Besonnen, mutig und beherzt

Trier · Jedes Jahr können zahlreiche Straftaten durch das Eingreifen von Bürgern verhindert oder aufgeklärt werden. Dennoch wird oft weggeschaut. Um Zivilcourage stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und mutige Bürger für ihr Handeln auszuzeichnen, vergibt die Stadt den Trierer Preis für Zivilcourage.

Trier. Mehr als 30 Bürger werden aufgerufen, ausgezeichnet und mit einer kleinen Aufmerksamkeit belohnt. "Nicht mehr als ein Zeichen des Danks" bekommen sie von Oberbürgermeister Klaus Jensen und Polizeipräsident Lothar Schömann. Dabei geht es um mehr, denn ihr Handeln hat Mitmenschen geschützt. Hinter jedem Preis für Zivilcourage, der an diesem Abend vergeben wird, stecken Mut und die Bereitschaft, als Helfer selbst in eine unangenehme Situation zu kommen. Dass Zivilcourage gefährlich werden kann, zeigte jüngst der Fall der 23-jährigen Tugce Albayrak, die tödlich verletzt wurde, nachdem sie versucht hatte, zwei Mädchen zu schützen. Jensen bezeichnet das Einschreiten in Gefahrensituationen als "Gratwanderung". Auch Polizeipräsident Schömann thematisiert die Zweifel an der Zivilcourage nach dem Fall Tugce. "Zivilcourage verlangt keine Selbstaufopferung." Jede Situation muss für sich eingeschätzt werden. "Die Preisträger zeichnet aus, dass sie sofort reagiert haben," sagt Jensen.Die Preisträger des Trierer Preises für Zivilcourage und ihre Taten (aus dem Bereich des Polizeipräsidiums Trier): Hilfe bei Hausbränden Nicole Hey aus Rückweiler bei Birkenfeld bemerkt einen Hausbrand in Heimbach. Sie wagt sich in eine brennende Wohnung und rettet einen Mann.Auch Georg Peter Staudt aus Trier wird sofort aktiv, als er einen Brand in seinem Nachbarhaus bemerkt. So schafft er es, einen Mann aus den Flammen zu retten.Ferdinand Tix hat ebenfalls Zivilcourage im Kampf gegen das Feuer bewiesen. Der Peffinger (Eifelkreis Bitburg-Prüm) bemerkt einen Wohnungsbrand im Avelertal in Trier und verständigt sofort die Feuerwehr. Doch das reicht Tix nicht. Er wagt sich in das brennende Gebäude, um nach Verletzten zu suchen. Noch bevor die Feuerwehr eintrifft, beginnt er mit den Löscharbeiten.Schutz vor Einbrüchen Karl Heinz Lauer und Christopher Lauer aus Palzem (Verbandsgemeinde Saarburg) ertappen in ihrem Heimatort am helllichten Tag einen Einbrecher bei dem Versuch, sich Zugang zu einer Wohnung zu verschaffen. Sie alarmieren die Polizei und ermöglichen damit die Festnahme des Täters.Ein ähnlicher Fall trägt sich am Sportheim des TC Kordel zu. Carina und Martin Roth alarmieren die Polizei, als sie sehen, dass jemand in das Vereinshaus einbricht. Bis die Polizei kommt, vergehen einige Minuten. Dem Ehepaar aus Trier gelingt es, den Einbrecher bis zu seiner Verhaftung festzuhalten.Auch Klaus-Jürgen Kehr und Olivia Ostrovski sind dabei, als vor ihren Augen ein Einbruch versucht wird. Gleich mehrere Menschen steigen durch ein Fenster in eine Wohnung. Die Trierer benachrichtigen sofort die Polizei, so dass die Einbrecher noch vor Ort festgenommen werden können.Verhinderung von Suizidversuchen Matthias Kern (Kordel), Josua Klein (Mehring), Till Werkhausen (Hetzerath) und Louis Ziegler (Schweich) sind gemeinsam mit dem Rad unterwegs. Als die vier Männer den Wald zwischen Hetzerath und Darscheid passieren, entdecken sie einen Mann, der sich in seinem Auto das Leben nehmen will. Um den Suizid zu verhindern, informieren sie Rettungsdienst sowie Polizei.Bernhard Tönnes (Trier) überquert eine Brücke, als er bemerkt, dass sich ein Mann von der Brüstung stürzen will. Er greift ein und schafft es, den Mann davon abzuhalten.Ähnlich erging es Jasmin und Karin Hermann (Trier). Die beiden bemerken eine junge Frau bei ihrem Versuch, von dem Parkhaus in der Ostallee zu springen. Durch ihr beruhigendes Zureden können sie die Frau vom Suizid abhalten.Auch die Biewerbachtalbrücke scheint häufig als Suizidanlauf stelle zu dienen. Gleich in zwei Fällen gelang es Bürgern, andere Menschen daran zu hindern, sich von der Brücke zu stürzen. Sowohl Fritz Zahn aus Luxemburg als auch Werner Josef Greif aus Trierweiler werden daher mit dem Preis für Zivilcourage ausgezeichnet.Unterbindung gewalttätiger Übergriffe Eric Thielen (Trier), Christian Spieles (Trier) und Daniel Hoff (Forchheim) sind in der Nähe des Trierer Hauptbahnhofs, als sie auf eine versuchte Vergewaltigung aufmerksam werden. Zusammen mit anderen Zeugen schaffen sie es, den Täter in die Flucht zu schlagen. Während die Polizei diesen verfolgt und fasst, kümmern sich die drei Preisträger um das Opfer.Johannes Immanuel Ranalletta und Rachel Buckingham aus Trier sind auf dem Weg über das Unigelände. Als sie bemerken, dass eine junge Frau angegriffen wird, schreiten sie ein.Bekämpfung von Diebstählen Jürgen Berger aus Holsthum (Eifelkreis Bitburg-Prüm) arbeitet in einer Irreler Bank. Der Angestellte wird Zeuge eines Banküberfalls. Als der Täter samt Beute aus dem Gebäude stürmt, verfolgt ihn Berger. Tatsächlich gelingt es ihm, den Räuber einzuholen und das Diebesgut zurückzuholen.Christian Lamberty (Trier), Stephan Denis (Naurath) und Georg Bathen (Wittlich) sind in der Trierer Innenstadt. In einer der größeren Einkaufsstraßen werden sie Zeugen, wie ein Mann einer 77-Jährigen ihre Handtasche raubt. Die drei Männer verfolgen den Dieb und schaffen es, ihn bis zum Eintreffen der Gesetzeshüter festzuhalten.Ähnlich besonnen handelt Sascha Nyenhuis aus Trier. Auch er schafft es, einen Dieb bei der Tat zu ertappen und an die Polizei zu übergeben.Christian Mentges (Traben-Trarbach) und Isabel Störmann (Trier) sind in der Trierer Karl-Marx-Straße unterwegs. Vor ihnen Augen entfernt eine Gruppe einen Gullydeckel. Die beiden nähern sich den Randalierern und fordern sie auf, den Deckel wieder zurückzulegen. Daraufhin werden sie angegriffen und schwer verletzt. Nicht einmal die Polizei schafft es, die Täter auf Anhieb zu bändigen. So werden auch mehrere Polizeibeamte verwundet.Verdienste um die Straßenverkehrssicherheit Michaela Becker aus Konz ist mit dem Auto unterwegs, als ein anderes Fahrzeug ihre Aufmerksamkeit erregt. Sie erkennt eine ältere Fahrerin am Steuer, die offensichtlich überfordert ist. Um zu vermeiden, dass die desorientierte Frau als Geisterfahrerin auf die A 1 fährt, hält sie das Auto an.

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