Über 100 Einwände gegen Mosel-Windräder - Verein Gegenwind fordert neues Fledermaus-Gutachten

Riol/Mehring/Fell · Besorgte Familien aus Riol haben Widerspruch gegen die Änderung des Flächennutzungsplans der VG Schweich eingelegt. Sie sind gegen den Bau von Windrädern im Moseltal. Unterdessen möchte der Verein Feller Gegenwind, dass die Bauleitpläne über den 26. November hinaus öffentlich ausliegen. Viele Bürger wüssten nicht über das Vorhaben Bescheid.

Riol/Mehring/Fell. Nach dem Informationsabend der Gemeinde Longuich zu den Windkraft-Plänen von Juwi und den Stadtwerken Trier in Riol und Mehring (der TV berichtete) nimmt auch in anderen Orten der Widerstand zu. Die Investoren planen neun Windräder auf einem Höhenrücken der Mosel. Mehrere Familien aus Riol haben einen Widerspruch formuliert und wollen ihn an Bürgermeisterin Christiane Horsch (VG Schweich) schicken. Der Brief mit umfangreicher Begründung des Widerspruchs ist an Rioler Haushalte verteilt worden. Im Anhang können sich Bürger solidarisch zeigen und unterschreiben.Weitere Info-Treffen erwünscht


Im Wesentlichen kritisieren die Rioler Familien die "willkürliche Grenzziehung der landesweit historisch bedeutsamen Kulturlandschaft Mosel" in Höhe der Autobahn A 1 und die visuelle Beeinträchtigung durch die Windräder. Auch befürchten sie Nachteile für Tourismus, Natur und Umwelt sowie schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit durch Lärm und Schattenschlag. Auch auf einen möglichen Wertverlust ihrer Häuser und Grundstücke machen sie aufmerksam.
Wie die 196 Meter hohen Rotorriesen sich später von verschiedenen Standorten des Moseltals aus präsentieren, das hatte Peter Gemmar beim Longuicher Infoabend anhand von Visualisierungen veranschaulicht. Gemmar ist Mitglied des Vereins Feller Gegenwind. Dieser weist seit Jahren auf negative Auswirkungen der Windkrafträder bei Fell hin und warnt nun vor möglichen Folgen der in Riol und Mehring geplanten Anlagen. Viele Moseltal-Bewohner seien an sie mit der Bitte herangetreten, auch in ihren Gemeinden Info-Treffen zu organisieren, sagt Erwin Britz vom Gegenwind-Vorstand. Insbesondere in Riol und Mehring bestehe der Wunsch nach Aufklärung. "Die Bürger fordern deshalb, dass die Offenlegungsfrist verlängert wird", sagt Britz. Gegenwind hat bei der VG Schweich eine Fristverlängerung der Offenlage bis 31. Januar 2015 beantragt. Die Zeit benötige man, um angeforderte Stellungnahmen von Sachverständigen auszuwerten. Angeschrieben mit der Bitte um Expertisen habe man die Generaldirektion Kulturelles Erbe, den Verein Weltkulturerbe Moseltal, den Verein Moselwein und die Mosellandtouristik, berichtet Britz. Gegenwind weist die Verwaltung auch darauf hin, dass neues Kartenmaterial vorliege, das für die Einschätzung des Windkraftprojekts wichtig sei. Es seien mehr als 200 stillgelegte Schieferstollen bei Fell dokumentiert und eingezeichnet worden. Diese würden geschützten Fledermausarten als Nacht- und Winterquartier dienen. "Die Stollen sind bisher unzureichend oder überhaupt nicht bei Gutachten berücksichtigt worden", sagen die Gegenwindler. Sie fordern weitere Expertisen. Das Freiburger Institut für angewandte Tierökologie hatte im Auftrag des Investors Juwi für die neun geplanten Standorte im "Windpark Mehring II" ein Fledermausgutachten erstellt (siehe Extra). Die Freiburger Gutachter geben ihrem Auftraggeber grünes Licht. Ihr Resümee: "Wenn die Maßnahmen zur Vermeidung und zum vorgezogenen Ausgleich wie beschrieben durchgeführt werden, so sind durch die geplanten Eingriffe keine erheblichen Beeinträchtigungen von Fledermäusen … zu erwarten."Rat entscheidet nach Fastnacht


Nach Auskunft von Bürgermeisterin Christiane Horsch sind bisher mehr als 100 Anregungen und Bedenken zum Flächennutzungsplan Windkraft eingegangen. Eine Verlängerung der gesetzlichen Auslegungsfrist von einem Monat (morgen, Mittwoch, ist letzter Abgabetermin) sei ausgeschlossen. Allerdings könne der VG-Rat beschließen, ob nachträglich eingereichte Widersprüche einbezogen werden. Der späte Abgabetermin müsse begründet werden. Horsch kündigt an, dass der Rat unmittelbar nach Fastnacht in einer Sondersitzung über die Einwände und den Flächennutzungsplan abstimmt.Extra

Fledermausgutachten: Im Bereich der geplanten Windräder in Riol und Mehring wurden durch Netzfänge zwölf Fledermausarten nachgewiesen. Weitere sechs sollen sich im FFH-Gebiet (Fauna, Flora, Habitat) im Fellerbachtal aufhalten. Eine Wochenstube der Mopsfledermaus wurde außerhalb des Untersuchungsgebiets gefunden, sie nutzt aber den Planungsbereich als Jagdrevier. An allen Windrad-Standorten ist laut Gutachten mit erhöhter Kollision und damit mit Tötungen von Tieren durch sich drehende Rotoren zu rechnen. Die Gutachter empfehlen im ersten Jahr die sporadische Abschaltung der Windräder zu genau festgelegten Zeiten und ein "Gondelmonitoring", um die Kollisionsgefährdung der Mopsfledermaus in größerer Höhe genauer vorhersagen zu können. Auch Ausgleichsmaßnahmen wie Nistkästen an Quartierbäumen werden empfohlen. alf

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