8,7 Millionen Euro machen gute Luft

Wittlich · Wittlich ist Standort vieler Wirtschaftsunternehmen. Einer der größten Betriebe ist nicht auf schnelles Geld aus, sondern auf Erhalt und Pflege seiner selbst sozusagen: der städtische Wald. Dessen forstwirtschaftliche Bilanz legt Mario Sprünker alljährlich vor. In der Betriebsplanung hat er das Ziel erreicht.

Wittlich. So wie es in der Natur jahreszeitlich Typisches gibt, so ist es auch in der Kommunalpolitik. Gerade ist die Saison der Bilanzen. Die Hauptbilanz ist naturgemäß der städtische Haushalt für das kommende Jahr. Der ist offensichtlich noch nicht ganz ausgereift. Er wird erst im Januar beschlossen. Anders ist das bei der Bilanz für den städtischen Wald. Die wurde am Donnerstagabend dem Stadtrat vorgelegt. Und Wittlichs Wald strahlt auch als Bilanz stets Ruhe und Zufriedenheit aus: Seit Jahren nehmen die Stadträte das Zahlenwerk mit Wohlwollen zur Kenntnis. Selbst wenn mal unterm Strich eine rote Zahl steht. Aber aktuell gibt es die nicht. Stadtförster Mario Sprünkers Rechnung geht fast null auf null auf: Mit 7800 Euro Plus fürs kommende Jahr wird gerechnet. Dabei bleibt Mario Sprünker der Devise seiner Vorgänger treu, - er selbst hat das Amt vor fünf Jahren vom heutigen Bürgermeister Joachim Rodenkirch übernommen -, den Wald für kommende Generationen zu bewirtschaften und zu sichern. Diese generationenübergreifende Sicht wird auch ganz praktisch mit Leben erfüllt: Wittlichs Kindergartenkinder und Grundschüler kommen regelmäßig zu Projekten und Führungen in den Stadtwald.
Und Wittlichs grünes Kapital darf von Jahr zu Jahr wachsen: Das heißt, es wird mehr Holz stehen gelassen, als geschlagen und zu Geld gemacht wird. Immerhin geht es rein bilanziell um ein stattliches Vermögen: 8,587 Millionen ist der gesamte Betrieb Wald wert, auch wenn sich dafür nie ein Käufer finden würde. Er müsste theoretisch rund 2,25 Millionen Euro für den Boden (1200 Hektar), 8,15 Millionen Euro für den Aufwuchs also Baumbestand und 186 000 Euro für die Infrastruktur (etwa Wege) zahlen. Und immerhin könnte er einen Gesamtholzvorrat von 221 000 Festmetern sein eigen nennen, wobei 69 Prozent teils wertvolles Laubholz sind.
Auch Wittlichs Kommunalpolitiker kennen den Stadtwald nicht nur als Zahlenwerk. Wie jeder Bürger können sie ihn als Naherholungsgebiet privat nutzen: für den Spaziergang oder den Sport. Aber sie haben ihn dieses Jahr auch einmal offiziell angeschaut. Immerhin ist nach der Kommunalwahl teils eine neue Generation Stadträte am Ruder. Sie hatte im Juli Gelegenheit, eine Führung Mario Sprünkers im Mundwald zu erleben und Hintergründe zu Wittlichs wachsendem Kapital zu erfahren.
Denn grundsätzlich ist das, was man gemeinhin Wald nennt und primär als Natur erlebt, ein forstwirtschaftlicher Betrieb. Und dessen Produkt Holz ein Geschäft. Es unterliegt besonderen Bedingungen, die eben nicht einfach kalkulierbar sind: genannt seien Stürme oder Schädlingsbefall aber auch naturgemäß der Holzpreis.
Wer dann noch das Oberziel der Wittlicher Forstwirtschaft in den Stadtratsunterlagen liest, weiß auch, dass es eben nicht um ein alltägliches Geschäft geht: "Optimierung des Gesamtnutzens des Stadtwaldes für die Bürger der Stadt Wittlich unter Berücksichtigung der vielfältigen Nutzungsansprüche. Nachhaltige Entwicklung und Erhaltung eines Waldökosystems auf Grundlage der naturnahen Waldbewirtschaftung. Ausgewogenheit zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialfunktion der Gesamtnachhaltigkeit im Stadtwald Wittlich." Es gilt eben das Sprichwort, in dem es heißt: "Der Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume".

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