Bürger sehen keinen Ärztemangel

Hermeskeil/Saarburg · Noch gut: So bewerten die Menschen im Hochwald und im Raum Saarburg die aktuelle Situation der hausärztlichen Versorgung in ihrer Region. Dieses Ergebnis hat eine Umfrage gebracht, an der sich 1000 Bürger beteiligt haben. Doch da in Zukunft ein Medizinermangel droht, sucht der Kreis trotzdem Gegenrezepte und hat dafür schon drei Vorschläge.

Hermeskeil/Saarburg. 2000 Menschen aus den Verbandsgemeinden (VG) Hermeskeil, Kell am See und Saarburg hat der Kreis angeschrieben. Knapp 1000 haben den Bogen mit 36 Fragen zur ärztlichen Versorgung in der Region ausgefüllt und zurückgeschickt.
"Mit dieser Quote können wir hochzufrieden sein", betonte Landrat Günther Schartz, als er gestern zusammen mit dem beim Kreis angestellten Soziologen Matthias Hoffmann und Professor Rüdiger Jacob von der Uni Trier die Ergebnisse dieser Bürgerbefragung vorstellte. Sie war Bestandteil einer groß angelegten Studie im Rahmen des bundesweiten Forschungsprogramms "Modellvorhaben der Raumordnung" (Moro), mit der der Kreis eine "Regionalstrategie für die Daseinsvorsorge" entwickeln will.
Das Thema Medizinische Versorgung spielt dabei eine wichtige Rolle. Beispielhaft dafür hat sich der Kreis den Hochwald und den Raum Saarburg ausgesucht. Würden die Bürger dort mit einer Schulnote bewerten, wie es aktuell um die wohnortnahe medizinische Versorgung in der Region steht, dann gäbe es dafür eine Zwei minus. Das ist ein entscheidendes Resultat der Umfrage. Von den 1000 Bürgern haben zudem über 90 Prozent angegeben, dass es für sie nicht besonders aufwendig ist, zu ihrem Hausarzt zu kommen. Die meisten Menschen (74 Prozent) haben eine starke Bindung zu diesen Medizinern, bei denen sie schon über zehn Jahre in Behandlung sind.
Aktuell gibt es nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung KV in Mainz 77 praktizierende Mediziner in der Region (Hermeskeil 35, Kell 8, Saarburg 34). Nach dem Empfinden der Bürger ist mit dieser Anzahl noch eine zufriedenstellende hausärztliche Versorgung möglich. Doch die Betonung liegt auf dem Wörtchen "noch". Denn in den nächsten acht Jahren werden etwa die Hälfte dieser Mediziner das Rentenalter erreichen. In vielen Fällen ist aber unklar, ob sie einen Nachfolger für ihre Praxis finden.

Deshalb wurde in der Umfrage auch ausgelotet, ob die Bürger sich mit alternativen Formen der medizinischen Versorgung anfreunden können. Zwar gaben 71 Prozent der Patienten an, dass sie die Behandlung in der klassischen Einzelpraxis weiterhin bevorzugen würden. "Die Umfrage hat aber auch gezeigt, dass die Bürger auch für andere Modelle offen sind und sie annehmen würden", sagte Hoffmann.
"Das Rückgrat bleibt zwar die hausärztliche Versorgung. Aber es gibt auch drei ergänzende Optionen, die wir ins Auge gefasst haben", so Jacob. Es geht dabei um die Einrichtung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) sowie den Einsatz von Versorgungsassistentinnen und dem Telemonitoring (siehe Extra). Sie könnten Möglichkeiten zur Entlastung der Ärzte bieten, so dass sich Jungmedizinern die Ausübung ihres Berufs auf dem Land schmackhaft machen lässt.
Studie läuft noch bis März 2016


Der Kreis könne bei der Lösung des drohenden Ärztemangels zwar "nur flankierend" tätig sein, sagt Schartz. Es gehe in der bis März 2016 laufenden Studie aber darum, Ansätze zu entwickeln, um die medizinische Versorgung im Raum Hochwald/Saar dauerhaft zu sichern. Nach der Bürgerumfrage wird es nun laut Hoffmann eine "weitere Rückkoppelung mit den Ärzten geben, um mögliche alternative Versorgungsmodelle zu konkretisieren".
In der Umfrage haben die Bürger auch Angaben gemacht, in welchem Krankenhaus sie zuletzt Patient waren. Bei 34 Prozent der Befragten war es die Klinik in Saarburg, bei 23,5 Prozent die in Hermeskeil. Erst danach folgten das Brüderkrankenhaus (20,7 Prozent) und das Mutterhaus (17,6 Prozent) in Trier. "Dies zeigt, dass die meisten Bürger erst einmal ihr lokales Krankenhaus in Anspruch nehmen. Die Kliniken in Hermeskeil und Saarburg erfüllen also ihre Funktion als Grundversorgungshäuser", betonte Schartz.
Extra

In Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen zusammen und betreuen einen gemeinsamen Patientenstamm. 92,8 Prozent der Befragten würden sich zur Behandlung in ein MVZ begeben, wenn sie beispielsweise dadurch schneller einen Termin bekommen oder sich dort auch eine Zweitmeinung eines Arztes einholen können. Durch Fortbildungen könnten Arzthelferinnen zu Versorgungsassistentinnen werden. Sie würden dann den Arzt entlasten und für ihn Kontrolluntersuchungen - zum Beispiel die Versorgung von Wunden - im Haus der Patienten übernehmen. 90,4 Prozent der Befragten könnten sich so etwas vorstellen, dass sie sich dann den Weg in die Arztpraxis ersparen. Für 72,7 Prozent der Befragten ist auch Telemonitoring eine Option. Auch dort entfällt der Weg in die Praxis Mit einem Gerät könnten Patienten zum Beispiel ihre Werte beim täglichen Blutdruckmessen und an den Arzt schicken. ax

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