betont, keinerlei Einfluss im Nürburgring-Verkaufsprozess genommen zu haben. Nun stellt sich heraus, dass sie zumindest Gespräche mit Bietern geführt hat.

Mainz. Die rheinland-pfälzische SPD will das leidige Thema Nürburgring endlich abhaken und in die Zukunft blicken, wie sich am Samstag beim Landesparteitag gezeigt hat. Doch die CDU-Opposition stochert weiter fleißig in der Wunde herum. Sie vermutet schon lange, dass die Staatskanzlei Einfluss auf den Verkaufsprozess genommen habe, und sieht sich darin durch Antworten auf zwei Kleine Anfragen bestätigt.
CDU-Fraktionsvize Alexander Licht und Kollege Martin Brandl wollten wissen, ob und wann sich Vertreter der Landesregierung im Vorfeld des Zuschlages für den Nürburgring mit wem getroffen haben. Antwort der Staatskanzlei: Am 16. Januar, also zwei Monate, bevor Capricorn den Zuschlag bekam, trafen sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Clemens Hoch, mittlerweile zum Chef der Staatskanzlei avanciert, mit Capricorn-Chef Robertino Wild und Axel Heinemann, dem Vertreter von GetSpeed.Treffen mit Capricorn-Chef


Das Treffen habe auf Bitte von Wild und Heinemann stattgefunden. Und es gehöre "zum Selbstverständnis der Ministerpräsidentin und der Staatskanzlei, Gespräche mit Menschen, Institutionen oder Unternehmen zu führen, die im Land Rheinland-Pfalz Engagement zeigen", heißt es zur Begründung. Auch einen Tag vor der Verkaufsentscheidung zugunsten von Capricorn und GetSpeed im Gläubigerausschuss, also am 10. März, hat es laut Staatskanzlei ein Gespräch gegeben. Dreyer und Hoch trafen sich in Koblenz in den Büros von Nürburgring-Sachwalter Jens Lieser mit Vertretern der Bietergemeinschaft HIG und Meyrick Cox. Diese hätten um das Treffen gebeten, um sich vorzustellen.Alte Motorradkumpels


Der Bieter HIG galt an diesem Tag in einigen Medien als Favorit für den Zuschlag. Doch der Gläubigerausschuss entschied sich am 11. März für Capricorn. Mittlerweile ist auch der Düsseldorfer Autozulieferer aufgrund von Geldmangel wieder aus dem Rennen, denn die NR Holding AG um den russischen Investor Viktor Charitonin hat seine Anteile übernommen und damit das Sagen am Ring.
Interessant: Der in der Landesregierung zuständige Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) erzählt freimütig, Michael Lemler, Aufsichtsratschef der NR Holding AG, sei "ein alter Motorradkumpel" von ihm. Dieser habe ihm anschließend erzählt, den Ring gekauft zu haben. Lemler wohnt in Osterspai, Lewentz im Nachbarort Kamp-Bornhofen.
Während die Staatskanzlei die Gespräche mit Nürburgring-Interessenten für normal hält, sieht die CDU das anders. "Das Tarnen, Täuschen und Vertuschen im System der SPD findet unter Dreyer seine Fortsetzung", kommentiert Fraktionsvize Licht.

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