Ab Dienstag bleiben noch mehr Kitas im Kreis Trier-Saarburg zu

Wincheringen/Trierweiler-Sirzenich · Der Streik der Erzieher in den kommunalen Kitas ist eine Herausforderung für Gemeinden und Eltern. Ab Dienstag legen die pädagogischen Kräfte in weiteren Einrichtungen im Landkreis Trier-Saarburg ihre Arbeit auf unbestimmte Zeit nieder.

 Viele Kitas sind wegen des Streiks geschlosssen. Foto: Jan Woitas

Viele Kitas sind wegen des Streiks geschlosssen. Foto: Jan Woitas

Rote Absperrbänder links und rechts des Eingangs zur Kita St. Peter in Wincheringen signalisieren: Hier wird gestreikt. Bereits seit 15 Tagen toben in den beiden Kita-Häusern an der Obermosel keine Kinder mehr. Der Grund hierfür ist der Ausstand der Erzieherinnen und Erzieher, die für höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen kämpfen.

Ab Dienstag treten auch die pädagogischen Fachkräfte der Kita in Ayl in den unbefristeten Streik ein. Damit sind zwei von drei kommunalen Kindertagesstätten in der Verbandsgemeinde Saarburg geschlossen. Betroffen von dem Ausstand sind rund 250 Kinder im Saarburger Land. Ob und gegebenenfalls wann die Kita in Palzem bestreikt wird, war bis Redaktionsschluss noch offen. Dort blieb die Kita bislang an zwei Tagen geschlossen.

Eltern gefrustet

Den Frust der Eltern in Wincheringen bekamen am Freitag Martina Schneider und Sabine Otto zu spüren. Zwei Stunden lang informierten die zwei Erzieherinnen Väter und Mütter über ihre Motivation für den Arbeitskampf und den Zwischenstand der Verhandlungen zwischen den Gewerkschaften Verdi und GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) einerseits und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) andererseits. Die Kritik der Eltern, dass die Erzieherinnen ihre Verhandlungen auf dem Rücken der Kinder austragen würden, wiesen die beiden Sprecherinnen zurück. "Uns geht es in den Tarifverhandlungen um drei Ziele", sagte Otto auf der Informationsveranstaltung. "Höhere Gehälter sowie bessere Tarifrahmenbedingungen, damit junge Menschen diesen Ausbildungsberuf gerne lernen." Eines der zentralen Probleme sei, dass auf dem Markt kaum Fachkräfte zu finden seien. "Das liegt", so Otto, "auch an den schlechten Rahmenbedingungen für Erzieherinnen."

Diese Kritik teilt auch Kai Neitzert. Der 28-Jährige leitet die Kita in Sirzenich, in der in den vergangenen Wochen ebenfalls an vier Tagen gestreikt wurde. Ab Dienstag ist die Einrichtung ebenfalls bis auf Weiteres geschlossen.

Neitzert ist gelernter Erzieher mit zehn Jahren Berufserfahrung und studierter Sozial- und Bildungsmanager. Er hat als Leiter der Einrichtung die Verantwortung für 110 Kinder sowie 20 pädagogische Mitarbeiter. Nach seinem Wechsel zur Kita Sirzenich habe er zunächst Lohneinbußen gehabt, weil bislang erworbene Bonuspunkte nicht auf den neuen Arbeitsplatz übertragen werden konnten. "Da wird man tarifvertraglich für einen Wechsel des Arbeitsplatzes bestraft, obwohl man bereit ist, mehr Verantwortung zu übernehmen", sagt Neitzert kopfschüttelnd.

Elmar Schömann, Ortsbürgermeister von Wincheringen, erklärt in der Elternversammlung, dass ihm die Hände gebunden seien: "Das Streikrecht ist verfassungsrechtlich verbrieft." Er habe Ende der vergangenen Woche die fünf Angestellten, die sich in der Kita um das Essen und andere Dinge kümmern, die nicht in den pädagogischen Bereich fallen, zwangsweise in den Urlaub geschickt.

Valérie Frenoy überlegt zurzeit, ob sie ihre drei Kinder, die die Kita St. Paul in Wincheringen besuchen, zu deren Großeltern nach Südfrankreich bringt. "Mein Mann und ich sind selbstständig. Momentan arbeiten wir oft bis spät in die Nacht. Das ist dauerhaft keine Lösung", sagt sie. Jun Menett, ebenfalls aus Wincheringen, ist verzweifelt. Sie sucht zurzeit nach einem Babysitter, der sich zumindest stundenweise um das Kind kümmert, damit sie ungestört arbeiten kann.

Eine Not-Kita wird es in Wincheringen zunächst nicht geben, da alle Erzieherinnen bei dem von den Gewerkschaften ausgerufenen Warnstreik mitmachen. Anders sieht es in Sirzenich aus. Neitzert verspricht, zumindest für Härtefälle den Kita-Betrieb aufrechtzuerhalten.
Extra: Überblick über den Landkreis Trier-Saarburg


In der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg wird in den Kitas St. Peter in Wincheringen und in Ayl ab Dienstag unbefristet gestreikt. Für die Kindertagesstätte Palzem liegen keine Informationen vor. Die Kita in Zerf (VG Kell am See) ist streikbereit. Ob in den kommunalen Kitas der VG Hermeskeil (drei in Hermeskeil, je eine in Reinsfeld und Neuhütten) ab Dienstag gestreikt wird, ist der VG-Verwaltung nicht bekannt. In der VG Trier-Land sind die Erzieher in Langsur und Trierweiler-Sirzenich im Ausstand. Noch nicht klar war bis Redaktionsschluss, ob in der VG Ruwer die pädagogischen Kräfte ab Dienstag streiken. Ebenfalls offen blieb bis Freitag, ob in den fünf kommunalen Kitas der VG Schweich (Kinderland Schweich, Köwerich, Bekond, Pölich, Detzem) ab Dienstag gestreikt wird. In der VG Konz ist ab Dienstag die Kita in Wellen geschlossen. Es folgen in den kommenden Tagen wahrscheinlich die Kita in Pellingen ab Mittwoch, 27. Mai, und das Haus für Kinder in Konz ab Freitag, 29. Mai. itz

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