Im Eifelland ein Birnbaum stand: Wahrzeichen gefällt, Bürger verärgert

Holsthum · Er hat Napoleon und zwei Weltkriege überlebt, aber jetzt gibt es ihn nicht mehr: Den mehrere Hundert Jahre alten Birnbaum an der Ferschweiler Straße in Holsthum (Eifelkreis Bitburg Prüm). Der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz hat ihn gefällt. Anlieger sind verärgert.

Holsthum. Es passierte am Freitag vor einer Woche (12. Dezember). Es ist kurz vor acht Uhr am Morgen. Hans-Joachim Heck steigt gerade ins Auto. Er muss nach Oberweis zu einem beruflichen Termin. Er erinnert sich: "Ich sah schon, als ich ins Auto stieg, dass da unten an der Ecke was los ist", erzählt er. Mit "da unten an der Ecke", meint er die Kreuzung Ferschweiler Straße/Auf der Hütte. Dort steht seit mehreren Hundert Jahren ein rund fünfzehn Meter hoher Birnbaum.

Bis in die 1980er Jahre, so sagt es Heck, "hat er mir gehört". Dann kam die Flurbereinigung, da habe er ihn abgeben müssen. "Aber ich habe mir das Nutzungsrecht gesichert, die Früchte des Baums sollte ich bekommen." Das sei, so versichert der Holsthumer, damals mit dem Trierer Kulturamt und seinem Anwalt schriftlich festgehalten worden. Die Unterlagen seien ihm über die Jahre allerdings abhanden gekommen.

Als er an jenem Freitagmorgen am Birnbaum vorbeifährt, denkt er sich zunächst nichts dabei, als er mehrere Männer mit schwerem Gerät sieht, wie sie sich an dem massiven Stamm zu schaffen machen: "Ich dachte mir, die vom LBM betreiben Baumpflege."

Doch als Heck wenig später von seinem Termin zurückkehrt, traut er seinen Augen nicht. "Der Baum war weg, komplett, nur der Stumpf war noch zu sehen." Heck ist fassungslos. Auch deswegen, weil der Baum seit den 1980er Jahren als Naturdenkmal des Landes eingetragen war. "Der damalige Förster und Mitbegründer des Naturparks, Peter Göbel, hat das veranlasst." Er sei "ganz schön stinkig", betont Heck. "Der Baum hat Napoleon, die Preußen und zwei Weltkriege überlebt, aber den LBM nicht."

Der LBM ist der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz. Der Birnbaum an der Ferschweiler Straße steht auf LBM-Gelände. Nachfrage beim Leiter des zuständigen LBM in Gerolstein, Harald Enders. Er sagt: "Anlieger haben sich an uns gewendet, mit der Bitte, den Baum zurückzuschneiden." Daraufhin habe man einen externen Gutachter eingeschaltet. "Dieser kam zum Urteil, der Baum befinde sich eindeutig in der Absterbephase", berichtet Enders. Eine "Revitalisierung" des Baumes sei nicht mehr zu erwarten gewesen. "Da sich der Baum unmittelbar am Verkehrsraum befindet, war es nicht mehr vertretbar, irgendwelche Kronenpflegemaßnahmen zu versuchen."

Zum Stichwort Naturdenkmal erklärt Enders: "Die Abstimmung mit der Unteren Landespflegebehörde ergab, dass es sich - trotz des am Baum befindlichen Schildes - nicht um ein rechtlich festgesetztes Naturdenkmal handelt." Aber auch wenn der Baum eines gewesen wäre, hätte dies an der Gefährdungslage und der notwendigen Konsequenz nichts geändert, so der LBM-Chef weiter. In Kürze soll im Ort ein Ersatz "in angemesser Größe" gepflanzt werden.

Für Piet Weber, dessen Haus unmittelbar neben dem ehemaligen Birnbaum steht, ist das kein Trost. Er fragt: "Warum hat man den Baum nicht auf Stammhöhe zurückgeschnitten?" Dann, so findet er, hätte er niemanden gefährdet und man hätte ihm immerhin noch eine Chance gegeben.

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