Abenteuerliche Talfahrten nach Trier

Trierweiler · Die Landwirte aus dem Raum Trierweiler haben ein Verkehrsproblem: Sie dürfen ihre Ländereien und Großkunden auf Trierer Stadtgebiet nicht über die Bitburger Straße anfahren, sondern nur über Umwege. Bei einer "Mähdrescherfahrt ins Tal" durfte Triers Fachdezernent Thomas Egger das Problem hautnah erleben.

Trierweiler. Wenn Bauer Robert Bellersheim aus Trierweiler seine Flächen in Trier-Euren bearbeiten will oder Trierer Großkunden wie etwa Reitställe mit Heu beliefert, stehen ihm abenteuerliche Abfahrten ins Trierer Tal bevor. Der einfachste und sicherste Weg für sein schweres Traktorgespann oder den tonnenschweren Mähdrescher mit 3,50 Metern Überbreite wäre über die Bitburger Straße (B 51). Doch die Stadt Trier verweigert dort die Bergabfahrt. Bedenken, dass die schweren Landwirtschaftsfahrzeuge den Verkehr behindern könnten, gibt es nicht. Stattdessen werden die Treckergespanne und Mähdrescher den LKW gleichgesetzt: Für alles, was mehr als 7,5 Tonnen wiegt, ist die Talfahrt auf der Bitburger aus Sicherheitsgründen tabu. Nur Busse sind ausgenommen. Hinauffahren dürfen sie alle - auch die Landmaschinen.
Wie Bellersheim geht es rund 20 weiteren Kollegen aus dem Raum Trierweiler-Sirzenich. Im vergangenen Jahr hatte der Bauern- und Winzerverband bei der Stadt für die betroffenen Landwirte um eine Ausnahmegenehmigung für Talfahrten mit einem Gesamtgewicht von 24 Tonnen gebeten. Nach Angaben von Kreisvorsitzendem Walter Clüsserath fragte die Verwaltung dazu zunächst den Landesbetrieb Mobilität. Der habe ein "Nein" empfohlen, und darauf sei auch ein "Nein" aus dem Rathaus am Augustinerhof gefolgt.
So bleibt es vorerst dabei: Wenn die Bauern von der Höhe mit ihrem schweren Gerät hinunter nach Trier fahren müssen, bleiben nur die Ausweichstrecken über enge und teilweise mit Spitzkehren versehene Gemeinde- und Kreisstraßen. Eine Variante führt über die enge und kurvige K 1 von Herresthal nach Euren, die zweite Route über die ebenso enge Strecke von Fusenich nach Igel, wo dann die Traktoren mit ihren langen Schnauzen beim Einbiegen auf die stark frequentierte B 49 zum Verkehrsrisiko werden. Ein Landwirt: "Wenn man dort weit genug vorzieht, um die Straße einsehen zu können, steht die Maschine mit dem Vorderteil schon halb auf der Fahrbahn."
Nicht mehr akzeptabel ist die direkteste Anbindung über die K 3 nach Euren: Dort wird die Durchfahrt über die Herrmannstraße durch das dort angeordnete versetzte Parken zum gefährlichen Slalom.
Dezernent beeindruckt



Auch wenn die Stadt sich querstellt. Wenigstens war es dem Bauern- und Winzerverband gelungen, den Trierer Fachdezernenten Thomas Egger zu einer Demonstrations-Talfahrt mit dem 3,50 Meter breiten Mähdrescher und einigen schweren Traktorgespannen zu bewegen. Die Tour führte über Herresthal hinunter nach Euren, wobei auf dem kurvigen und engen Sträßchen kein Problem ausblieb: Schreckbegegnungen von PKW-Fahrern mit Rücksetzmanövern, eine kleine Straßenbaustelle, die Mähdrescher und Trecker nur mit zwei Rädern im Steilhang passieren konnten, unübersichtliche Spitzkehren, enge Durchfahrten in Euren, haarscharf zwischen parkenden Autos und Vorgartenhecken hindurch. Fazit: Etwa alle 300 Meter eine Gefahrensituation. Beigeordneter Egger war sichtlich beeindruckt und versprach, den Wunsch der Bauern nach einer B-51-Ausnahmegenehmigung prüfen zu lassen.
Egger zum TV: "Das ist eine schwere Belastung für die Landwirte wie für andere Verkehrsteilnehmer und daher unbefriedigend. Da kann man den Wunsch nach Freigabe der B 51 gut nachvollziehen." Er werde die Sache sofort prüfen lassen. Egger: "Auf jeden Fall soll vor Beginn der Erntezeit im August Klarheit geschaffen sein."Extra

Wer fährt wie oft nach Trier: Nach Angaben von Gerhard Brenner, Geschäftsführer des Kreisbauern- und Winzerverbandes, sind etwa 20 Betriebe aus dem Raum Trierweiler betroffen. Jährlich seien insgesamt etwa 300 Fahrten mit schwerem Gerät nach Trier erforderlich - sei es zum Ausliefern oder zur Bearbeitung von Anbauflächen. Brenner: "Was wir brauchen, ist eine Ausnahmegenehmigung für Talfahrten auf der Bitburger mit einem maximalen Gesamtgewicht von 24 Tonnen." Bei der Bremsleistung der modernen Landmaschinen sei dies kein Risiko. f.k.

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