"Luder, Bastard, Schwarzarbeiter": 49-Jähriger aus der Verbandsgemeinde Schweich wegen Attacken vor dem Landgericht

Trier · Das Landgericht Trier verhandelt seit gestern über den Fall eines 49-Jährigen aus der Verbandsgemeinde (VG) Schweich, der seine Nachbarschaft seit Jahren mit Beleidigungen und auch Tätlichkeiten attackiert haben soll. Außerdem werden ihm schwere Verkehrsdelikte vorgeworfen. Der Mann hat die Taten zum Prozessauftakt eingeräumt.

Trier. Die Anklageschrift von Oberstaatsanwalt Thomas Albrecht ist lang - aufgezählt werden Delikte aus einem Zeitraum von rund fünf Jahren. Immer wiederkehrend ist die Beleidigung. Dazu kommen Körperverletzung, Bedrohung, Hausfriedensbruch, Fahren unter Alkohol und Fahren ohne Fahrerlaubnis. Als Opfer genannt werden überwiegend Nachbarn des Angeklagten.
Laut Albrecht soll der heute 49-jährige Mann seine Nachbarinnen und Nachbarn grundlos auf offener Straße mit "Luder", "Bastard", "Lügner", "Kuckuck" und gerne auch mit "Schwarzarbeiter" tituliert haben. Hinzugekommen seien Tritte und Handverdrehen im Streit mit einer Nachbarin sowie ein anderer Anwohner im "Schwitzkasten".

Aus rechtlicher Sicht sind diese Delikte nur Sache des Amtsgerichts. Und das waren sie auch, bis die erste Instanz nach immer neuen Fällen schließlich der Meinung war, dass nun ein psychiatrisches Gutachten erforderlich sei. Das kann wiederum nur vom Landgericht bestellt werden. Daher hat nun die Erste Große Strafkammer unter der Vorsitzenden Richterin Petra Schmitz den Fall. Begleitet wird der Prozess von der psychiatrischen Sachverständigen Dr. Sylvia Leupold und von einem betroffenen Nebenkläger, vertreten durch den Trierer Rechtsanwalt Rudolf Zimmer. Verteidiger ist der Trie-rer Rechtsanwalt Otmar Schaffarczyk.

"Was der Oberstaatsanwalt gesagt hat, ist so richtig. Aber ich möchte mich umfassend dazu äußern", erklärt der 49-Jährige nach Verlesung der Anklageschrift. Heraus kommt ein rund dreistündiger Vortrag des Angeklagten mit detailliertem Lebenslauf bis hin zu den Namen seiner Grundschullehrer. Gezeichnet wird ein von viel Selbstmitleid geprägtes Bild, wobei das enorme Detailgedächtnis des redegewandten Mannes auffällt, der aber immer wieder abschweift und "zur Sache" gemahnt werden muss.

Deutlich wird auch seine Liebe zum seinem Beruf, seine hohe berufliche Fachkompetenz und das ambivalente Verhältnis zum Vater und zum Heimatort mit seinen Bewohnern. Der Vater, in dessen Betrieb er seine Ausbildung absolviert hat, ist die prägende Figur. Vor ihm "flüchtet" er nach der Gesellenprüfung. Die erste Station ist Stuttgart, danach die Meisterprüfung in Freiburg. Zurück in seinem Heimatort, kommt es zu Spannungen und betrieblichen Kompetenzstreitereien mit dem Vater. Angespannt ist auch das Verhältnis zu den anderen Bewohnern des Orts. "Nach der Rückkehr aus Freiburg habe ich meinen Heimatort als enges Dorf mit verfestigten Strukturen empfunden", sagt er.

Und die Beleidigungen und Attacken? Antwort: "Das ist keine Nachbarschaft, das ist wie Krieg. Die haben mich bewusst zu solchen Taten gereizt. Außerdem habe ich ein freches Maul, das ist mein Defizit."
Die Verhandlung wird am 10. März, 9 Uhr, fortgesetzt.

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