Fahrplan-Umstellung: Bahn verspricht Normalisierung

Föhren/Trier · Die Züge seien zu klein dimensioniert und hoffnungslos überfüllt. Das beklagen Nutzer der Moselstrecke Koblenz-Trier. Gestern hat die Bahn reagiert und längere Züge eingesetzt. Dennoch gibt es weiter Gedränge, vor allem morgens in den Schülerzügen.

 Weil die Bahn Probleme mit der Fahrplanänderung hatte, waren am Montag und Dienstag die Pendlerzüge Richtung Trier hoffnungslos überfüllt. Foto: Privat

Weil die Bahn Probleme mit der Fahrplanänderung hatte, waren am Montag und Dienstag die Pendlerzüge Richtung Trier hoffnungslos überfüllt. Foto: Privat

Föhren/Trier. Margit Haubrich, Bahnfahrerin aus Föhren, hatte schon vor der Umstellung auf den neuen Fahrplan kein gutes Gefühl. Ende Oktober schrieb sie eine Mail an den Zweckverband Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Nord, der für die Umsetzung des neuen Rheinland-Pfalz-Taktes im Norden des Landes und damit auch in der Region Trier zuständig ist (der TV berichtete). Tenor des Schreibens: Nach der Umstellung Mitte Dezember erwarte die Bahnpendler eine "immense Verschlechterung". Sie macht das an "ihrem" Zug fest, der immer um 6.34 Uhr ab Föhren gefahren ist. Diese Verbindung wurde gut angenommen, nicht nur von Trier-Pendlern, auch von Weiterfahrern nach Luxemburg. Nun ist der Zug durch den Fahrplanwechsel weggefallen. Für viele Bahnfahrer, die gegen 7 Uhr ihren Dienst in der Trierer City antreten, sei das ärgerlich, meint Margit Haubrich. Sie müssten künftig fast eine halbe Stunde früher fahren (6.06 Uhr ab Föhren).
Auch die Verbindungen tagsüber von Trier nach Föhren lassen nach Ansicht der Bahnkundin zu wünschen übrig. Bisher habe man nach Dienstschluss zur halben oder vollen Stunde im Halbstundentakt um "20 nach" und "10 vor" problemlos die Züge erreichen können. Bei den neuen Verbindungen um "17 nach" werde es zeitlich knapp. Das gelte vor allem für den Schülerzug um 13.17 Uhr, weil viele Schüler erst noch mit dem Bus zum Bahnhof kämen.Aufs Auto umgestiegen


Die negative Beurteilung seiner Kundin findet der SPNV "wenig berechtigt". Das Gesamtangebot werde "deutlich verbessert" und die Attraktivität des Nahverkehrs "nachhaltig verbessert". Auch die Kritik an den Ankunfts- und Abfahrtszeiten weist der Verkehrsverband zurück: "Die Fahrten werden deutlich besser verteilt." Die Ankunftszeiten in Trier zu den Minuten 11 und 45 seien für die meisten Berufspendler gut geeignet, die häufigen Arbeitsbeginne zur vollen oder halben Stunde würden damit abgedeckt. Auch mit den abendlichen Fahrten im Halbstundentakt glaubt der SPNV, ein "hinreichend dichtes Angebot" zu liefern. Die auf vielfachen Kundenwunsch neu eingeführte Spätfahrt ab Trier (heute 23.16 Uhr, früher 22.20 Uhr) findet auch Margit Haubrich klasse.
Anmaßend findet sie allerdings den Rat einer SPNV-Mitarbeiterin, sich zwecks besserer Ankunftszeiten doch an ihren Chef zu wenden: "Vielleicht können Sie gegenüber ihrem Arbeitgeber die Einführung einer Gleitzeitregelung anregen."
Auch andere Bahnreisende sind unzufrieden: Pendler Johannes Gräber aus Schweich nahm am Montag lieber das Auto als den überfüllten 6.40-Uhr-Zug nach Trier: "Da quetschten sich noch 20 Schüler mühsam rein, mehr ging nicht." Auf Schweich folgen noch vier Haltestellen bis Trier.
Erleichterung an der Pendlerfront gab es am gestrigen Mittwoch. Zugfahrende berichten, dass einige Züge doppelt so groß gewesen seien und die Lage wesentlich entspannter war als am Montag und Dienstag. Allerdings sei der wichtigste Schülerzug (7.13 Uhr ab Föhren) weiterhin überfüllt gewesen.
Die Probleme an den ersten beiden Tagen seien der Fahrplanumstellung geschuldet, sagt Dennis Klees, beim SPNV zuständig für die Angebotsplanung. Einige Regionalexpress-Züge (RE) seien ausgefallen oder stark verspätet gefahren. Die seit Mittwoch fahrenden längeren RE-Züge seien keine Eintagsfliegen, verspricht Klees, sie würden künftig regelmäßig eingesetzt. Das Angebot sei sehr gut. Auf die Abfahrtszeiten am Bahnhof Föhren bezogen sagt Klees: "Zwischen 6.44 und 7.23 Uhr verkehren vier Züge. Das ist ein 15-Minuten-Takt, das kommt schon dem S-Bahn-Niveau in Großstädten nahe."Meinung

Kunden bleiben im Unklaren
Die jüngste Fahrplanumstellung hat mal wieder gezeigt, dass Kommunikation nicht die Stärke der Bahn ist. Da müssen Kunden zusehen, wie Züge ausfallen, sich verspäten oder so klein dimensioniert sind, dass die Hälfte der Fahrgäste stehen muss. Und was wird in den Zügen durchgesagt: "Bitte rücken Sie zusammen …" Kein Wunder, dass sich die Fahrgäste über die Bahn aufregen. Dabei ist ja nicht alles so schlecht, wie es am Anfang ausgesehen hat. Umstellungsprobleme sind keine Schande, zumal wenn es um so eine große Reform wie den Rheinland-Pfalz-Takt geht. Die Kunden erwarten zurecht, das die Bahn nicht nur Neuerungen werbewirksam mit schönen Worten anpreist, sondern auch ein professionelles Krisenmanagement an den Tag legt und frei heraus sagt, woran es hapert. Dann hätten viele Fahrgäste auch mehr Verständnis für die Pannen gehabt. Und womöglich wäre der ein oder andere Pendler, der aus lauter Frust aufs Auto umgestiegen ist, um zur Arbeit zu fahren, doch noch bei der Stange geblieben. Man darf gespannt sein, was die auf März verschobene Kupplung der aus Saarbrücken und Koblenz kommenden Züge Kiss und Flirt in Trier bringt. Für die Berufspendler frühmorgens in Richtung Trier habe das keine Auswirkungen, sagt die Bahn auf Anfrage. Aha, gut zu wissen. a.follmann@volksfreund.de

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