Der Weltstar kommt spät und geht früh: 4500 Fans feiern Rapper Snoop Dogg in der Rockhal – Nach 47 Minuten ist alles vorbei

Esch/Luxemburg · Als Kultfigur des Gangsta-Rap wird Snoop Dogg aus Kalifornien seit 22 Jahren weltweit vermarktet. Bei seinem Auftritt am Montagabend in Esch-sur-Alzette/Luxemburg strapazierte der 43-Jährige die Nerven seiner Fans.

Der Weltstar kommt spät und geht früh: 4500 Fans feiern Rapper Snoop Dogg in der Rockhal – Nach 47 Minuten ist alles vorbei
Foto: Mandy Radics

4500 Besucher in der Rockhal warten auf Calvin Cordozar Broadus. Calvin wer? Unter seinem Künstlernamen Snoop Doggy Dogg schaffte der US-Amerikaner 1993 den Durchbruch mit dem Welthit "Who am I (What's my Name?)" (Wer bin ich? Was ist mein Name?). Seitdem erfindet sich der Rapper musikalisch und geschäftlich immer wieder neu.
Als Snoop Lion legt er ein Reggae-Album vor, macht House-Music ("Sweat"), verdingt sich als Schauspieler und Pornofilm-Regisseur. Der bekennende Marihuana-Raucher und Ex-Drogendealer landete mehrfach im Gefängnis, was ihn mit anderen Gangsta-Rappern verbindet.

Rap auf Luxemburgisch

In der Rockhal heizt die Luxemburger Gruppe "De Läb" in ihrer Muttersprache die Stimmung an. Gegen 21 Uhr soll der Hauptact starten. Doch dann heißt es an der Bühne, Snoop Dogg sei noch nicht einmal in der Halle, sondern chille noch im Hotel.

21.27 Uhr: Sicherheitsleute öffnen ein Seitentor der Halle. Neugierige strömen sofort in diese Richtung, weil sie Snoop dort erwarten. Doch die Toröffnung dient nur der Frischluftzufuhr.

21.55 Uhr: Die Fluchttore werden wieder geschlossen. Aus den Boxen dudelt weiter nur Musik vom Band. Unmutsäußerungen des teilweise seit Stunden stehend ausharrenden Publikums werden lauter: Buhrufe, Pfiffe. Helfer ziehen Fans mit Kreislaufproblemen aus der Menge.

22.05 Uhr: Zwei Bandmitglieder Snoops werfen Schlagzeugstöcke und CDs von der Bühne ins Publikum.

22.07 Uhr: Snoops DJ legt auf und dreht gehörig auf - endlich startet die Show. Dann erscheint der Meister persönlich: Snoop Dogg mit goldenem Mikro in der Hand, im schwarzen Schlabber-Outfit mit Sonnenbrille und den typischen Rastalocken. Er rappt "The next Episode" - und hat die Halle sofort im Griff. Offenbar tiefenentspannt und supercool lässt er die Reime fließen, geht gemächlich von einer Seite der schlichten Bühne zur anderen.

Die Fans von Teenagern bis gereiften Vierzigern jubeln ihrem Star zu und singen textsicher mit. Hunderte Handy-Displays leuchten im Dunkeln: Die Fotos und Videoclips dienen später in sozialen Netzwerken wie Facebook als Nachweis: Ich war dabei!

Tänzerinnen im Glitzer-Outfit

22.22 Uhr: Zwei Tänzerinnen im knappen Glitzer-Outfit räkeln sich zur Musik. Snoop zieht die Jacke aus und lässt die Goldkette auf weißem Sweatshirt blitzen. Fürs Programm bedient er sich munter bei anderen Kultrappern wie den ermordeten Notorious B.I.G. und 2Pac. "Jump around" (House of Pain/Cypress Hill) nehmen Tausende wörtlich und hüpfen ausgelassen herum.

Beim Auftritt gönnt sich Snoop praktisch keine Pause, haut einen Hit nach dem anderen raus. Typisch für ihn ist die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern wie Katy Perry ("California Gurls") oder Shooting-Star Jason Derulo ("Whiggle"). "Drop it like it's hot" nahm Snoop mit Pharrell Williams auf, dessen Part beim Konzert vom Band kommt.
22.54 Uhr: Nach einem Song von Bob Marley ist plötzlich Schluss - Snoop verschwindet und kommt nicht wieder. Statt nach 75 Minuten, 90 oder mehr wie andere Künstler hört er nach 47 Minuten auf - ohne Zugabe.

Auf TV-Anfrage nach den Hintergründen verweist ein Rockhal-Sprecher auf "eine lange Geschichte dieser Art von Umständen im Rock und Hip-Hop". Und: "Wer Fan eines Künstlers ist, kennt dessen Gewohnheiten." Tatsächlich ist Snoop dafür bekannt, seine Fans oft lange warten zu lassen. Die Show in München vergangene Woche platzte nach Differenzen hinter den Kulissen komplett. Die Fans in der Rockhal nehmen es offenbar relativ gelassen hin, ziehen ohne Protest ab. Besucher Folivi (34) aus Luxemburg freut sich, dass auch Snoops alter Weggefährte Kurupt (42) mitgerappt hat. Die Kürze der Show ist Folivi nicht aufgefallen: "Echt? Das war weniger als eine Stunde?"

meinung

Fans brauchen dickes Fell

Marcus Hormes

Fans von Künstlern wie Snoop Dogg müssen ein dickes Fell haben (um im tierischen Bild zu bleiben). Sie nehmen oft weite Anreisen in Kauf, warten stundenlang dicht gedrängt in Kälte, Hitze oder schlechter Luft auf ihren Star. Bequemt der Meister sich schließlich auf die Bühne, ist das alles schnell vergessen. Snoop heizte zwar wie erhofft ein, doch war der Ofen vorzeitig wieder aus. 47 Minuten Show für fast 50 Euro Eintritt sind eine Frechheit! Örtliche Veranstalter wie die Rockhal sind dagegen machtlos. Den Fans bleibt nur die Wahl zwischen Boykott oder bedingungsloser Treue.
m.hormes@volksfreund.de

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