Schnitzel mit Gemüse à la Indien: Kulturaustausch am Kochherd

Trier/Helenenberg · Als Projekt für ihr Anerkennungsjahr als Erzieherin hat sich Katharina Staadt einem aktuellen Thema gewidmet: dem Austausch von Flüchtlingen und Jugendlichen, die hierzulande groß geworden sind. In einer betreuten Wohngruppe aus fünf deutschen Jungs und zwei Flüchtlingen aus Somalia und Indien kommen sich die Kulturen bei gemeinsamen Kochabenden näher. Still wird es dabei nie.

Trier/Helenenberg. Schon auf der Treppe des ganz normalen Einfamilienhauses in einer Trierer Wohngegend riecht es nach frisch gebratenem Schnitzel. Es ist kurz vor 18 Uhr, Katharina Staadt öffnet freudestrahlend die Tür. Das Haus ist eine Einrichtung für betreutes Wohnen des Jugendhilfezentrums Don Bosco Helenenberg, sieben Jungs leben hier.
Zwei von ihnen stehen in der Küche, panieren Schnitzel und bereiten Pommes frites vor. Am Esstisch sitzt ein weiterer und schneidet Tomaten, Paprika und Pilze. Die Jungs sind in ihrem Element: "Frau Staadt, wir brauchen Sahne für die Soße!"
Ein Schild an der Tür verrät das heutige Gericht: "Tobias und Max kochen Jäger- und Zigeunerschnitzel mit Pommes." Schnitzel gibt es vom Schwein, aber auch halal, also Fleisch, wie es der Islam vorschreibt. Denn das Besondere an der Gruppe ist ihre Konstellation: Neben den fünf deutschen Jungs gehören auch Mohan aus Indien und Soel aus Somalia (Namen geändert) dazu.
Katharina Staadt beschäftigt sich in ihrem Anerkennungsjahr mit genau diesem Zusammenleben der Kulturen. Über gemeinsame Kochabende will sie die Jungs näher zusammenbringen und zwischen ihnen vermitteln. "Kochen ist in jeder Kultur ein fester Bestandteil des Alltags. Deswegen dachte ich mir, so könnte ich die Jungs zusammenbringen." Kochen und Kulturaustausch: Das funktioniert, denn zu dem typischen deutschen Schnitzel bereitet Mohan eine würzige Gemüsepfanne, die einen Hauch Indien in die heimische Küche bringt.
Während Tobias, Max und Mohan am Herd werkeln, deckt Daniel den Tisch, an dem sich die Jungs nach und nach einfinden. Auch Erzieherin Claudia Lohmer-Krone kommt dazu. Sie freut sich vor allem auf die Gemüsepfanne von Mohan: "Da sind immer für uns ganz ungewöhnliche Gewürze dran. Zimt zum Beispiel. Das schmeckt super!" Als das Essen auf dem Tisch steht, sind spätestens nach dem ersten Bissen alle von den Künsten der jungen Köche begeistert.
Es wird viel geredet, und am Gespräch beteiligen sich alle. Vor allem Mohan habe die Sprachbarriere schnell überwunden, erzählt Katharina Staadt: "Er ist erst seit fünf Monaten in Deutschland und spricht schon sehr gut deutsch." Aus der Küche kommt prompt die Reaktion: "Ja, ich versuche es!" Gesprächsthemen gibt es am Tisch genug. Ob über die Ausbildungen, die alle Jungs im Haus machen, oder einen Besuch bei den Eltern: Es wird nie still. "Was gibt\'s denn beim nächsten Kochabend?", fragt Alexander - um selbst die Antwort zu geben: "Wir könnten Chili con carne machen." sml
Extra

Das Jugendhilfezentrum Don Bosco auf dem Helenenberg bietet verschiedene Betreuungs- und Wohnformen von therapeutischen und pädagogischen Intensivgruppen bis hin zu betreutem Wohnen. In den 14 Wohngruppen in Welschbillig und der näheren Umgebung leben Jugendliche im Alter von zwölf bis 22 Jahren. Sie besuchen entweder die Haupt- und Förderschule oder befinden sich in einer beruflichen Orientierungs- oder Qualifikationsmaßnahme. sml

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