Geschäftsleute: Zwei Stunden sind nicht genug

Wittlich · Gerade einmal sieben Wochen ist das neue Parkkonzept in Wittlichs Innenstadt gültig. Nun regt sich auch von Seiten der Geschäftsleute Widerstand. Sie befürchten Umsatzeinbußen und fordern einige Änderungen der Regelung.

 Heiß begehrt: die kostenfreien und zeitlich unbegrenzten Stellflächen auf dem hintern Rommelsbachparkplatz. TV-Foto: Klaus Kimmling

Heiß begehrt: die kostenfreien und zeitlich unbegrenzten Stellflächen auf dem hintern Rommelsbachparkplatz. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Wer am späten Vormittag sein Auto auf dem Rommelsbachparkplatz abstellen und länger in der Stadt Wittlich bleiben möchte, muss öfter mal eine Ehrenrunde drehen. Gerade die hinteren Reihen, in denen unbegrenzt und kostenlos geparkt werden kann, sind meist gut gefüllt. Im vorderen Bereich - dort ist die Parkzeit seit der Einführung der neuen Regelung (siehe Extra) auf zwei Stunden begrenzt - gibt es dagegen genügend freie Flächen.
Bei den Geschäftsleuten kommen die Neuerungen nicht gut an. Sie haben negative Auswirkungen bemerkt. "Das Konzept funktioniert nicht", sagt Michael Groth, Vorsitzender des Vereins Stadtmarketing Wittlich. Viele Mitarbeiter von Verwaltungen und Geschäften würden in den Wohnstraßen, auf den Rommelsbachparkplatz oder auf Firmenparkplätze wie etwa des DM-Markts ausweichen. "Wenn wir morgens das Geschäft aufmachen, stehen schon Autos auf dem Parkplatz", beobachtet DM-Marktleiterin Stefanie Heinz-Mittler seit Oktober. Diese belegten oft den ganzen Tag die Fläche. Auch Besucher des Eventums nutzen ihre kostenfreie Stellplätze. "Unsere Kunden beschweren sich, dass sie ihr Fahrzeug bei uns nicht abstellen können."
Keine Zeit zum Anprobieren


Viele Dauerparker, die ein Monatsticket für Kurfürsten- oder Viehmarktplatz besitzen, stellten ihr Auto stadtnah ab, hat Groth bemerkt. Diese Flächen fielen für die Kunden weg. Wieviele Autofahrer ein Monatsticket besitzen, teilt die Stadtverwaltung mit Hinweis auf die sechsmonatige Testphase nicht mit. Groth höre nun häufig von Kunden: "Dann fahre ich gleich zum Bungert, da kostet es nichts und ich kann direkt ans Geschäft fahren."
Ingrid Schmidt von der Boutique Nanu am Platz an der Lieser, bemängelt die Beschränkung der Parkdauer auf zwei Stunden auf dem Parkplatz Rommelsbach. Die Stadtbesucher könnten nicht in Ruhe beim Friseur sitzen, einen Kaffee trinken oder einen Pullover kaufen - und sie ärgerten sich darüber. "Zu uns kommen Kunden, die sagen, ich kann jetzt nichts anprobieren, ich muss zu meinem Auto, die Parkzeit ist abgelaufen." Einige Kaufleute klagen, so Groth, sogar über Umsatzeinbußen.
Grund genug für Stadtmarketing, gemeinsam mit den Gewerbetreibenden Änderungsvorschläge für das Konzept zu erarbeiten. 52 Kaufleute haben das Schreiben unterzeichnet, das der Verein an die Stadtverwaltung und die Fraktionen im Stadtrat geschickt hat. Darin fordern sie, den Bereich Rommelsbachparkplatz mit Parkscheibe auf vier Stunden zu erweitern und das Parken mit Monatstickets nur in den hinteren Reihen zu erlauben.
Alle Anregungen, auch die des Vereins Stadtmarketing, werde die Verwaltung bei der Auswertung nach der Testphase im Frühjahr 2015 beraten, verspricht der städtische Pressesprecher Jan Mußweiler. Dann könnte es für einige Betriebe zu spät sein, befürchtet Groth. "Viele Politiker unterschätzen, wie schnell und in welchem Umfang sich so etwas auswirken kann. Auch wenn die Einbußen nur wenige Prozent betragen, das könnten die Prozente sein, die manchem Geschäft den Todesstoß versetzen."Extra

Mit dem neuen Parkkonzept, das seit 1. Oktober gilt, wurden auch die Parkplätze Eventum, Kurfürsten- und Viehmarktplatz kostenpflichtig. Dort können neben den normalen Parkscheinen Tageskarten für 2 Euro und Monatskarten für 20 Euro erworben werden. Die bislang gebührenpflichtigen Parkflächen im Innenstadtbereich bleiben wie bisher bestehen; die Höchstparkdauer beträgt zwei Stunden, 30 Minuten sind kostenfrei. mehi

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