Die Stadt Trier wird Wirt: Gesellschaft übernimmt Gastronomie in der Arena und im Messepark

Trier · Schicke Drei-Gang-Menüs für André-Rieu-Konzertbesucher, Rucksack-Bierverkäufer bei Basketball-Spielen: Die städtische Großraumhalle Arena Trier will ihren gastronomischen Auftritt erneuern - und dafür künftig selbst verantwortlich zeichnen. Kein Geringerer als der Ex-Gastro-Chef der Kölner Lanxess-Arena hat das Konzept dafür entwickelt.

Trier. Jörg Pfeifer war beim Arena-Projekt schon dabei, als noch die französischen LKW über das ehemalige Militärgelände Castelforte fuhren, auf dem vor 13 Jahren die städtische Veranstaltungshalle gebaut wurde. Die La-Ola-Sportsbar ist das "Baby" des Trierer Gastronomen. Bei Konzerten und Sportveranstaltungen verkaufen Pfeifer und seine Angestellten außerdem an den Kiosken in der Halle Pommes, Brezel, Bier und Softdrinks.
Seine Umsätze reichen allerdings seit Jahren nicht aus, um die Einnahmeerwartungen zu erfüllen, die die Arena an ihre Gastronomie hat. Auch die Vorstellungen darüber, was Pfeifer im Restaurant La Ola und an den Kiosken in der Halle anbietet und wie, gehen bei der städtischen Messe- und Veranstaltungsgesellschaft Trier (MVG Trier, siehe Extra), die die Arena betreibt, und Pfeifer auseinander. Schon vor Jahren wollte die Arena sich daher von ihrem Gastro-Pächter trennen. Weil sich bislang allerdings kein anderer Gastronom als Partner gefunden hat, ist Pfeifer bis heute für Speis‘ und Trank in der größten Veranstaltungshalle der Region verantwortlich.
Das soll sich zum 1. Juli ändern. Pfeifers Vertrag läuft endgültig aus, und die Arena übernimmt selbst die Verantwortung für ihre Gastronomie. Die MVG Trier hat dazu eine 100-prozentige Tochtergesellschaft gegründet, die MV-Gastro GmbH. Der Stadtrat hat der Sache zugestimmt.
Chef der neuen GmbH soll MVG-Geschäftsführer Wolfgang Esser werden. "Das heißt aber nicht, dass ich demnächst hinter dem Tresen Bier zapfe", sagt Esser. Vielmehr will die neue MV-Gastro elf eigene Mitarbeiter - darunter einen Gastronomieleiter und einen Küchenchef - fest einstellen. "Je nachdem, wie sich die Sache weiter entwickelt, können wir uns aber auch vorstellen, mit externen Partnern zusammenzuarbeiten." Denkbar sei durchaus, dass etwa das Restaurant neu verpachtet werde.
Konzept und Finanzen bleiben künftig aber stärker in Verantwortung der städtischen Gesellschaft. Die verspricht sich dadurch Einnahmesteigerungen. Statt wie bislang 60 000 bis 70 000 Euro aus der Pacht zu verdienen, soll die Gastro-GmbH jährlich einen Reingewinn von rund 100 000 Euro erwirtschaften, der an die Muttergesellschaft MVG als Pacht ausgeschüttet werden soll. "Wir sind zuversichtlich, dass wir mit unserem neuen Konzept Umsatz und Gewinn steigern können", sagt Esser.
Entwickelt hat die neuen Ideen für Restaurant und Kioske Oliver Merches. 13 Jahre lang war der gebürtige Saarländer Gastro-Chef der Kölner Lanxess-Arena, einer der bekanntesten Veranstaltungshallen Deutschlands. Seit vorigem Jahr ist Merches Geschäftsführer der Burger-Kette Hans im Glück - die mit innovativem Restaurantkonzept und Nobel-Burgern von allen deutschen Gastro-Unternehmen derzeit das größte Umsatzwachstum verzeichnet. Merches habe einige frische Ideen für die Arena Trier, sagt Esser (siehe Extra).
Der bisherige La-Ola-Pächter Jörg Pfeifer ist allerdings skeptisch, ob sich mit einem neuen Konzept der Erfolg so einfach einstellen werde: "Die Lage hier in Trier-Nord ist und bleibt nicht optimal für ein Restaurant. Dazu kommt, dass wir abhängig vom Veranstaltungskalender der Arena sind - wir könnten zum Beispiel nicht an jedem ersten Freitag im Monat mit Livemusik werben, weil es ja durchaus mit Veranstaltungen in der Arena kollidieren könnte."
Seit Jahren sinke der Umsatz im La-Ola-Restaurant - auch, weil die Zahl der Veranstaltungen in der Arena zurückgegangen sei. Obwohl Pfeifers Vertrag zum 1. Juli ausläuft, hat er seinen acht festangestellten Restaurantmitarbeitern und drei Auszubildenden allerdings noch nicht gekündigt. Denn ein letzter Strohhalm scheint für ihn noch greifbar: "Wenn die MV-Gastro einen Partner für das Arena-Restaurant sucht, werde ich mich wieder bewerben", kündigt Jörg Pfeifer an. "Wir sind dabei durchaus offen, neue Ideen umzusetzen und die Arena bestmöglich voranzubringen!"
Meinung

Es haftet der Steuerzahler
Seit Jahren sucht die Arena nach einem Gastronomen, der die Großraumhalle kulinarisch - und damit wirtschaftlich - nach vorne bringen könnte. Bislang vergeblich. Dass offenbar kein Privater Interesse hat, könnte einen ganz einfachen Grund haben: Die Gastro-Profis glauben nicht daran - oder trauen es sich nicht zu - in der Arena ein lukratives Geschäft zu machen. Dass Triers Erstliga-Basketballclub der Abstieg in die zweite Liga droht und die Besucherzahlen - und damit potenzielle Kundenzahlen - bei den rund 20 Heimspielen wohl sinken werden, macht die Aussichten nicht besser. Wo die Privaten die Finger von lassen, da geht die in Gastro-Sachen eher unerfahrene neue städtische Gesellschaft mit Zuversicht ran. Die MV-Gastro glaubt sogar, die Umsätze in Restaurant, an den Kiosken und in den Vip-Logen von Jahr zu Jahr um 30 000 Euro steigern zu können. Mehr als 400 000 Euro sollen künftig alljährlich alleine im Restaurant umgesetzt werden. Zahlen, von denen der bisherige Pächter nur träumt. Schafft die städtische Gesellschaft, die Arena mit neuen Ideen aus ihrem Gastro-Tief zu holen, gebührt ihr höchster Respekt. Erfüllen sich die Versprechungen nicht, muss künftig der Steuerzahler - und kein Privater - die möglichen Verluste tragen. c.wolff@volksfreund.deExtra

Die MVG Trier Messe- und Veranstaltungsgesellschaft mbH, im Sommer 2013 hervorgegangen aus der ehemaligen Castel Trier GmbH, betreibt die Arena Trier und den Trierer Messepark, Gesellschafterinnen sind die Stadt Trier mit 70 Prpozent und die Stadtwerke Trier GmbH mit 30 Prozent. "Die Nachfrage ist da, sie muss nur bedient werden": So fasst Oliver Merches, Ex-Gastrochef der Kölner Lanxess-Arena, seine Ideen für die Arena zusammen. Bei Konzerten und Sportveranstaltungen könnten künftig zum Beispiel Verkäufer mit Bierfass-Rucksäcken, Eis oder Brezeln durch die Reihen gehen. Wem die Zeit während des Konzerts zu schade oder in einer Halbzeitpause zu knapp ist, um zum Kiosk zu gehen, soll so erreicht werden. "Wir haben das schon mal probeweise ausprobiert - und 40 bis 50 Prozent mehr Bier umgesetzt als beim bloßen Verkauf über die Kioske", lobt Wolfgang Esser. Weil Besucher vor und nach der jeweiligen Veranstaltung sich häufig auch im Freien vor der Arena aufhielten, sollte es auch auf dem Außengelände Essen- und Getränkestände geben. "Handfood - alles was schnell geht und den Leuten schmeckt, zum Beispiel Hot Dog, Bratwurst, Ciabatta, Pizza oder Pommes", sagt Merches. Das Angebot im Restaurant müsse auf die Art der Veranstaltung abgestimmt werden: "Zum Beispiel Stehtische für Sportveranstaltungen und Rock- und Pop-Konzerte sowie klassische Bestuhlung für gediegene Konzerte." Bei einem André-Rieu-Konzert käme auch ein Drei-Gang-Menü infrage, und im Restaurant dürfe dann selbstverständlich kein Boxkampf über den Großbildschirm flimmern. Zudem müsse für das Restauran ein Tages- und Abendgastronomiekonzept erarbeitet werden mit mehreren Umsatzsäulen - zum Beispiel ein attraktiver Mittagstisch -, so dass ganzjährig kostendeckend gearbeitet werden könne. woc

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort