„Hier habe ich fürs Leben gelernt“: Mezzosopranistin Kristina Stanek nimmt Abschied von Theater Trier

Trier · Mit dem Ende der Theatersaison 2014/15 verlassen viele Sänger, Schauspieler und Tänzer, die das Publikum über Jahre liebgewonnen hat, die Trierer Bühne. In der TV-Serie „Tschüss, Theater Trier“ verraten sie, was ihnen an der Mosel besonders gut gefallen hat, was sie vermissen werden und wie es beruflich für sie weitergeht. Den Anfang macht Mezzosopranistin Kristina Stanek.

 Evita: Impressionen.

Evita: Impressionen.

Foto: Friedemann Vetter
 Kristina Stanek als Carmen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Kristina Stanek als Carmen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter
 Svetislav Stojanovic als Titus und Kristina Stanek als Sesto. TV-Foto: Friedemann Vetter

Svetislav Stojanovic als Titus und Kristina Stanek als Sesto. TV-Foto: Friedemann Vetter

 Szene aus der Oper „La Clemenza di Tito“ am Theater Trier: Sesto (Kristina Stanek, links), der mit seiner Geliebten Vitellia den Kaiser Titus ermorden will, sitzt neben Annio (Franziska Andrea Heinzen).TV-Foto: Friedemann Vetter

Szene aus der Oper „La Clemenza di Tito“ am Theater Trier: Sesto (Kristina Stanek, links), der mit seiner Geliebten Vitellia den Kaiser Titus ermorden will, sitzt neben Annio (Franziska Andrea Heinzen).TV-Foto: Friedemann Vetter

Sie hat sich in nur drei Spielzeiten am Theater in die Herzen des Trierer Publikums gespielt und gesungen. Unvergesslich: ihre Evita und die Carmen in der Inszenierung von Sebastian Welker. Der scheidende Intendant Gerhard Weber hat Kristina Stanek in ihrem ersten festen Engagement große Rollen anvertraut. Und die heute gerade einmal 30-jährige Mezzosopranistin dankte es ihm mit großer Stimme und Spielfreude. Beider Lohn: die Kulturauszeichnung "Theatermaske" für Stanek im vergangenen Jahr.

Tschüss, Theater Trier!

Aus Trier verabschiedet sie sich mit einem weinenden und einem lachenden Auge, wie sie TV-Redaktionsmitglied Mechthild Schneiders erzählt hat..

Was werden Sie am Theater Trier vermissen?
Kristina Stanek: Ich werde die Kollegen vermissen, vor, auf und hinter der Bühne, wie etwa die Maske und die Techniker, mit denen wir viel in Kontakt waren. Das ist auch der Grund, weshalb ich so traurig war, dass wir alle gehen müssen. Aber es hat mich auch sehr in den Fingern gejuckt, an eine größere Bühne zu gehen.

Was wird Ihre schönste Erinnerung an die Zeit in Trier sein?
Stanek: Wenn man wie ich als junge Sängerin an ein Haus kommt, lernt man fürs Leben. Ich stamme aus einer Familie, die nichts mit Singen und Theater zu tun hat. Dann erlebt man Dinge, die man vorher nicht kannte und die man sonst nicht erleben könnte.
Die schönsten Momente sind die, wenn irgendetwas schief geht und man lachen muss, man sich aber zusammenreißen muss, weil das Publikum davon nichts merken darf. Das war beim Opern-Doppelabend mit "L'Heure Espagnole" von Maurice Ravel, in dem ich die Concepcion spielte, und "Die Kluge" von Carl Orff der Fall - meine absolute Lieblingsinszenierung. Wir waren fünf Sänger, und auf der Bühne hat alles super geklappt. Doch dahinter ist viel schief gegangen. Wir mussten von der Bühne runterfallen, aber da lagen auch die Techniker. Bei dem Stück ist hinter der Bühne viel passiert, was das Publikum nicht mitbekommen hat. Eine bleibende Erinnerung ist die Verleihung der "Theatermaske". Ich habe mich wahnsinnig darüber gefreut.

Was war Ihre Lieblingsrolle in Ihrer Trierer Zeit?
Stanek: Ich konnte mehrere Lieblingsrollen spielen wie Carmen und Orpheus, das gilt natürlich auch für den Sesto in "La clemenza di Tito", weil das die Mezzosopran-Rollen sind und sie ganz oben auf meiner Liste stehen. Solche Partien bekommt man eher in kleinen Häusern wie Trier. An den großen Bühnen singen die oft Gäste oder sehr erfahrene Sängerinnen.
Wenn man solche Partituren beherrscht, empfiehlt man sich auch an größeren Häusern für die großen Rollen. Und vielleicht bekommt man auch Anrufe von anderen Häusern, an denen man für diese Rollen einspringen darf. Es ist von Vorteil, wenn man ein Riesen-Repertoire hat.

Wie haben Sie Ihre Abschiedsspielzeit erlebt?
Stanek:Das war schon eine sehr emotionale Zeit. Es herrschte generell eine angespannte Stimmung, weil viele der Kollegen noch kein Nachfolge-Engagement hatten. Das macht einen dann auch traurig. Aber das hat uns auch zusammengeschweißt. Insgesamt war es ein intensives Jahr.

Wie geht es für Sie jetzt beruflich weiter?
Stanek:Ab September habe ich ein Engagement am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Dort habe ich für zwei Spielzeiten unterschrieben. Und ich freue mich sehr darauf! Los geht es mit "My fair Lady". Am 12. Dezember ist Premiere; ich singe die Eliza Doolittle. Und worüber ich mich am allermeisten freue, ist die Rolle als Romeo in "I Capuleti e i Montecchi" von Vincenzo Bellini. Zudem singe ich noch bei Liederabenden.

"ICH BEDANKE MICH VON GANZEM HERZEN BEIM TRIERER PUBLIKUM FÜR DIE UNTERSTÜTZUNG UND DIE GEMEINSAMEN THEATERERLEBNISSE IN DEN LETZTEN DREI JAHREN. ES WAR EIN WUNDERBARER ANFANG UND START MEINER LAUFBAHN ALS SÄNGERIN, DEN ICH MIR NICHT SCHÖNER HÄTTE WÜNSCHEN KÖNNEN. MEINE ZEIT AM THEATER TRIER WIRD MIR UNVERGESSEN BLEIBEN."
ABSCHIEDSWORTE VON KRISTINA STANEK AN DAS TRIERER PUBLIKUM

Extra Zur Person

Kristina Stanek (Jahrgang 1985) stammt aus Krefeld und ist seit 2012 als Mezzosopranistin am Theater Trier. Sie studierte in Düsseldorf und an der Royal Academy of Music in London. 2006 wurde sie zur "Besten Nachwuchssängerin" auf dem Europäischen Musikfestival in Rom ausgezeichnet; 2007 gewann sie den ersten Preis beim Mozart Wettbewerb in Prag. In der Spielzeit 2011/12 war sie Gast an den Wupperthaler Bühnen, 2014/15 gastierte sie in Saarbrücken und Karlsruhe. 2014 wurde Stanek für ihre herausragenden Leistungen mit der Trierer "Theatermaske" ausgezeichnet.
In ihrem ersten festen Engagement in Trier sang die 30-Jährige große Rollen wie Evita, Flora ("La Traviata"), Prinz Orlofsky ("Die Fledermaus"), Orfeo ("Orfeo ed Euridice"), Sesto ("La Clemenza di Tito") und Carmen. mehi

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