Natur statt Trubel und Beton

THOMM. Von der pulsierenden Großstadt Berlin zog Familie Fricke ins idyllische Thomm. Mal eben zur Waldbühne, um ein Konzert von Rod Stewart zu hören, ist hier nicht mehr drin. Doch dafür haben die Frickes in dem Dorf zwischen Fell und Osburg Nestwärme gefunden.

Verblüffung bei Bärbel Fricke: Zur Kommunion von Sohn Leon brachten die Nachbarskinder kleine Geschenke. Nach etlichen Worten des Dankes gingen die Kinder "irgendwie leicht enttäuscht" nach Hause. "Ich wusste, dass etwas nicht stimmte", erinnert sich die Wahl-Thommerin. Später hat die zweifache Mutter erfahren, dass es in dem Dorf ein alter Brauch ist, den jungen Gratulanten eine Süßigkeit zu geben. Familie Fricke hat die Bonbons nachgereicht. Wer dazugehören will, macht mit. Und Familie Fricke wollte dazugehören.Eine glückliche Wahl getroffen

Vor sechs Jahren ist die Familie aus beruflichen Gründen von Berlin in Richtung Trier gezogen. Erst nach Mertesdorf und dann nach Thomm. Das schöne erschwingliche Haus ließ die letztendlich glückliche Wahl auf das Dorf am Rande des Hochwalds fallen, das mit 51 neu erschlossenen Baugrundstücken weiter wachsen wird. "In Berlin haben wir in einer teuren 80-Quadratmeter-Wohnung gelebt", erinnert sich Bärbel Fricke an die vergleichsweise beengten Wohnverhältnisse inmitten von Trubel und Beton. Setzt die Familie heute in dem 1039-Seelen-Ort den Fuß vor die Haustür, steht sie inmitten der Natur - Feld, Wald und Wiese so weit das Auge reicht. Das ist es, was die Ex-Berliner als kostbare Lebensqualität mit großem Erholungswert schätzen gelernt haben. Und während in Berlin die Menschen gedankenlos aneinander vorbeieilen, hat in Thomm jeder einen "Guten-Tag-Gruß" auf den Lippen. "Wir haben hier Nestwärme gefunden", schwärmt Bärbel Fricke. Auch das rege Vereinsleben öffnet leicht Türen zu den Thommer Bürgern: Wer in der Gruppe Musik machen und ein Instrument erlernen möchte, kann Mitglied in der Bergmannskapelle werden. Sportbegeisterte werden im Sportverein gefördert. Auch gibt es die Freiwillige Feuerwehr, den Männergesangverein, den Kirchenchor, die Skatrunde und den Heimat- und Verkehrsverein. "Neubürger müssen auf die Bewohner zugehen" - dieses Motto hält Bärbel Fricke für die Grundvoraussetzung, um integriert zu werden. Julian, der älteste Sohn, hat das Abitur mittlerweile in der Tasche, sein Bruder Leon hingegen fährt noch jeden Morgen nach Trier zur Schule. Kein Problem, denn die Busse fahren im Stundentakt Richtung Stadt. Während die Kindergartenkinder die integrative Kindertagesstätte mit Ganztagsangebot im Ort besuchen, müssen sich die Grundschulkinder ans Bus fahren gewöhnen. Schwierigkeiten gibt es keine, denn Busfahrer "Albert" kennt jedes Kind und garantiert allen jungen Mitfahrern einen Sitzplatz. "Der hat schon meinen Mann in die Grundschule nach Osburg kutschiert, und die Kinder lieben ihn heiß und innig", erzählt Carmen Keiser, Mutter von zwei Söhnen, die gerne in dem Heimatort ihres Mannes lebt. "Hier können die Kinder unbeschwert aufwachsen", freut sie sich über die paradiesischen Spielmöglichkeiten für die Kleinen. "Auf alle Fälle habe ich hier das Gefühl, mehr Überblick als in Berlin darüber zu haben, wo sich meine Kinder aufhalten", betont Bärbel Fricke. Das Idyll birgt auch seine Tücken. "Hier gibt es weder Metzgerei noch Bäckerei und auch der Tante-Emma-Laden hat im vergangenen Jahr geschlossen. Ein kleines Lädchen wäre dringend erforderlich", wünscht sich Carmen Keiser. Manche Dinge vermisst Bärbel Fricke hin und wieder schon einmal - etwa spontan zu einem Rod Stewart Konzert zu gehen, oder in der Theaterzeitung das interessanteste Stück aussuchen zu können. "Man kann halt nicht alles haben", sagt sie. TV -Maskottchen Lucky vergibt für den kinderfreundlichen Ort drei Tatzen. Am Samstag: Ein Umweltsünder aus Waldrach kommt wahrscheinlich ungeschoren davon.

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