Musik, Spaß und Gemeinschaft

Neuerburg · Früh aufstehen statt lange ausschlafen. Konzentriert arbeiten statt am Handy spielen. Für 55 junge Musiker aus dem Kreis Bitburg-Prüm war das diese Woche die harte, aber frei gewählte Ferien-Wirklichkeit: Im Rahmen der jährlich stattfindenden Probewoche der Kreismusikjugend in Neuerburg haben sie eine Woche lang an ihrem musikalischen Können gefeilt.

Musik, Spaß und Gemeinschaft
Foto: Wilma Werle (wiw) ("TV-Upload Werle"

Neuerburg. "Mein Problem ist, dass ihr alle am Pennen seid. Wenn ich den Einsatz gebe, verschläft die Hälfte den Ton." Es ist kurz nach der Mittagspause. Gerade haben die 55 Kinder und Jugendlichen noch gemeinsam mit ihren Betreuern und Dirigenten auf dem Schulhof der Grund- und Realschule plus Neuerburg Quatsch gemacht, jetzt wird wieder ernsthaft gearbeitet.

Und Dirigent Marcel Richards (27) scheut sich nicht, die jungen Musiker zu ermahnen. Schließlich wollen sie alle etwas erreichen in der Probewoche der Kreismusikjugend Bitburg-Prüm. "Ziel ist ja nicht nur unser Abschlusskonzert am Freitag auf dem Neuerburger Marktplatz", sagt die Vorsitzende Melanie Heinen. "Die Kinder sollen auch gut ausgebildet in ihre Vereine zurückkehren."

Die Jugendlichen sehen das ähnlich und nehmen Richards die Kritik nicht übel. Konzentriert starten sie einen neuen Versuch - und schon klappt es. "Bis dahin sehr gut", folgt sogleich das Lob.
Acht Werke haben die beiden Dirigenten Richards und Marius Lentes (23) sich für die Probewoche vorgenommen. Beide sind selbst in der Kreismusikjugend groß geworden, waren mehrfach als Teilnehmer dabei. Sie wissen: Die Mischung macht's. "Wir haben ein breites Spektrum ausgesucht, das die Kinder aus ihren Vereinen nicht so kennen: klassische sinfonische Blasmusik wie "Montanas del Fuego", "Fanfare und Triumph" und "Midnight escape", den Marsch "Towards the future", Filmmusik aus "Pocahontas" und "Lord of the Rings", Rock-Pop der Beachboys und "Fiddle Faddle" von Leroy Anderson, bei dem der 13-jährige Stefan Kribs vom Alftal Blasorchester Bleialf ein Xylophon-Solo übernimmt. Er hat das Stück schon mal im Schulorchester gespielt, für die zwölfjährige Emelie Weigel vom Jugendorchester Ammeldingen-Neuerburg-Ringhuscheid ist es jedoch ganz neu. "Oh Mann, war mein erster Gedanke", erzählt sie. "Aber dann ist es doch gar nicht so schwer."

Richards und Lentes haben ihren Stil, auch die Hürden gemeinsam mit den Kindern zu überwinden: "Wir fangen langsam an. Es ist toll zu sehen, wie schnell das geht, dass ein Stück Form annimmt", beschreibt Richards den Weg. Und kurz darauf klatschen 110 Hände im Rhythmus. Erst im Dreiviertel-Takt, dann der Wechsel zum Zweiviertel-Takt. So nähern sie sich dem nächsten neuen Werk, das bis heute sitzen muss.
Seit 28 Jahren gibt es die Probewoche der Kreismusikjugend: immer in der ersten Sommerferienwoche, und seit über 20 Jahren immer in Neuerburg. Die Motivation der Kinder im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren sei über die Jahre gleich geblieben, berichten die Organisatoren. Allerdings sind in diesem Jahr nur 55 Jugendliche angemeldet. Sonst waren es bis zu 75.

"Der demografische Wandel ist auch in den Vereinen zu spüren", bedauert Melanie Heinen. Und Rainer Serwe, der zweite Vorsitzende, ergänzt: "Es gibt weniger Kinder, dafür mehr Angebote. Musik ist ein Hobby, wo Arbeit und Geld drin steckt - ein aufwändiges Hobby. Darum ist es schwierig für Vereine, Nachwuchs zu finden."
Doch die Kinder, die dabei sind, haben viel Spaß. Denn neben den 24 Stunden Probearbeit gibt es auch ein attraktives Freizeitprogramm mit Schwimmbadbesuch und musikalischer Schnitzeljagd. Für die 16-jährige Melanie Tüx von der Spielgemeinschaft Bettingen-Oberweis-Utscheid ein Grund, schon zum fünften Mal mitzumachen. Obwohl sie nicht weit weg wohnt, übernachtet sie wie alle anderen auch in Neuerburg - wegen der Gemeinschaft: "Dafür fährt man auch hierhin."

Zum Abschluss der Probewoche treten die jungen Musiker heute im Rahmen des Musikalischen Sommers Neuerburg ab 19.30 Uhr auf dem Marktplatz auf.

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