Gespanntes Seil: Radfahrer stürzt über eine fiese Falle

Wasserliesch · Der Wasserliescher Daniel Ludwig ist bei einem Sturz mit seinem Mountainbike nur knapp einer schweren Verletzung entgangen. Den Unfall hat wohl jemand absichtlich herbeigeführt, indem er auf einer illegalen Downhill-Strecke bei Wasserliesch ein Seil gespannt hat.

Wasserliesch. Daniel Ludwig aus Wasserliesch gehört zu den schnellsten Fahrern in der deutschen Mountainbike-Szene. Der 21-Jährige hat schon viel erlebt, und Stürze gehören für ihn als Downhill-Fahrer zum Tagesgeschäft (siehe Extra).Schürfwunden nach Sturz


Doch was ihm beim Training in Wasserliesch, Kreis Trier-Saarburg, passiert ist, war lebensgefährlich: Bei der Abfahrt im Wald rast er auf ein dünnes Seil zu, das zwischen zwei Bäumen über den Pfad gespannt ist. Weil er das dünne Seil nicht sieht, versucht er gar nicht auszuweichen. Die Schnur erfasst ihn am Hals. "Ich spürte den Schmerz am Hals und wurde rückwärts vom Fahrrad geschleudert", schildert er im Gespräch mit dem TV. Doch er hat Glück: Das Seil reißt.
Mit Kopfweh und Halsschmerzen fährt Ludwig nach dem Unfall ins Krankenhaus. Die Ärzte geben Entwarnung: keine schwere Verletzung. "Ich bin mit Schürfwunden davongekommen", sagt der junge Mann. Sein Glück: Der Mountainbiker konnte am Wochenende sogar an der Deutschen Meisterschaft im Downhill teilnehmen.
Der 21-Jährige weiß, dass die Strecke, auf der er gefahren ist, nicht offiziell für Fahrradfahrer freigegeben ist. Ludwig hat sie vor vier Jahren zusammen mit ein paar Kumpels nahe dem Kreuzweg zur Wallfahrtskapelle auf dem Liescher Berg angelegt. Dabei hätten sie extra den Wanderweg gemieden, um niemanden zu gefährden, betont der Sportler.
Zwei Jahre lang ist laut dem 21-Jährigen niemand mehr dort gefahren - vor allem, weil immer wieder jemand die Strecke mit Ästen voll gelegt hat. Vor einem Monat hat Ludwig die Strecke aber wieder freigeräumt, um zu trainieren. Am vergangenen Mittwoch war sie wieder mit Ästen blockiert. Der Mountainbiker hat die Äste weggeräumt. Das Seil hat er dabei nicht gesehen.
Wanderer haben sich in der Vergangenheit laut dem Wasserliescher Ortschef Thomas Thelen und Helmut Lieser, Leiter des Forstamts Saarburg, öfter über Mountainbiker beschwert, die an der Stelle querfeldein oder auf nichtfreigegebenen Pfaden fahren. Die beiden wissen auch, dass Unbekannte die illegale Strecke mehrfach mit Ästen blockiert haben. "Dass Seile gespannt werden, geht aber gar nicht", sagt Lieser. "Da hört der Spaß auf - das ist bewusste Körperverletzung", meint auch der ehemalige Ortsbürgermeister Herbert Rausch. Er bestätigt auf TV-Anfrage, dass die Mountainbike-Strecke bis zur Kommunalwahl 2014, als er sein Amt niedergelegt hat, kontrovers diskutiert wurde. Bevor sich die Radfahrer freiwillig zurückgezogen hätten, stand laut Rausch ein Kompromiss kurz bevor. "Ich bedaure, dass das nicht in meiner Amtszeit abgeschlossen wurde", sagt er.Ermittlungen eingeleitet


Auch Jagdpächter Uwe Bock, den Ludwig als "Supertyp" bezeichnet, war mit den Radfahrern im Gespräch. "Die Jungs wurden informiert, wo sie fahren durften und wo nicht", sagt Bock zum TV. Probleme habe es keine mehr gegeben. Daran, dass jemand das Seil absichtlich über die Strecke gespannt hat, zweifelt niemand in Wasserliesch. Alle gehen davon aus, dass jemand die schwere Verletzung eines Mountainbikers in Kauf genommen hat. Ludwig hat deshalb am Donnerstagabend bei der Polizei in Konz Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Die Beamten ermitteln wegen gefährlicher Körperverletzung. Der Wasserliescher ist aber hart im Nehmen. Am Freitag fuhr er nach Todtnau im Schwarzwald. Samstag standen die Qualifikationsläufe an, Sonntag landete er bei den deutschen Titelkämpfen auf dem 17. Platz. Und das nur wenige Tage nach dem großen Schrecken.Meinung

Gefährlich und kriminell
Dass es zu dem Unfall in Wasserliesch kam, ist kein Zufall. Jemand hatte wohl etwas gegen die illegale Downhill-Strecke im dortigen Wald. Dieser Unbekannte hat den Sturz absichtlich herbeigeführt. Das ist nicht fahrlässig, sondern höchst gefährlich und kriminell. Konflikte über die Nutzung des Walds lassen sich mit solchen Taten bestimmt nicht lösen. Diese lassen sich nur mit einem Dialog zwischen Forst, Sportlern, Wanderern, Jägern und Waldbesitzern lösen. Kompromisse müssen her. Der absichtlich herbeigeführte Unfall muss hingegen aufgeklärt und vor einem Gericht verhandelt werden. c.kremer@volksfreund.deExtra

Downhill: So schnell wie möglich auf dem Mountainbike den Berg runterkommen, über natürliche Hindernisse, Stock und Stein - darauf kommt es beim Downhill an. Dabei werden schon mal Geschwindigkeiten von 70 Kilometern pro Stunde und mehr gemessen. Neben ausgesprochen hoher Konzentration sind körperliche Fitness und Kraft ein Muss für ambitionierte Fahrer. AF

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