Mit der Motorsäge auf die korrekte Länge gebracht

Reuth/Losheim · Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr sind Polizisten in der Eifel grenzübergreifend auf die Jagd nach überladenen Lastwagen und anderen Verstößen im Güterverkehr gegangen.

Reuth/Losheim. Einen Flaum aus Sägespänen hatte der junge Belgier schon in den Haaren, doch das war ihm egal. Mit der Motorsäge rückte er entschlossen den Baumstämmen zu Leibe, die er auf seinen Laster geladen hatte und brachte sie kurzerhand auf die gesetzlich vorgeschriebene Länge. Freundlich sahen ihm die Polizisten bei der radikalen Problemlösung zu.
"So ist es richtig", sagte Erik Baus, einer der erfahrensten deutschen LKW-Kontrolleure, "nur hätte er das machen sollen, bevor er abfährt." 25 Meter darf das Gespann lang sein, 28,30 Meter war es aber.
Dein Freund und Dolmetscher


Bereits zum zweiten Mal hatten sich deutsche und belgische Polizisten verabredet, um gemeinsam im Grenzgebiet auf Jagd nach überladenen oder technisch bedenklichen Lastwagen zu gehen. Auch die Sicherung der Ladung oder die Übertretung von Lenkzeiten wurden dabei untersucht. Wie vorteilhaft die Kooperation der Behörden sich gestaltet, zeigte sich bei dem Langholztransporter, der in Wahlerscheid angehalten worden war. Da zwischen den deutschen Polizisten und dem belgischen Fahrer keine Verständigung möglich war, gaben die belgischen Polizisten ihre Kontrollstelle beim Losheimergraben kurzerhand auf, um Übersetzungsdienste zu leisten.
Weiträumig aufgestellt hatten sich die insgesamt rund 30 Beamten aus dem Gebiet zwischen Belgien, dem Kreis Vulkaneifel und dem Kreis Euskirchen. Während auf nordrhein-westfälischer Seite fünf und im angrenzenden Belgien zwei Kontrollstellen eingerichtet worden waren, konzentrierte sich die Aktivität im Kreis Vulkaneifel auf die Reuther Höhe. Doch die Absicht, sich hier mit einer mobilen Waage auf die Jagd nach überladenen Holztransportern zu begeben, wurde durchkreuzt.
"Nachdem wir den ersten kontrolliert hatten, wurden die anderen wahrscheinlich über Funk über unsere Anwesenheit gewarnt", sagte Einsatzleiter Walter Schindler von den Zentralen Verkehrsdiensten in Wittlich. Er ist auf Kontrollen im Schwerlastverkehr spezialisiert und weiß, dass es da nicht um Kavaliersdelikte geht. "Wir hatten auch schon Überladungen von über 50 Prozent, also rund 60 Tonnen", beklagte er.
Da war der Fahrer, der 42 statt 40 Tonnen geladen hatte, noch harmlos. "Die Fahrer wissen genau, wie viel sie geladen haben, wir aber auch", stellte Schindler den Wettlauf zwischen den Speditionen und den Ordnungshütern dar. So eine Holzladung könne mit einer Genauigkeit von einer Tonne geschätzt werden. Denn die Überladung ist kein Kavaliersdelikt. Durch die Mehrlast wird der Wagen überbeansprucht. Außerdem werden damit Transportfirmen, die legal arbeiten und für die gleiche Last öfter fahren müssen, benachteiligt.
Auch auf dem Parkplatz an der Ars Krippana in Losheim gestaltete sich der Mittag relativ ruhig. Trotz des nahen Sägewerkes zeigte sich keiner der sonst hier alltäglich passierenden Langholzlaster. "Die scheinen sich gegenseitig gewarnt zu haben", vermutete Reiner Unger, Leiter des Verkehrsdienstes in Mechernich im Kreis Euskirchen. Bei einem niederländischen Lastwagen hatte sich allerdings die Nase der Beamten wieder bewährt. Rissige Gurte, teilweise ohne Etiketten und einen Reifen, bei dem an einer Stelle schon die Karkasse durch das Gummi blinkte, stellten sie bei dem 40-Tonner fest.
"Das kostet 170 Euro und einen Punkt für den Fahrer und 375 Euro und einen Punkt für den Spediteur", sagte Oberkommissar Dieter Frantzen. Auch auf der Reuther Höhe wurden viele Verstöße gegen Lenkzeiten und Ladungssicherheit registriert. Ein Fahrer war sogar ohne die vorgeschriebene Karte, auf denen die Ruhezeiten gespeichert werden, unterwegs.
Mit erleichtertem Gesichtsausdruck fuhr auch Mathias Schlemminger von dem Parkplatz an der Ars Krippana. Dass er Lenkzeiten überschritten hatte, war ihm klar. Umso glücklicher war er, dass er mit einem geringen Verwarngeld davonkam. "Die Speditionen machen es sich einfach", erzählte er. Die würden Listen festlegen und Termine abmachen, die oft nicht einzuhalten seien. Obwohl sein LKW nur eine Zuladung von 2,4 Tonnen habe, bekomme er dann vier Tonnen Ladung zugewiesen. "Dann denke ich mir auch, wie kriege ich die weg", berichtete er aus seinem Alltag. sev

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