"Lieben kann man lernen"

Hillesheim · Nur zwei waren dagegen: Der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim hat sich mehrheitlich für eine Fusion Gerolstein-Hillesheim ausgesprochen. Der Zusammenschluss wird am 1. Juli 2016 offiziell vollzogen.

Hillesheim. In einer historischen, diskussionsreichen und langen Sitzung, an der rund drei Dutzend Gäste teilgenommen haben, hat sich der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim mehrheitlich für eine Eingliederung in die neue VG Gerolstein ausgesprochen. Die soll zum 1. Juli 2016 gegründet werden und zudem Birgel, Lissendorf und Steffeln mit aufnehmen. Die Abstimmung war mit 16 zu zwei Stimmen (Horst Kolitsch/CDU, Horst Wirtz/FWG) bei zwei Enthaltungen (Martin Kleppe/Sturm im Wald, Wolfgang Bauer/CDU) deutlich.Kommunal reform


Bürgermeisterin Heike Bohn (parteilos) sagte: "Das ist eine Vernunftehe und keine Liebesheirat, aber Lieben kann man lernen." Letztlich zeigte sie sich auch erleichtert: "Es ist gut, dass das jahrelange Herumgeorgele ein Ende hat, denn dieser dauerhafte Schwebezustand macht alle kirre. Es sind viele Projekte auf der Strecke geblieben."
Sie appellierte, "nach vorne zu schauen und positiv damit umzugehen". Besonders ging sie auf die Situation der Stadt Hillesheim ein, wo die "Betroffenheit nachvollziehbar hoch ist". Denn mit der Aufgabe des Rathauses gingen Arbeitsplätze und Infrastruktur verloren. Sie informierte aber auch darüber, dass beim Land Förderprojekte speziell für die Stadt beantragt wurden - als Ausgleich für die Verluste. Es geht dabei um den Ausbau des Viehmarktplatzes, des Busbahnhofs sowie den Umbau des Rathauses zu einem Gemeindezentrum. "Eine Antwort aus Mainz steht aber leider noch aus", sagte Bohn. Hillesheims Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU), der nicht Mitglied im VG-Rat ist, mahnte vor der Abstimmung: "Die Folgen für die Stadt werden immens sein." Er hätte sich lieber ein Abwarten und im Falle der Zwangsehe eine Klage gegen das Landesgesetz gewünscht und appellierte: "Überlegen Sie sich Ihre Entscheidung dreimal."Fusionsgegner Kolitsch kritisierte die nicht erfolgte Bürgerbeteiligung und prophezeite: "Mein Ortsgemeinderat wird der Fusion bestimmt nicht zustimmen."
Als "alternativlos" bezeichnete FWG-Sprecher Johannes Pinn den Zusammenschluss: "Die Aussicht für die VG Hillesheim, eigenständig zu bleiben, ist gleich null." Zudem meinte er, dass die Gemeinden profitieren würden, weil sie vermutlich künftig eine niedrigere VG-Umlage zu zahlen hätten. Auch CDU-Sprecher Bernhard Jüngling betonte einerseits den vom Land ausgeübten Fusionszwang: "Wir sind zu den Gesprächen getrieben worden." Andererseits appellierte er, "nun nach vorne zu schauen". Und er strich die positiven Aspekte heraus: allen voran die vermutliche Senkung der VG-Umlage, weiterhin eine Touristinfo und ein Bürgerbüro in Hillesheim, Kostensenkung durch Übertragung der Schulträgerschaft an den Kreis, Übernahme der Hälfte der Schulden durch die neue VG.Extra

Gerolstein ist künftig vor Daun: Seit Jahrzehnten ist die Verbandsgemeinde Daun die größte VG im Kreis Vulkaneifel. Gut 23 000 Menschen leben in den 38 zur VG gehörenden Orten. Diesen "Spitzenplatz" wird sie am 1. Juli kommenden Jahres durch den Zusammenschluss der Verbandsgemeinden Gerolstein und Hillesheim verlieren. In der künftigen VG Gerolstein werden rund 24 500 Menschen wohnen. "Schlusslicht", was die Bevölkerungszahl angeht, ist die VG Keilberg mit knapp 7200 Einwohnern. sts

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