Das Rätsel von Waxweiler: Wem gehören die Gebeine in der Pfarrkirche?

Waxweiler · Bei Bauarbeiten ist vor zwei Jahren in der Pfarrkirche Waxweiler ein unbekanntes Grab gefunden worden. Jetzt veröffentlichte Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Gebeine bis zu Tausend Jahre alt sein könnten.

Der Fund ist so schauder- wie rätselhaft: In 60 Zentimetern Tiefe stießen Bauarbeiter vor zwei Jahren in der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer auf die Knochen eines unbekannten Mannes. Schnell kam die Vermutung auf, dass vielleicht unerwartet beim Ausheben eines Heizungsschachts das verloren geglaubte Grab des Dechanten Gerhard Faber gefunden wurde.

Das Museum am Dom des Bistums Trier nahm sich der Untersuchungen des Fundes an. Nun steht fest: Es kann sich nicht um die Gebeine Fabers handeln - die Knochen sind mindestens 555 Jahre älter als erwartet.

"Es wäre eine Sensation gewesen, wenn wir Fabers Grab gefunden hätten. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse sind aber mindestens genauso spektakulär", sagt Michael Fischer, Vorsitzender des Pfarreienrats Schönecken-Waxweiler.

Das Leibnitz-Labor für Altersbestimmung und Isotopenforschung Kiel hat im Auftrag des Museums am Dom eine Zahnprobe aus dem Grab analysiert. Dabei kam heraus, dass die Bestattung grob auf die Zeit zwischen 1022 und 1155 zu datieren ist, der Dechant wiederum starb 1710. "Der Fund ist somit wirklich historisch und noch sehr viel älter als bisher angenommen", sagt Fischer. Der Tote habe sein Geheimnis also nicht preisgegeben. Er sei mittlerweile wieder in der Kirche bestattet worden. Man könne nur noch spekulieren.

Nicht unwahrscheinlich sei, dass es sich bei den menschlichen Überresten um die eines Priesters handele. Sonst sei niemand in dieser Form in einer Kirche begraben worden. Der Leichnam ist in Ost-West-Richtung bestattet worden.
Die Gebeine zeigen in den Ostchor der alten Kirche von 1771, dort stand seinerzeit der Hauptaltar: "Es lässt sich vermuten, dass auch der Chorraum der früheren gotischen Kirche in etwa an dieser Stelle gewesen ist", sagt Fischer. Allein der Name des Priesters lasse sich nicht mehr finden.
´Mehr Fragen offen als vorher


Zwar ist die Geschichte der Gemeinde laut der Legende vom heiligen Willibrord (siehe Extra) mehr als 1200 Jahre alt, namentlich wird als erster Geistlicher aber erst 1331 Pfarrer Tylkin genannt - um ihn kann es sich also auch nicht handeln. "Nach den Untersuchungen sind mehr Fragen offen als vorher. Wir wissen nicht, zu wem die Knochen gehören, und das Grab Fabers bleibt verschollen."

Die Chronik der Ortsgemeinde Waxweiler gibt nur einen kleinen Hinweis: "1710, 8. September, Sterbetag von Dechant Faber. Sein Grab ist unbekannt. Es ist möglich, dass seine Grabstätte sich in der Pfarrkirche befindet. Vor dem Umbau der Kirche 1923/24 befanden sich im Chorraum zwei Grabplatten. Man hat damals versäumt, diese Gräber zu untersuchen."

Und Michael Fischer vom Pfarreienrat sagt: "Heute sind keine Spuren von Platten zu finden. Wo die Gräber lagen, ist nicht bekannt. Wir dürfen vermuten, dass wir eines gefunden haben. Warum niemand die Gräber untersucht hat, ist eines der weiteren Rätsel."Extra

Im Goldenen Buch der Prümer Abtei ist der erste urkundliche Nachweis einer Kirche in Waxweiler aus dem Jahr 943 zu finden. Vermutlich ist die Kirchengeschichte der Gemeinde aber noch viel älter, soll doch bereits der heilige Willibrord 728 auf seiner Missionsreise in Waxweiler gepredigt haben. Eine Tafel an der heutigen Pfarrkirche erinnert daran und verweist sogar auf einen möglichen Zusammenhang zum Ursprung der Echternacher Springprozession. In einem Ablassbrief aus dem Jahr 1493 wiederum wird eine gotische Kirche in Waxweiler erwähnt - vermutlich stand sie auf einem quadratischen Grundriss am heutigen Standort der Kirche und war vierschiffig aufgebaut. Mitte des 18. Jahrhunderts muss dieser gotische Bau in einem katastrophalen Zustand gewesen sein. 1757 forderte der Trierer Weihbischof Johann Nikolaus von Hontheim den Bau einer neuen Kirche. 1768 wurde er tatsächlich in Angriff genommen und konnte drei Jahre später 1771 schon eingeweiht werden. Die im barocken Stil gehaltene Pfarrkirche wurde mehrfach umgebaut und erweitert. 2004 wurden bei einem Brand der Kirchturm und der Innenraum der Kirche beschädigt. Nach einer Restaurierung wurde sie 2006 von Stephan Ackermann wieder eröffnet. Dieser war damals noch Weihbischof, seit 2009 ist er Bischof. affExtra

Gerhard Faber wirkte von 1656 bis 1709 in der Pfarrei Waxweiler - zunächst als Kaplan, dann als Pfarrer und schließlich als Frühmesser. Er war zudem Dechant des Landkapitels Kyllburg und Bitburg. 1703 gründete er testamentarisch die Faber\\'sche Studienstiftung, um mit den Erlösen aus seinem privaten Grundbesitz junge Theologiestudenten zu unterstützen. Faber starb am 8. September 1710 und wurde vermutlich im Chor der damaligen Pfarrkirche bestattet. Die Stiftung ist bis heute unter dem Namen Gerhard-Faber-Stiftung zur Förderung und Unterstützung kirchlicher Zwecke aktiv.

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