Entweihung und Verkauf: Thomas-Morus-Kirche in Daun bald kein Gotteshaus mehr - Letzte Messe im September

Daun · Ein Kapitel Stadtgeschichte wird Ende September geschlossen. Fast 50 Jahre lang hatte Daun zwei katholische Kirchen. Eine davon, die Thomas-Morus-Kirche, ist nach längeren Diskussionen nicht in die Denkmalliste des Landes aufgenommen worden und wird nun offiziell aufgegeben und verkauft.

 Ein Stein vor der Thomas-Morus-Kirche in Daun erinnert an die Grundsteinlegung. Tv-Fotos (2): Stephan Sartoris

Ein Stein vor der Thomas-Morus-Kirche in Daun erinnert an die Grundsteinlegung. Tv-Fotos (2): Stephan Sartoris

Foto: (e_daun )

Daun. Das wird für viele Gläubige sicher kein einfacher Gang, wenn sie - wie nun feststeht - am 25. September zum letzten Mal für einen Gottesdienst die Thomas-Morus-Kirche in Daun betreten werden. Der Festlegung des Termins sind viele Überlegungen, Diskussionen und auch Streitigkeiten um die Zukunft des Gotteshauses vorausgegangen.

2013 hatten die hauptamtlichen Seelsorger und die kirchlichen Gremien (Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat) beschlossen, sich von der Kirche zu trennen. Sie begründeten den Entschluss vor allem mit dem schlechten baulichen Zustand des 45 Jahre alten Gebäudes und die rückläufige Zahl der Kirchgänger.

Anschließend gab es Gespräche mit Projektentwicklern und Investoren für eine neue Nutzung des Komplexes am Rand der Dauner Innenstadt.
Alle Gedankenspiele erhielten aber einen gehörigen Dämpfer, als die Generaldirektion Kulturelles Erbe des Landes ein Denkmalschutzverfahren einleitete. Wäre die Kirche tatsächlich unter Denkmalschutz gestellt worden, wäre es für die Kirchengemeinde schwer, wenn nicht unmöglich geworden, Gelände und Gebäude zu verkaufen. Nachdem auch die Kreisverwaltung die Aufnahme in die Denkmalliste des Landes befürwortet hatte, deutete vieles darauf hin, dass das Gotteshaus unter Schutz gestellt werden würde.

Vor gut zwei Monaten gab es dann doch - aus Sicht der Kirchengemeinde und der Stadt Daun, die sich gegen die Denkmal-Pläne ausgesprochen hatte - "Entwarnung".
Die Generaldirektion verkündete, "von einer Eintragung der Thomas-Morus-Kirche in die Denkmalliste abzusehen". Begründung: Das öffentliche Interesse am Erhalt reiche mit Hinblick auf die immensen Sanierungskosten nicht aus. Grundlage für diese Entscheidung war unter anderem ein Gutachten des Bistums, in dem von Sanierungskosten von rund 1,5 Millionen Euro die Rede war.Gespräche mit Interessenten


Die Kirchengemeinde hat daraufhin beim Bistum einen Antrag auf Entweihung der Thomas-Morus-Kirche gestellt. Der ist zwischenzeitlich "positiv beschieden worden", berichtet Matthias Brauns, der stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats. Auch eine Vereinbarung mit der Bundeswehr ist mittlerweile aufgehoben. Sie war geschlossen worden, weil sich der Bund am Bau des Gebäudes Ende der 1960er Jahre (siehe Extra) finanziell beteiligt hatte, da das Gotteshaus auch als Garnisonskirche genutzt werden sollte. Nun steht fest: Am 25. September gibt es zum letzten Mal eine Messe in der Thomas-Morus-Kirche. "Was wir genau machen, steht noch nicht fest, aber es soll mit Blick auf den besonderen Anlass eine große, würdige Feier werden", sagt Matthias Brauns.

Was aus Gebäude und Gelände nach dem Verkauf wird, steht noch nicht fest. Zwar führe die Kirchengemeinde mit einem Investor, der laut Brauns auch Projektentwickler ist, Gespräche, aber ob der Interessent am Ende zum Zug kommt, ist noch nicht entschieden. "Es sind noch viele juristische Fragen zu klären, wie beispielsweise, ob der Verkauf offiziell ausgeschrieben werden muss", sagt der Vertreter des Verwaltungsrats.
Er wird die Messe Ende September, zu der auch der formale Akt der Entweihung gehört, "mit einem lachenden und einem weinenden Auge verfolgen, ein Gefühl, das sicher viele an dem Tag haben werden".Extra

 Blick in den Altarraum.

Blick in den Altarraum.

Foto: (e_daun )

Die ersten Überlegungen, zusätzlich zur Nikolauskirche ein zweites Gotteshaus in Daun inmitten eines Pfarrzentrums in der Freiherr-vom-Stein-Straße zu bauen, stammen vom Anfang der 1960er Jahre. 1967 wurde in Kooperation von Pfarrgemeinde, Stadt und Bundeswehr mit dem Bau der Thomas-Morus-Kirche im Bereich Berliner/Prümer Straße begonnen. Am 5. Juli 1970 weihte der Trierer Bischof Bernhard Stein das rund 820 000 Euro teure Gotteshaus. Seit 2011 ist die Kirche wegen des schadhaften Zustands und zur Einsparung von Heizkosten von Allerheiligen bis Ostern geschlossen. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort