Der Pfarrer geht auf Wanderschaft

Irmenach · Die Gläubigen aus Irmenach, Lötzbeuren und Raversbeuren haben ihrem Pfarrer Ulrich Müller einen herzlichen Abschied bereitet. Müller verlässt nach 22 Jahren seine Gemeinde.

 Pfarrer Ulrich Müller inmitten des Kinderchors Irmenach-Beuren. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Pfarrer Ulrich Müller inmitten des Kinderchors Irmenach-Beuren. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Irmenach. Als Pfarrer Ulrich Müller die Wanderschuhe anzieht, die Wanderstöcke greift und sich den Rucksack umhängt, um "ein letztes Mal" den Weg auf die Kanzel anzutreten, verbildlicht das die Stimmung in der vollbesetzten Irmenacher Kirche wie kein anderer Moment der Messe. Denn im Augenblick des Abschiedes von seiner Gemeinde Irmenach, Lötzbeuren und Ravers beuren appelliert der 53-Jährige während seiner Predigt immer wieder an die Chancen, die sich aus einem Wechsel ergeben.
Er spricht von seinen Wegen, die er gehen möchte, und fordert die Leute auf, das Gleiche zu tun. "Ihr habt was drauf, aus dem viel Gutes entstehen kann", sagt er zu den Gläubigen. Mit Gott an der Seite ständen den Menschen viele Türen offen. Und als er seine Predigt mit den Worten beschließt: "So Ihr Lieben, das war\'s. Ich bin dann mal weg", brandet Applaus durch die Irmenacher Kirche.
Überhaupt scheint die Freude, dass Müller die lange Zeit von 22 Jahren in der Gemeinde tätig gewesen ist, die Trauer über seinen Abschied zu überwiegen, auch wenn in die Ansprachen zu seiner Verabschiedung so mancher Tropfen Wehmut einfließt. "Ich bin immer gerne zu Dir gekommen. Du hattest ein großes Herz für die Kinder", sagt Ruth Weinz, die zusammen mit dem Kinderchor Irmenach-Beuren die letzte Messe Müllers musikalisch begleitet. Mit dabei sind auch der Kirchenchor und die Bläsergruppe.
Stets eine gute Wahl gewesen


Mit Müller sei die kreative Verlässlichkeit gekommen, sagt Superintendent Horst Hörpel. Er sei bei allen Aufgaben stets eine gute Wahl gewesen.
Der Vater von drei Kindern ist künftig in Wetzlar als Berufsschulpfarrer tätig. Hauptgrund für seinen Wechsel ist die Belastung aus zwei verschiedenen Aufgaben.
Denn seit 2007 hatte er nicht nur seine Gemeinde betreut, sondern war zusätzlich im Gymnasium in Traben-Trarbach als Schulpfarrer tätig gewesen. Beides sei schwer zu kombinieren gewesen, sagt er. Deshalb hat sich Müller eine Tätigkeit gesucht, wo er etwas mehr Luft bekommt. Zudem haben gesundheitliche Gründe bei seiner Entscheidung eine Rolle gespielt. "Auch wenn man älter ist, will man seine Aufgabe noch erledigen können", sagt er.
In den drei Dörfern habe er während seiner Zeit viele Ideen verwirklichen können. Die größte Aufgabe sei es gewesen, in den Zeiten des demografischen Wandels die Kirchengemeinde mit Perspektive auf die Zukunft gut aufzustellen. Während seiner Zeit sind Seniorenkreise, genannt "Maje-Clubs", Kindergottesdienste und Brückenfeste eingerichtet und ein Kinderchor aufgebaut worden. Kirche als Heimat zu erleben, sei ihm wichtig gewesen. Er habe sich während der 22 Jahre in seinen Gemeinden immer wohl gefühlt. So kann Müller zusammenfassen: "Ich bin zum Hunsrücker geworden." cst

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