Wildenburg: Die Wolfslandschaft startet mit drei Minis

Kempfeld · Fast hätte die "Wolfsblut Wolfslandschaft" im Wildfreigehege Wildenburg am Pfingstsonntag ohne einen einzigen Wolf eröffnet werden müssen. Am Mittwoch gab Klaus Görg, der Geschäftsführer des Hunsrückvereins, Entwarnung: "Drei Jungtiere kommen am Freitag. Vermutlich gibt es auch ein erwachsenes Tier für die Besucher zu sehen", teilte Görg in einer Mail mit.

Was war passiert? Eigentlich war der Nachwuchs für April/Mai erwartet worden - so wie es bei Wölfen in Gefangenschaft üblich ist. Doch in diesem Jahr war alles anders. In beiden Würfen, für die sich das Wildfreigehege angemeldet hatte, verzögerten sich die Geburten: Im bayerischen Poing sogar bis heute.
In Lemberg im Bayerischen Wald war es zwar letzte Woche so weit - aber es kamen nur drei statt der erhofften zehn Jungwölfe: "Die möchte der Wildpark dort aber nun selbst behalten...", zeigt Görg Verständnis. Die neue Gehegeleiterin an der Wildenburg, Luise Reis, telefonierte sich den vergangenen Tagen die Finger wund, kontaktierte mehr als 300 Zoos und Wolfsgehege in ganz Europa. Zur Not hätte man auf iberische Wölfe aus Spanien zurückgreifen müssen. Zu guter Letzt wurde Reis aber am Mittwoch in Gotha fündig. Dort gab es einen normalen Wurf europäischer Grauwölfe, und der Tierpark im Harz war gern bereit, den Kollegen im Hunsrück aus der Patsche zu helfen. Wahrscheinlich am heutigen Freitag werden die kleinen Wölfe an der Wildenburg eintreffen.
Der lange Transport bringt für die Tiere aber schon so viel Stress mit sich, dass an eine Präsentation am Sonntag nicht zu denken ist: Die Kleinen werden ganz behutsam in einer Aufzuchthütte inmitten des 1,2 Hektar großen neuen Geheges untergebracht und von der Pflegerin und mehreren Helfern rund um die Uhr betreut. Frühestens in ein paar Monaten wird man sie dann frei umhertollen sehen. Görg hofft, dass man aus dem noch offenen Wurf in Poing noch ein, zwei Jungwölfe bekommt - dann wäre das Ziel erreicht: "Vier oder fünf Tiere sind bei Gehegehaltung ideal."
Leider steht auch die geplante Live-Cam-Übertragung aus der Aufzuchthütte noch nicht zur Verfügung. So werden die Besucher am Sonntag erst mal mit einem nackten Gehege und Schautafeln vorlieb nehmen müssen. "Das tut uns leid, aber Natur ist eben Natur", entschuldigt sich Görg. Immerhin: Der niederländische Wolfsexperte Jos de Bruin, der auch zum Beraterstab der "Wolfsblut Wolfslandschaft" gehört, wird am Sonntag auch für Fragen der Besucher bereitstehen und - wenn alles klappt - einen erwachsenen Wolf aus seinem eigenen Gehege mitbringen.
Aber es gibt noch eine weitere schlechte Nachricht: Auch ein Luchs wird am Sonntag nicht zu sehen sein. Amy, die letzte im Wildfreigehege verbliebene Lüchsin, starb im Alter von erst vier Jahren vor wenigen Wochen an einer Nierenerkrankung. Ersatz soll erst beschafft werden, wenn das Gehege für die heimischen Großkatzen wie geplant vergrößert ist.
So werden die Wildkatzen, die Symboltiere des neuen Nationalparks, es rausreißen müssen: Zum Glück gibt es da Shiva, die eigentlich längst Freigängerin sein sollte - die Gehegetür steht seit Monaten offen. Ihr gefällt es aber so gut, dass sie lieber bleibt, sich keine Fütterung entgehen und sich gern aus nächster Nähe fotografieren lässt. Ähnlich sieht es mit Hexe aus, die längst Freigängerin ist, aber immer wieder auf einen Besuch hereinschneit.
Die "Wolfsblut Wolfslandschaft" wird am Pfingstsonntag um 13.30 Uhr im Zuge der Eröffnungsfeierlichkeiten zum Nationalpark eröffnet.
Mehr Infos hier: www.wildfreigehege-wildenburg.de

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