Einer wirft hin, viele stehen Schlange: Stadtplaner zieht Kaufgebot für alte Kaserne auf Bitburger Flugplatz zurück

Bitburg · Bereits Mitte des Jahres soll die alte Kaserne nach Auskunft des Zweckverbands Flugplatz komplett vermarktet sein. Doch für einen ist Schluss. Klaus Zimmermann wollte Block 2005 kaufen und knapp drei Millionen Euro investieren. Nach einer Hängepartie von zweieinhalb Jahren macht der Inhaber des Planungsbüros Isu einen Rückzieher.

Es sieht immer noch genauso aus wie damals. Hinter dem Zaun rund um die Kaserne an der Mötscher Straße ist nichts passiert, seit die Amerikaner das Gelände im Spätsommer 2012 zurück an die Bundesrepublik gegeben haben. Ein riesiges Areal, das mit seinen zehn Hektar in etwa die Größe der Innenstadt hat. Bitburg steht seither vor der Herausforderung, eine Perspektive für die Stadt "an der Stadt" zu entwickeln. Keine leichte Aufgabe.
Der Landhunger des Gewerbes ist gestillt und etliche der riesigen Blocks stehen unter Denkmalschutz. Abreißen und neu bauen kommt also nicht infrage. So müssen erstmal Interessenten für Gebäude mit teils mehr als 3000 Quadratmeter Nutzfläche gefunden werden. Diese Dimensionen stellen auch Investoren vor eine Herausforderung.Leerstand seit Herbst 2012


Natürlich ist im Laufe der Zeit Einiges passiert (siehe Extra). Aber noch ist kein einziger Block verkauft. Dabei gab es recht früh Interessenten. Einer steht seit Herbst 2012 auf der Matte: Klaus Zimmermann, Inhaber des Planungsbüro Isu. Er kennt die Kaserne wie seine Westentasche. Sein Büro war von der Stadt beauftragt, den Rahmenplan für die Umnutzung des Areals zu entwickeln. Der Ingenieur wollte Block 2005 kaufen. Für rund 200 000 Euro. Darüber hinaus hat er mit Umbau- und Ausbaukosten von knapp drei Millionen Euro kalkuliert. Seine Idee: Er wollte mit seinem Büro sowie weiteren Mitstreitern dort einzuziehen. Fünf "ernsthafte Interessenten" habe er an der Hand gehabt - darunter Bildungseinrichtungen und Dienstleister. "Natürlich hatte ich dem Stadtrat das mitgeteilt, um nicht in den Verdacht zu geraten, dass Interessenkonflikte mit der Planung entstehen könnten. Die fanden das aber gut und sahen keine Schwierigkeiten", sagt Zimmermann. Doch das Projekt hat sich zerschlagen. Es ging dem Planer alles zu schleppend.Monat für Monat ohne Zusage


"Gleich, nachdem das Areal frei wurde, habe ich mein Kaufgebot unterbreitet", sagt Zimmermann. Dann strich Monat für Monat und Halbjahr für Halbjahr ins Land - ohne konkrete Aussicht, wann er zum Zuge kommen könnte: "Irgendwann fingen auch meine Interessenten an, unruhig zu werden und fragten, wann es denn so weit ist. Aber ich konnte keinen konkreten Zeitpunkt nennen, weil ich ja auch immer wieder vertröstet wurde."
Mit der Zeit rannte Zimmermann auch die Perspektive für die Finanzierung des Großprojekts davon: "Ich bin 56 Jahre und es geht darum, wie lange ich noch arbeiten kann, um den Kredit zu schultern." Seine Hoffnung war die jüngste Ausschreibung, die laut Zweckverband bis Januar lief. Dann wurde die Frist noch mal verlängert. Ergebnis: Dem Planer fehlte nach wie vor eine verbindliche Zusage: "Ich hatte gehofft, das noch 2014 unter Dach und Fach zu bringen. Jetzt musste ich die Notbremse ziehen." Das Gebot ist vom Tisch.
"Das ist bedauerlich", sagt Bürgermeister Joachim Kandels, der aber betont: "Solche Verfahren brauchen nun mal Zeit. Da kann man weder Stadt noch Bund einen Vorwurf machen." Helmut Berscheid, Geschäftsführer des Zweckverbands, erklärt: "Die Bima hat gemeinsam mit uns eine Markterkundung im Rahmen eines offenen Angebotsverfahrens durchgeführt. Dabei handelt es sich nicht um ein förmliches Vergabeverfahren mit Ausschluss-Frist." Da es für "eine Reihe von Gebäuden mehrere Interessenten" gab, wurde allen die Möglichkeit eingeräumt, ihre Gebote bis zum 31. März zu erhöhen. "Diese Vorgehensweise schreibt uns die Bundeshaushaltsordnung vor", sagt Claus Niebelschütz von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und ergänzt: "So lange noch kein Zuschlag erteilt wurde, sind uns alle Interessenten willkommen."Bis Jahresmitte fallen die Würfel


Zum Rückzug von Zimmermann sagt Landrat und Verbandsvorsitzender Joachim Streit: "Grundsätzlich kommentieren wir das Verhalten einzelner Interessenten nicht. Wir sind dem Bürger und Steuerzahler verpflichtet, nicht den Privatinteressen einzelner. Durch das objektivierte Vergabeverfahren haben wir eine tolle Angebotslage für die ganze Liegenschaft und werden bis zur Jahreshälfte eine Komplettvermarktung erreichen."
Der Zweckverband tagt am Montag, 20. April in nicht-öffentlich. Dabei wird erstmals über die vorliegenden Gebote gesprochen.Meinung

Transparenz muss sein
Es hätte eine Initialzündung für die Entwicklung des Kasernengeländes sein können, wenn das Büro, das den Plan erarbeitet, als Partner direkt vor Ort siedelt. Aber: Beim Verkauf dieser Liegenschaft muss allen potenziellen Investoren die gleiche Möglichkeit eingeräumt werden, einen Erwerb zu prüfen, zu kalkulieren und ein Gebot zu erarbeiten. Die Konversion der Kaserne wird das Gesicht der Stadt auf Jahrzehnte prägen. Da geht es um mehr, als möglichst schnell den ersten Block zu verkaufen. Es entsteht ein neues Stadtviertel. Auch, wenn die Frage bleibt, warum gleich vier lange Winter über die Gebäude ziehen mussten: So ein Verfahren braucht Transparenz. d.schommer@volksfreund.deExtra

Der Verband: Im Zweckverband Flugplatz Bitburg, der seit dem Erweiterungsbeschluss auch für die Kaserne zuständig ist, engagieren sich die Stadt Bitburg (37 Prozent), der Eifelkreis (37 Prozent), die Verbandsgemeinde Bitburger Land (24 Prozent) sowie die Ortsgemeinden Scharfbillig und Röhl (je ein Prozent). Der Verband wurde 1994 gegründet, als die Amerikaner den Flugplatz aufgegeben haben. Die Kaserne - ein Rückblick auf das, was bisher geschah: Spätsommer 2012: Die Amerikaner geben die Kaserne zurück an die Bundesrepublik. Die Stadt beauftragt ein Gutachten, das über den Zustand von Gebäuden, Straßen, Wasserleitungen auf dem Gelände informiert. Parallel wird über einen Rahmenplan diskutiert, der Basis für die weitere Entwicklung sein wird. Juni 2013: Die Stadt lädt zu einem Rundgang über das Gelände ein; September 2013: Der Stadtrat beschließt den Rahmenplan, der einen Nutzungs-Mix von Wohnen, Dienstleistung und Gewerbe vorsieht. Mai 2014: Das Wertgutachten der Bundesimmobilienanstalt liegt vor. Demnach sind die 21 Gebäude rund drei Millionen Euro wert. Im Herbst 2014 entscheidet die Stadt, von ihrem Erstzugriffsrecht keinen Gebrauch zu machen und nicht selber das Kasernen-Areal zu kaufen und zu vermarkten. November 2014: Der Zweckverband beschließt, seinen Aufgabenbereich um die Konversion der Kaserne zu erweitern. Zuvor haben Stadtrat, Kreistag, VG-Rat und die Ortsgemeinderäte dem zugestimmt. März 2015: Der Zweckverband entscheidet, dass er das Gelände nicht vom Bund kauft, sondern dieses in Zusammenarbeit mit der Bundesimmobilienanstalt vermarkten will - ähnlich wie bei der Konversion des Flugplatzes. scho

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort