Beiträge für Hort- und Krippenplätze in Trier steigen deutlich - Eltern verärgert über späte Information

Trier · Der Trierer Stadtrat hat im Juli beschlossen, die Elternbeiträge für Krippen- und Hortplätze völlig neu zu berechnen. Betroffen sind Kinder unter zwei Jahren sowie im Schulalter. Viele Eltern erfuhren davon erstmals Anfang Dezember. Dabei tritt die Änderung schon im Januar in Kraft. Zahlreiche Familien und Alleinerziehende müssen sich auf deutlich höhere Kosten einstellen.

Trier. Das Schreiben der Stadtverwaltung Trier an die Eltern kam pünktlich zum Advent, doch vorweihnachtliche Freude wollte nicht so recht aufkommen. Im Gegenteil: Nach der Lektüre waren viele Empfänger erst einmal bedient. Schließlich hatten sie soeben erfahren, dass auf sie schon ab Januar deutlich höhere Ausgaben zukommen werden. Weil sich zudem die Berechnungsgrundlage der Elternbeiträge für Krippen- und Hortplätze ändert, steht den Betroffenen jetzt einiges an Papierkram ins Haus.Die Zeit ist knapp

Beschlossen hatte der Stadtrat das Ganze schon im Juli. Die Verwaltung sandte ein auf 19. November datiertes Infoschreiben für die Eltern an die Kitas. Der Brief wurde vielen Eltern jedoch erst Anfang Dezember ausgehändigt. Nun ist die Zeit knapp - und der Ärger groß. Viele fühlten sich vor vollendete Tatsachen gestellt, sagt Chun Hee Kim-Küsters. Sie ist Mitglied im Elternausschuss der Kita Trimmelter Hof und selbst nicht betroffen. Doch die junge Mutter weiß von verärgerten Eltern zu berichten: "Das kam für alle sehr überraschend. Es wurde nur noch mitgeteilt, dass die Beiträge steigen werden. Gründe wurden dabei keine genannt."

Eine alleinerziehende Mutter, die namentlich nicht genannt werden möchte, sagt: "Auf mich kommen wohl 600 Euro mehr im Jahr zu. Ich bin gerne bereit, das zu zahlen, weil ich weiß, was der Hort meinem Kind und mir bietet. Aber ich wäre gerne früher informiert worden." Nach TV-Informationen gibt es Familien, deren jährliche Mehrbelastung sogar im vierstelligen Bereich liegt.

Wurden die Beiträge bislang auf Basis des steuerpflichtigen Bruttoeinkommens abzüglich pauschalierter Prozentsätze berechnet, zählt künftig das "bereinigte Nettoeinkommen" (siehe Artikel "Eine sozial gerechtere Einstufung"). Denn aus Sicht der Stadt wurden bislang "nicht alle sozialen Belange in ausreichendem Umfang berücksichtigt". So hätten etwa Grenzgänger, die in Luxemburg arbeiten, "vergleichsweise geringere Lohnabzüge und damit höhere Nettoeinkünfte". Auch auf das höhere Kindergeld im Nachbarland reagiere man nun mit der Neuregelung.

Im Rathaus verteidigt man die Maßnahme auch mit dem Hinweis, dass die Beiträge seit 16 Jahren "erstmalig nennenswert verändert" würden. Zudem verfolge man das Ziel, "der größeren Spreizung der Elterneinkommen Rechnung zu tragen, also die Gebührenstaffelung noch gerechter zu gestalten". Doch die Stadt will auch ihre Einnahmen steigern, und sie muss es auch. So sieht das Kita-Gesetz vor, dass 17,5 Prozent der Personalkosten der Einrichtungen durch Elternbeiträge gedeckt werden sollten - in Trier waren es 2012 nur acht Prozent. 2013 verbuchten die Träger für mehr als 700 betreute Kinder nur rund 600.000 Euro an Elternbeiträgen; 2015 soll dieser Betrag um etwa 200.000 Euro steigen. Eltern mit geringen Einkommen und mehr als drei Kindern bleiben weiterhin beitragsfrei, so das Jugendamt. Familien mit geringen Einkommen würden zudem entlastet, da die Einkommensgrenzen angehoben werden.

Doch wer zahlt, muss meist deutlich tiefer in die Tasche greifen. So steigt der Höchstbeitrag für Kinder unter zwei Jahren, die ganztags betreut werden, von 352 auf 546 Euro. Bei Hortkindern werden bis zu 382 Euro fällig - bisher lag der Maximalbeitrag bei 263 Euro. Für Familien, die zwei oder drei Kinder in der Betreuung haben, kommt es noch dicker: Nach der alten Regelung zahlten sie ab dem zweiten Kind die Hälfte. Dieser "Rabatt" fällt weg, bestätigt die Stadt und verweist darauf, dass für Familien mit mehr als einem Kind höhere Einkommensgrenzen gelten, somit also eine gewisse Entlastung garantiert sei. Allerdings gleicht diese den früheren Vorteil nicht aus.

Sonderkündigungsrecht

Im Rathaus rechnet man nicht mit einer Abmeldewelle. "In Einzelfällen" könne es dazu kommen, dass Eltern ihre Schützlinge abmeldeten, doch "eine größere Anzahl wird nicht erwartet, da die Regelung auf vertretbare Belastungen des Familieneinkommens durch Gebühren abzielt".

Nach TV-Informationen haben jedoch einige Eltern ihre Kinder bereits zum Januar abgemeldet. Möglich ist das: "Für die Ende November 2014 zum 1. Januar 2015 angekündigte Beitragsänderung wird ein Sonderkündigungsrecht zum 31. Dezember 2014 akzeptiert", teilte das Jugendamt auf Anfrage mit.

Meinung

Desaströse InformationspolitikDass viele Eltern die Erhöhung ihrer Hort- und Krippenbeiträge empört, ist verständlich. Auch wer nicht knapp bei Kasse ist, würde auf eine derart massive Kostensteigerung gerne verzichten. Und wer mit seinem Geld sorgsam wirtschaften muss, muss nun schauen, wie er die Mehrausgaben verkraftet.

Dabei wissen Familien nur zu gut, was die Einrichtungen und deren Mitarbeiter für sie und ihre Kinder leisten: Für viele Alleinerziehende eröffnen sie überhaupt erst die Möglichkeit, einer Beschäftigung nachzugehen. Doch auch Eltern, die nicht getrennt leben, profitieren: Wohin mit dem Nachwuchs während der zwölf Wochen Schulferien im Jahr? Ganztagsschulen sind keine wirkliche Alternative.

Bei der anstehenden Änderung lässt die Informationspolitik der Stadt sehr zu wünschen übrig. Mit so einer "Hiobsbotschaft" bis kurz vor Jahresende zu warten, obwohl die Erhöhung schon zum Januar kommt, ist eine Zumutung! Im Schreiben keine Gründe für die Änderungen zu nennen, ist gedankenlos. Und dass sich auf den städtischen Internetseiten bis dato nur die alte Beitragstabelle abrufen lässt, ist unprofessionell.

Gerade weil die Verantwortlichen damit rechnen mussten, dass viele Eltern verärgert reagieren, hätten diese deutlich früher und umfassender informiert werden müssen. trier@volksfreund.de

Extra

Im Dezember 2013 musste für 214 Kinder unter zwei Jahren ein einkommensabhängiger Elternbeitrag gezahlt werden. Zum gleichen Zeitpunkt waren 488 Hortkinder beitragspflichtig, beziffert das Jugendamt. Aktuell gibt es in Trier 19 Kindertageseinrichtungen, in denen in 40 Gruppen 536 Plätze für Schulkinder angeboten werden. Pläne, dieses Angebot einzuschränken, gebe es nicht, versichert die Stadt. Im Gegenteil: Derzeit werde die Einführung von Hortangeboten für Mariahof, Ehrang und St. Matthias geprüft. mstBerechnung soll gerechter werden

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