Mehr Touristen, aber auch Risiken - Erwartungen von Politikern und Wirtschaftsverbänden an den Nationalpark

Hermeskeil/Morbach/Thalfang · Der TV widmet sich in dieser Woche dem Nationalpark, der in wenigen Tagen eröffnet. Die Erwartungen der Wirtschaft sind eher verhalten, wie eine TV-Umfrage zeigt. Einige Kommunen glauben an eine Belebung von Einzelhandel und Tourismus, andere befürchten Probleme für die Holzindustrie.

Mehr Touristen, aber auch Risiken - Erwartungen von Politikern und Wirtschaftsverbänden an den Nationalpark
Foto: ARRAY(0xcb3569d8)

Die Gründung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald war in der Region lange Zeit umstritten. In den vergangenen Jahren wurde das Thema immer wieder kontrovers diskutiert. Das Land Rheinland-Pfalz hatte das Projekt 2011 gestartet, um einen Beitrag zur "Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt" zu leisten. Dem liegt ein Bundestagsbeschluss aus dem Jahr 2007 zugrunde, der fordert, dass auf Waldflächen im öffentlichen Eigentum zehn Prozent Naturwald vorgehalten werden sollen.
Wie das Land mitteilt, könne durch den Nationalpark ein weiteres Drittel zu dieser Fläche hinzugefügt werden. Der Nationalpark verspricht Chancen für die Region, wie eine Belebung des Tourismus und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Andererseits gab es aber auch Kritik, insbesondere vonseiten der Holzindustrie, deren Vertreter fürchten, dass sie keinen Zugriff mehr auf den Rohstoff Holz haben. Am Wochenende ist es soweit, der Nationalpark wird eröffnet. Der TV hat sich bei Vertretern von Politik und Wirtschaft umgehört, wie deren Erwartungen kurz vor der Eröffnung sind.

Hermeskeil: Die drei Vorstandssprecher Christian Kruchten, Dieter Nels und Markus Weicherding des Hochwald Gewerbe Verbands in Hermeskeil versprechen sich eine Belebung von Tourismus und Wirtschaft, wie sie dem TV mitteilen: "Wir erhoffen uns den positiven Effekt in unser Region, den die Befürworter prognostizieren und hoffen, dass die Bedenken der Nationalparkgegner nicht eintreten.Unsere positive Erwartungshaltung daran ist, dass mehr Touristen unsere Region und auch unsere Innenstadt besuchen", sagen sie. Und weiter: "Die Gastronomie sowie der stationäre Handel und alle weiteren Gewerbetreibenden freuen sich über die neuen Herausforderungen und Chancen, die sich durch die zunehmende Zahl an Besuchern in Zukunft für uns bieten könnte" Das sieht Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, ähnlich: "Der Nationalpark ist für den strukturschwachen Hochwald das optimale Entwicklungsprojekt. Neben der Förderung der öffentlichen Infrastruktur werden insbesondere auch die tourismusaffinen privaten Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe profitieren."

Morbach: Andreas Hackethal, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach, ist mit seinen Erwartungen zurückhaltender. Er sagt dem TV: "Wie an anderer Stelle bereits mitgeteilt, hatten wir gute Gründe, der Einrichtung eines Nationalparks zurückhaltend gegenüber zu stehen. Wir haben allerdings kein Interesse daran Entwicklungen aufzuhalten und wollen die Region mitgestalten. Es bleibt zu hoffen, dass die Region touristisch weitere Impulse gewinnt." Hackethal versichert, dass Morbach, mit seinen "vielen Attraktionen in kultureller, wirtschaftlicher und touristischer Hinsicht" seinen Beitrag leisten werde.
Was die Wirtschaft und vor allem die Holzindustrie betrifft, sieht Hackethal das Land in der Pflicht: "In Bezug auf unsere Unternehmen ist es insbesondere Aufgabe des Landes den Betrieben, die etwa in der Holzverarbeitung tätig sind, entsprechende Perspektiven zu bieten."
Jürgen Fetzer, Geschäftsführer des Gewerbe- und Verkehrsvereins Morbach, findet dafür noch deutlichere Worte: "Was erwarten wir überhaupt von dem Nationalpark? Unser Tenor: eigentlich nichts. Wahrscheinlich bringt er eine kurzfristige Belebung im Tourismus unserer Region. Langfristig aber wahrscheinlich nicht mehr wie der Naturpark-Saar-Hunsrück und unsere schönen Premiumwanderwege auch gebracht hätten, ein vernünftiges Marketing vorausgesetzt." Er befürchtet zudem, dass eine Natur-landschaft durch die Schaffung des Nationalparks in Vergessenheit gerät: der sogenannte "Hochwälder Schwarzwald", der von Mettlach im Saarland bis zum Erbeskopf reicht. Ein Teil seiner Fläche liegt nämlich auf dem Gebiet des neuen Nationalparks.

Thalfang: Marc Hüllenkremer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thalfang am Erbeskopf und Vorsteher des Zweckverbandes Wintersport, Natur- und Umweltbildungsstätte Erbeskopf, sieht die Entwicklung wiederum positiv: "Unsere Verbandsgemeinde hat sich in ihren Gremien umfassend mit dem Landeskonzept befasst und deshalb mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen. Der Nationalpark ist eine Chance für unsere Region." Hüllenkremer bestätigt, dass der Nationalpark in Teilen kritisch gesehen wird und sagt: "Diese Bedenken sollten wir sehr ernst nehmen. Umso wichtiger ist es, dass die Landesregierung ihr Handlungsprogramm in Abstimmung mit der Region konsequent umsetzt, damit der Nationalpark tatsächlich einen nachhaltigen und erfahrbaren Beitrag zur Regionalentwicklung leistet. Hieran wird sie sich messen lassen müssen." Die Verbandsgemeinde Thalfang werde sich weiterhin für die Belange der Region einsetzen und einbringen. So zum Beispiel bei der offiziellen Eröffnung des Nationalparks mit einem eigenen Angebot "Natur- und Kulturgenuss am Erbeskopf" am Pfingstsonntag.
Nationalpark soll viele Touristen anlocken: Der TV hat nachgefragt, welche Chancen die Gemeinden sehen und wie sie diese nutzen wollen

Ein Bier für den Nationalpark: Neue Kreation wird am Sonntag an zwei Ständen in Börfink ausgeschenkt

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort