Panne an der Uni Trier: Neues Zulassungsverfahren bringt Psychologiestudenten Probleme

Trier · Stress für Psychologiestudenten: Wegen Pannen beim Zulassungsverfahren für diesen Studiengang sind Seminar und Vorlesungen hoffnungslos überfüllt. Die Unileitung reagiert und stellt zusätzliches Lehrpersonal ein – ab dem Sommersemester.

 Volle Hörsäle an der Uni sind seit einiger Zeit ein Problem. Die Verantwortlichen suchen nun eine Lösung.

Volle Hörsäle an der Uni sind seit einiger Zeit ein Problem. Die Verantwortlichen suchen nun eine Lösung.

Foto: Friedemann Vetter

150 Erstsemsterstudenten im Fach Psychologie sind an der Universität Trier üblich. 270 sind es derzeit. Studierende berichten von überfüllten Seminaren und Hörsälen. "Viele Studenten können in diesem Semester kein einziges Seminar besuchen, weil das Angebot einfach nicht groß genug dafür ist", klagt Kathrin M. (Name geändert). Bis heute habe niemand erklären können, warum es in dem Numerus-Clausus-Fach zu solchen Zuständen kommen konnte, klagt sie im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. "Die wegen Überfüllung nicht belegten Seminare werden wir nur schwer im kommenden Semester nachholen können", sorgt sich die junge Frau. "Aber natürlich quält uns auch die Frage, ob es für diese hundert zusätzlichen Studenten letztlich später auch genug Masterplätze geben wird.

Mit den Klagen und Sorgen der Studierenden konfrontiert, verweist Universitätspräsident Michael Jäckel auf die neue bundesweite Studienplatzvergabe DoSV (Dialogorientiertes Serviceverfahren), die auch für das Numerus-Clausus-Fach Psychologie relevant ist. "Mit diesem Verfahren sind wir im aktuellen Wintersemster wieder zutiefst unzufrieden, sodass wir im September reagieren mussten und Bewerbern eigenständig Zulassungen zugesendet haben." Insgesamt erhielten so deutlich mehr als 270 junge Menschen die Zusage, in Trier Psychologie studieren zu können. Die auf den Erfahrungen vergangener Jahre begründete Kalkulation, dass viele von ihnen sich dennoch für eine andere Universität entscheiden würden, erfüllte sich aber nicht. "Sehr viele Studierende haben sich in letzter Minute für Trier entschieden", sagt Jäckel, der auch von ungewöhnlich vielen Studienanfängern in den Bereichen Erziehungswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre und Rechtswissenschaften spricht.

So dramatisch wie im Fach Psychologie sei die Situation dort jedoch nicht. Am Mittwoch sei dafür eine Lösung vereinbart worden. Unipräsident Jäckel: "Wir werden am Ende des Wintersemsters Blockveranstaltungen anbieten, damit alle Studierende die Möglichkeit haben, zum Beginn des zweiten Semsters auf gleichem Wissensstand zu sein. Zudem werden für das Sommersemester zusätzliche Lehraufträge für das Fach erteilen." Dritter Baustein sei eine zusätzliche Lehrkraft für besondere Aufgaben. Damit könne die Zahl der Lehrveranstaltungen vergrößert werden.

In den kommenden zwei Jahren soll damit die schwierige Situation abgefedert werden. "Anfang 2016 werden wir dann neu beraten wie weiter zu verfahren ist", verspricht Jäckel.

Meinung



Kein gutes Zeugnis

Gut gemeint bedeutet nicht gut gemacht. Ein Beispiel dafür ist das Dialogorientierte Serviceverfahren, mit dem Studienanfänger wesentlich schneller den Weg zu ihrer favorisierten Hochschule finden sollen. Für die Universitäten soll das neue Zulassungsverfahren früher und sicherer Gewissheit darüber bringen, wen sie als neue Studierende im anstehenden Semester begrüßen dürfen.
Leider ist das noch Theorie. Die Geburtswehen des seit Jahren in Fachkreisen umstrittenen zentralen Zulassungsverfahrens DoSV sind groß. Die Sorge des Unipräsidiums, im neuen Semester nicht alle der eigentlich begehrten Studienplätze vergeben zu können, hat letztlich zum Gegenteil geführt.
Unter den Folgen des doppelten Vergabeverfahrens müssen nun die Studierenden leiden. Übervolle Seminare und Hörsäle wie im Fach Psychologie sind schlecht. Nicht tolerierbar ist es, wenn Studierende notwendige Seminare wegen Überfüllung gar nicht besuchen können.
Mit Extra-Blockveranstaltungen am Ende des Semesters und zusätzlichen Lehrkräften ab dem Sommerhalbjahr reagiert die Hochschule nun auf die Misere - etwas spät, aber bestimmt. Bedenklich bleibt allerdings, dass sich ein Drama wie im Fach Psychologie jederzeit wiederholen kann, auch in anderen Fächern, solange das neue Zulassungsverfahren nicht hält, was es verspricht. Eine gutes Abschlusszeugnis erhält DoSV jedenfalls nicht.
r.neubert@volksfreund.de

Extra Zulassungsverfahren DoSV


Seit dem Wintersemester 2012/2013 gibt es unter anderem an der Universität Trier ein neues, zentrales Zulassungsverfahren. Das Dialogorientierte Serviceverfahren (DoSV) der Stiftung für Hochschulzulassung soll die Vergabe von Studienplätzen beschleunigen. Die Universität Trier nimmt unter anderem mit dem Studiengang Psychologie daran teil, für den eine Numerus-Clausus-Beschränkung gilt. Nur wer eine bessere Abiturnote als 1,7 vorweisen kann, hat sofort Anspruch auf einen Studienplatz. Im DoSV kann jeder Abiturient bis zu zwölf Bewerbungen für unterschiedliche Hochschulen abgeben. In einer mehrstufigen Koordinierungs- und Entscheidungsphase geben die Bewerber Ranglisten für ihre favorisierten Unis an. An dem DoSV nehmen noch nicht alle Hochschulen teil. Zudem gibt es Kritik an der noch nicht vollständig ausgereiften Software. Auch deshalb gibt es an vielen Universitäten die Möglichkeit zu individuellen Bewerbungen, parallel zum zentralen Vergabesystem.
hochschulstart.de

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