Wo einst Bären schliefen

Gerolstein · Vor Hunderttausenden von Jahren ist die Buchenlochhöhle entstanden. Den Neandertalern bot sie bereits Schutz vor Gefahren. Aber auch die frühen modernen Menschen fanden hier Unterschlupf und im Zweiten Weltkrieg flüchteten einige Menschen hierher vor den Bombenangriffen.

Gerolstein. Wie durch einen Märchenwald mit einer Treppe aus Baumwurzeln, meterhohen geraden Felswänden, Moos in allen grünen Schattierungen und uralten Buchen geht man durch die Gerolsteiner Dolomiten zur Buchenlochhöhle, die man nicht mit dem Auto erreichen kann. Auf einem schmalen Pfad, auf dem man nur hintereinander laufen kann, könnte man die höher gelegene Buchenlochhöhle fast übersehen, aber eine steile Holztreppe führt zu ihr hinauf.
Von unten sieht man nur eine große ovale Öffnung, und beim Eintreten müssen sich die Augen erst einmal an die Dunkelheit in der Höhle gewöhnen, in der es momentan ungefähr so kalt wie draußen ist, zwischen sechs und zehn Grad Celsius. An den rauen Wänden fließt durch die Klüfte des Gesteins ein wenig Wasser in die Höhle, und die Luft ist frisch und angenehm kühl.
140 Meter über der Kyll


Maria und Josef hätten eine solche Höhle wie die Buchenlochhöhle bei Gerolstein als Unterschlupf gut brauchen können. Denn sie bietet seit mindestens 30 000 Jahren Menschen Schutz vor Gefahren. Die Buchenlochhöhle liegt auf ungefähr 500 Metern Höhe, 140 Meter über dem Flussbett der Kyll in Gerolstein, am Westhang des Felsmassivs der Gerolsteiner Dolomiten. Sie ist 30 Meter lang und bis zu vier Meter hoch. Das jüngste Beispiel für ihre Schutzfunktion ist der Zweite Weltkrieg. Damals haben im Winter 1944/1945 ungefähr 30 Personen dort für mehrere Monate Unterschlupf gefunden. Mit dabei war auch Rainulf Poster, der damals sieben Jahre alt war.
Er sagt: "Mehrere Familien mit kleinen Kindern und alten Menschen haben damals dort gelebt. Der Eingang war mit Brettern zugenagelt, jede Familie hatte eine Nische, in der Stellagenbetten waren. Gekocht wurde gemeinsam auf dem Feuer."
Sogar der Großvater von Rainulf Poster ist damals dort gestorben. "Mit dem Schlitten haben sie ihn zum Friedhof gezogen und beerdigt", erklärt er. Wie es vor 30 000 Jahren war, als die ersten Menschen die Buchenlochhöhle bevölkerten, ist nicht klar. Dass sie da waren, beweisen aber Steinwerkzeuge aus der Zeit, unter anderem Faustkeile, Elfenbeinringe und Pfeilspitzen, die hier gefunden wurden.
Peter Bitschene, Leiter des Naturkundemuseums Gerolstein sagt: "Die Menschen hatten damals, während der letzten Eiszeit, hier sehr gute Lebensbedingungen. In den Tälern grasten die Mammuts, es gab viele Tiere zum Jagen. In der Kyll die Fische, dazu Heil- und Mineralquellen. Auch die ältere Verwandtschaft des modernen Menschen, die Neandertaler haben wahrscheinlich die Höhle genutzt." Woher die Höhle aber ihren Namen hat, weiß selbst der Wissenschaftler nicht. Vor den Menschen haben die Höhlenbären schon hier überwintert. Das beweisen Knochenfunde. Entstanden ist die Höhle vor mehreren Hunderttausend Jahren.
Das Munterleyplateau lag damals im Grundwasserbereich. Im Kalkgestein gab es verschiedene Klüfte, durch die das Niederschlagswasser ins Grundwasser lief. Da das Wasser durch das CO{-2} aus der Luft und die Atmung der Mikroorganismen leicht sauer war, zersetzte es das Gestein. Bei der nächsten Hebung des Gebirges ist das Wasser dann herausgelaufen und die Höhle ist übrig geblieben.
Diesen Prozess der Höhlenbildung durch Auswaschung und Lösung von Kalk nennt man Verkarstung. Die Buchenholzhöhle ist also eine Karsthöhle.
Hier fühlen sich Fledermäuse und seltene Spinnenarten, wie beispielsweise Nestius-Spezies, die weiß-rot-schwarze Beine haben, sehr wohl. Zum Schutz für die Menschen wird die Höhle heute nicht mehr gebraucht, aber 5000 Besucher hat sie jedes Jahr.
Extra

 Der Weg zur Buchenlochhöhle ist ausgeschildert. TV-Foto: Christina Bents

Der Weg zur Buchenlochhöhle ist ausgeschildert. TV-Foto: Christina Bents

390 Millionen Jahre Erdgeschichte live kann man erleben, wenn man von der Touristinformation in Gerolstein aus auf dem Gerolsteiner Felsenpfad wandert. Von dort geht der Besucher zum Brunnenplatz und zur Helenenquelle. An der Kyll entlang spaziert man über die keltisch-römische Kult- und Brunnenstätte Sidinger Drees zum Sarresdorfer Lavastrom, dem jüngsten Lavastrom Deutschlands. An der Erlöserkirche vorbei kommt der Wanderer in die Gerolsteiner Dolomiten zum Munterley-Plateau, dann geht es weiter zur Buchenlochhöhle. Am Krater der Papenkaule erklärt sich der Ursprung des Sarresdorfer Lavastroms. Die Buchenlochhöhle liegt auch am Eifelsteig. Verschiedene Flyer zu Wanderwegen rund um die Buchenlochhöhle gibt es in der Touristinformation Gerolstein, Brunnenstraße 10, in Gerolstein. chb

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