Niederstadtfeld: Neue Bibliothek in alter Telefonzelle

Niederstadtfeld · Viele Anregungen sind in den vergangenen Jahren in Niederstadtfeld schon umgesetzt worden. Das jüngste Projekt ist die Bücherzelle. Die Gemeinde hat eine alte Telefonzelle ersteigert und zu einer Minibücherei umfunktioniert.

 Lars, Leonie, Jannis, Lina, Jakob Schnichels und Tanja Hallebach zeigen beim Bestücken der Bücherzelle einen Teil der etwa 250 Bücher, die ab dem Wochenende in der zweckentfremdeten Telefonzelle kostenlos ausgeliehen werden können. TV-Foto: Klaus Kimmling

Lars, Leonie, Jannis, Lina, Jakob Schnichels und Tanja Hallebach zeigen beim Bestücken der Bücherzelle einen Teil der etwa 250 Bücher, die ab dem Wochenende in der zweckentfremdeten Telefonzelle kostenlos ausgeliehen werden können. TV-Foto: Klaus Kimmling

Niederstadtfeld. Das Geschäft mit den elektronischen Büchern wird zwar immer größer und wichtiger, noch aber sind gedruckte Werke kein Auslaufmodell. Eine besondere Wertschätzung erfahren sie auch in Niederstadtfeld. Dort steht seit Kurzem auf dem Dorfplatz an der Kirche eine alte Telefonzelle. Hörer und Wähltasten sucht man dort allerdings vergeblich, vielmehr ist sie prall gefüllt mit Büchern.
Was steckt dahinter? "Aus der Bürgerschaft ist die Idee eines ,Offenen Bücherschranks\' an mich herangetragen worden", erzählt Ortsbürgermeister Günter Horten. Im Juli hatte sich der Gemeinderat mit dem Vorschlag beschäftigt und ihn für gut befunden. Der Schrank ist in Niederstadtfeld zwar eine Telefonzelle, was am Prinzip aber nichts ändert: "Mit 30 Helfern und Buchspendern haben wir das Angebot geschaffen, ohne formalen Aufwand Bücher auszuleihen oder zu tauschen." An "Rohstoff" mangelt es nicht. Über den ersten Bestand hinaus lagern im Haus des Ortsbürgermeisters noch viele Bücher.
Aber wie an eine Telefonzelle herankommen, die nach Möglichkeit auch möglichst wenig kosten soll? Die Lösung gibt\'s im Internet. Auf Ebay wurde für 200 Euro im nördlichen Rheinland-Pfalz die ausrangierte Zelle gesteigert. "Sie stand in Rengsdorf im Kreis Neuwied. Dort haben wir sie mit vereinten Kräften aufgeladen und nach Niederstadtfeld gebracht", sagt der erste Beigeordnete Jakob Schnichels. Von Gemeindearbeiter wurde die Zelle auf Vordermann gebracht und von engagierten Bürgern mit Regalen, Fußboden und Beleuchtung ausgestattet. Vor einigen Tagen ist die Niederstadtfelder Bücherzelle symbolisch eröffnet worden.
Wie ist die Resonanz bislang? "Bereits bei der Eröffnung wurden die ersten Bücher ausgeliehen und nach der ersten Woche sind Veränderungen in den Regalen zu sehen. Überhaupt wurde die Umsetzung der Idee sehr positiv aufgenommen und die Bücherzelle ist ein Blickfang am Dorfplatz", berichtet Günter Horten. Der demografische Wandel schlägt in dem 490-Einwohner-Dorf in der Verbandsgemeinde Daun noch nicht voll durch. Laut Ortsbürgermeister wurde die Bevölkerungszahl in den vergangenen Jahren in etwa gehalten, denn es gab viele Geburten, deshalb sind zur Hortens Freude "viele Kinderwagen im Dorf zu sehen".
Aber darauf ausruhen? Das tun die Niederstadtfelder nicht, und das schon seit Längerem.
Bereits seit 2012 gibt es die Initiative "Niederstadtfelder helfen einander", eine organisierte Nachbarschaftshilfe. Dabei geht es zum Beispiel um Mitfahrgelegenheiten oder Unterstützung beim Einkaufen und bei Behördengängen. Oder ganz konkret: "Helfen bei Beerdigungen", nennt Ortsbürgermeister Horten ein Beispiel. "Da muss der Kaffee organisiert oder Sargträger gesucht werden, was für immer mehr ein Problem wird."
Die Ansprechpartner der Initiative werden laut Horten von Anfragen nicht "überschüttet, aber es geht auch nicht um kurzzeitigen Erfolg. Das Konzept ist auf lange Sicht angelegt." Die Nachbarschaftshilfe müsse in einigen Jahren funktionieren, wenn es wirklich Probleme im Dorf gebe.
"So etwas stampft man aber nicht von einem Tag auf den anderen Tag aus dem Boden. Deshalb haben wir frühzeitig angefangen." Ein weiteres Projekt, ein Mehrgenerationen-Spielplatz, ist fast fertig und wird im Frühjahr eröffnet.Extra

"Du kannst sie jederzeit nutzen. Du kannst dir ein Buch aussuchen. Du kannst es leihen und zurückbringen. Wenn es dir so gut gefällt, dass du es eine Zeit lang behalten möchtest, darfst du das auch. Wenn es wirklich so gut ist, sollten es aber auch andere lesen. Du kannst es behalten und stellst dafür ein anderes Buch in die Zelle. Wenn du ganz viele Bücher hast, die du bringen möchtest, dann bitte nur so viele wie in die Zelle hineinpassen. Oder einfach: Bring\\' eins, nimm eins."sts

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