Historischer Gasthof "Zur Grafschaft in Veldenz" nach Hagelschaden neu eröffnet
Veldenz · In das einstige Zehnthaus der Grafschaft Veldenz (Kreis Bernkastel-Wittlich) ist wieder Leben eingekehrt. Ein niederländisches Ehepaar hat sich des einige Jahre geschlossenen Gasthofs Zur Grafschaft angenommen, ihn renoviert und neu eröffnet.
Veldenz. Das schmiedeeiserne Schild an der Hausecke ist ein Hingucker. Doch das eigentliche Kleinod ist das aus dem 15. Jahrhundert stammende Gebäude selbst. Mitten in Veldenz steht der Gasthof Zur Grafschaft. In Sichtweite entfernt zweigt eine Straße ab zum Schloss Veldenz, dem einstigen Grafensitz. Die Herren finanzierten sich aus dem Zehnten, zehn Prozent aller Erträge wie der Ernte. Zu entrichten war er im damaligen Zehnthaus, dem heutigen Gasthof, der als Finanzamt der gesamten Grafschaft Veldenz fungierte (siehe Extra).
Dass der heutige Gasthof einst als Münze diente, stimmt laut Ortsbürgermeister Norbert Sproß nicht: "Der Veldenzer Taler wurde im Haus neben dem Glockenturm der evangelischen Kirche hergestellt." Der Gemeindechef lobt die neuen Pächter, mit denen wieder Leben einzog ins einstige Zehnthaus. Sie hätten das Haus "mit sehr viel Mühe renoviert". Im Treppenhaus sind alte Holzbalken freigelegt, zwischen denen alte Werkzeuge prangen. Auch der Frühstücksraum im ersten Stock erinnert an frühere Jahrhunderte. Eine Etage tiefer dominiert ein Tragbalken den Saal für bis zu 80 Personen. Über wenige Stufen geht es ins Erdgeschoss mit Gaststube, Theke und neu eingerichteter Küche. Ton Verhagen, ein niederländischer Bauunternehmer, schwingt dort den Kochlöffel, während sich Ehefrau Janny um die Gaststube kümmert. Das Paar fand über einen Bauauftrag in Manderscheid den Weg nach Veldenz, wo sie Hannelore Mich überzeugte, den Gasthof zu übernehmen. Sie war mit den früheren Eigentümern, die den Betrieb bis 2000 führten, befreundet. Das Anwesen, das beim Hagelunwetter 2011 stark beschädigt wurde und danach schloss, liegt ihr am Herzen. Misch sei "maßgeblich beteiligt" an der Neueröffnung des Gasthofs, betont Sproß.
Die neuen Pächter vertrauen ihrem Bauchgefühl. Entscheidend war laut Ton Verhagen, "zu fühlen, ob uns das Spaß macht". Ihre bisherigen Wurzeln seien nicht gekappt. Ihr Haus sei vermietet, den Betrieb führe sein Bruder weiter. ursExtra
Zur Graftschaft Veldenz gehörten: Andel, heute Stadtteil von Bernkastel-Kues, Brauneberg, Burgen, Gornhausen, Mülheim und Veldenz. Um das Jahr 1600 umfasste das Herzogtum mehr als 200 Orte zwischen Mosel, Pfalz und den französischen Vogesen. Darunter Kusel und Lauterecken sowie im Elsass Steintal bei Colmar oder La Petite-Pierre, die Partnergemeinde von Veldenz. urs
