Dicke Luft in Pfalzel: Harte Auflagen für Eu-Rec GmbH

Trier · Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord fordert von der Eu-Rec GmbH die Installation einer Abluftreinigungsanlage, denn die Geruchsemissionen liegen um ein Vielfaches über dem Grenzwert. Geschäftsführer Willi Streit wird davon am Freitagnachmittag völlig überrascht.

 Die Firma Eu-Rec im Trierer Hafen recycelt Kunstsoffmaterial.

Die Firma Eu-Rec im Trierer Hafen recycelt Kunstsoffmaterial.

Foto: Friedemann Vetter

In einer Pressemitteilung verkündet die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord am Freitagnachmittag, sie werde von einer Recyclingfirma im Trierer Hafen den Bau einer Abluftreinigungsanlage fordern, denn die von ihr ausgehenden Geruchsstoffe übertreffen die Grenzwerte deutlich. Direkt am Kamin der Eu-Rec GmbH sei eine Geruchsstoffkonzentration von 2000 Geruchseinheiten pro Kubikmeter gemessen worden. Erlaubt seien maximal 500.

Der Konflikt um die schlimmen Gerüche im Stadtteil Pfalzel schwelt schon seit Monaten (siehe Extra). "Momentan ist der Geruch wieder unerträglich", sagt Ortsvorsteherin Margret Pfeiffer-Erdel am Freitag auf Anfrage des TV. Ihrer Ansicht nach ist die Firma Eu-Rec der Verursacher, und offenbar sieht auch die SGD Nord die Lage so.
Abfälle auf dem Gelände

Die Landesbehörde will der Eu-Rec GmbH auf der Basis der aktuellen Messwerte den Bau einer neuen Anlage auferlegen, die den Emissionswert auf maximal 500 Geruchseinheiten pro Kubikmeter senken soll. "Hinsichtlich des Niederschlags von Kunststoffpartikeln soll ein Partikelfilter in die Abluftanlage eingebaut werden", heißt es wörtlich in der Mitteilung. Danach folgt ein ebenfalls entscheidender Satz: "Bis zum Einbau dieser Anlage beabsichtigt die SGD Nord anzuordnen, dass das Unternehmen auf die Verarbeitung von verschmutztem Material aus der Sammlung des gelben Sacks verzichten muss."

Eine weitere Quelle der schlechten Gerüche, so steht es in der Mitteilung der SGD Nord, könnte auch die unsachgemäße Lagerung von Abfällen auf dem Gelände des Unternehmens sein. "Eine Kontrolle am 16. April ergab, dass zwar einige Abfälle entsorgt wurden, die Missstände aber noch nicht vollständig beseitigt sind. Die SGD Nord wird die Befolgung der Anordnung zur Schaffung von ordnungsgemäßen Zuständen im Freilager mit den Mitteln des Verwaltungszwangs durchsetzen und weiter kontrollieren."

Kein Kontakt mit der SGD Nord

Der TV konfrontiert Eu-Rec-Geschäftsführer Willi Streit mit der Mitteilung der SGD Nord. Streit wird davon am Freitag völlig überrascht. "Weder kenne ich die aktuellen Messwerte, noch hat sich die SGD Nord mit mir in Verbindung gesetzt und über Auflagen gesprochen", sagt er. "Es ist doch unfassbar, dass die Behörde bereits die Öffentlichkeit informiert, ohne auch nur ein Wort mit mir gesprochen zu haben."

Ob die Auflagen der SGD Nord umsetzbar sind, könne er jetzt noch nicht sagen, betont Streit. "Man muss mir natürlich die Zeit geben, mich mit den Messwerten und ihren möglichen Folgen zu beschäftigen." EXTRA

Der Konflikt

Erstmals beschwerten sich Pfalzeler Bürger im Juni 2014 über den aus dem Hafen herüber8wehenden Gestank, der bei vielen Menschen des Stadtteils Übelkeit und Brechreiz auslöste. Schnell geriet als Verursacher der Geruchsbelastung die Firma Eu-Rec in Verdacht. Die 1995 gegründete GmbH ist auf die Verwertung und Aufbereitung von Altpapier und Kunststoff spezialisiert und liegt hinter einem direkt an die Wohnbebauung angrenzenden Erdwall. Eu-Rec-Geschäftsführer Willi Streit hat sich den Vorwürfen der Bürger von Beginn an offen gestellt und die Produktionsprozesse optimiert.

Fünf Monate lang war der Gestank daraufhin verschwunden. Vor einigen Wochen häuften sich jedoch wieder die Beschwerden aus dem Stadtteil.
Der Konflikt zwischen den Pfalzeler Bürgern und der Recyclingfirma Eu-Rec resultiert auch aus der unmittelbaren Nähe von Wohn- und Industriegebiet, eine Fehlplanung aus den 1960er Jahren.
will/woc

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