Schmuggler brechen zur letzten Tour auf

Roth · Einst herrschte zwischen Belgien und Deutschland ein reges Schmugglertreiben. Keine Profis waren zwischen den Grenzen unterwegs, denn in den Nachkriegsjahren wagten viele Normalverbraucher den verbotenen Gang über die Grenze. Ein Erlebnis, das heute bei einer Wanderung nachvollzogen werden kann.

 Um möglichst authentisch das Erlebnis einer Schmugglertour zu vermitteln, tragen Sabine Petri und Dorita Molter-Frensch als Anna Grenze und Wilma Rüber auch Kleidung nach historischen Vorbildern. Foto: PRIVAT

Um möglichst authentisch das Erlebnis einer Schmugglertour zu vermitteln, tragen Sabine Petri und Dorita Molter-Frensch als Anna Grenze und Wilma Rüber auch Kleidung nach historischen Vorbildern. Foto: PRIVAT

Roth. Sie schleichen über dunkle Wege, huschen durch dichtes Dickicht und scheuen keine noch so abgelegene Lichtung - zwischen Deutschland und Belgien sind wieder Schmuggler unterwegs. Fast 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist es aber nicht mehr die mangelnde Versorgung der Grund für den geheimen Fußmarsch über versteckte Grenzwege - allein Neugier und vielleicht auch ein bisschen Abenteuerlust lockt heutzutage in die Wälder.
Geführt von Anna Grenze und Wilma Rüber, haben die Teilnehmer der als Schmugglertour bezeichneten Wanderung auch keine staatlichen Strafen mehr zu fürchten.
Muckefuck und Mokkatürk


Auf etwa sieben Kilometern führen Sabine Petri und Dorita Molter-Frensch ihre Freizeitschmuggler seit vier Jahren über historisch überlieferte Pfade. Möglichst realistisch solle die Wanderung sein, deswegen habe man sich auch die Alter-Egos Wilma Rüber und Anna Grenze zugelegt, erklärt Dorita Molter-Frensch. Um möglichst das wirkliche Schmugglerleben im Jahr 1947 - erlebbar zu machen, trage sie als Anna Grenze auch nach historischen Vorbildern selbst geschneiderte Kleidung. "Wir wollen bei der Schmugglertour den Gang über die Grenze so nah wie möglich nachvollziehen. Dazu gehören die Kleidung genauso wie die belegten Routen, die wir nutzen. Fast zwei Jahre habe die Recherche für das Angebot gedauert: "Und im Grunde reißt sie auch nicht ab. Wir sprachen und sprechen noch heute mit vielen Zeitzeugen, um auch wirklich möglichst alle Details zu kennen."
Dazu gehören ebenso Berichte von kleinen und großen Schmugglertricks sowie von Muckefuck und Mokkatürk.
Aber auch das Gefühl, das einst aufkam, wollen die Frauen vermitteln. "Auf der Strecke wollen wir nachvollziehen, wo die Menschen damals Angst auf ihrem Weg hatten, wo es für sie wirklich gefährlich wurde und warum sie das Ganze überhaupt auf sich nahmen", sagt Molter-Frensch. Das alles habe man nur über die lange Recherche rausfinden können: "Denn ein Buch, das alles übersichtlich zusammenfasst, gibt es nicht."
Der Aufwand, den die Frauen betreiben, zahlt sich aber aus. "Mehr als 200 Gäste haben in diesem Jahr an der Veranstaltung teilgenommen. Sie ist definitiv eine der bestbesuchten ihrer Art in unserer Gegend", sagt Georg Sternitzke, Leiter der Prümer Tourist-Information.
Wer die Touren bisher verpasst hat, aber neugierig ist, muss sich entweder gedulden oder beeilen. Am Sonntag, 23. November, treffen sich Anna Grenze und Wilma Rüber zum letzten Mal in der Saison am Rathaus in Roth, um gegen 10 Uhr auf die Schmugglerroute aufzubrechen. Die nächste Führung beginnt dann erst wieder am selben Ort zur gleichen Uhrzeit am Sonntag, 19. April 2015. aff
Die Teilnahme kostet 11 Euro (für Kinder 7 Euro). Um Anmeldungen wird wegen der Begrenzung auf 30 Teilnehmer unter Telefon 06551/505 oder per E-Mail gebeten.

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