"Hier haben die Menschen endlich wieder Luft zum Atmen"

Bitburg/Trier · Das Flüchtlingslager auf dem Bitburger Flugplatz wächst. Bis Montag werden mit den 125 weiteren Flüchtlingen, die übers Wochenende aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Trier nach Bitburg kommen, hier insgesamt 350 Menschen untergebracht sein.

Bitburg/Trier. "Normal", antwortet der syrische Flüchtling Alaa Mohammed (31) in gebrochenem Englisch auf die Frage, wie ihm Bitburg gefalle. Vor 45 Tagen ist der Kurde aus seinem Heimatdorf Afrin in Nordsyrien aufgebrochen, um dem nun fünf Jahre währenden Bürgerkrieg in seinem Heimatland zu entkommen. Auch auf der Flucht, die 45 Tage dauerte, ging es um seine blanke Existenz. Er erzählt von brutalen Polizisten in Ungarn und Gangstern in Mazedonien, die den Flüchtlingen auf der Durchreise das letzte Hemd abknüpfen - und das Mobiltelefon.
Nach dieser nervenaufreibenden Flucht hat Alaa derzeit kein Auge für städtebauliche Reize oder die landschaftliche Kulisse einer kleinen Eifelstadt. Seit zehn Tagen lebt er nun mit 250 anderen Flüchtlingen im Zeltlager auf dem Bitburger Flugplatz. An diesem Wochenende kommen weitere 125 Asylbegehrende hinzu. Denn das dritte Unterkunftszelt steht. Auf den Rasenflächen rund um die Zeltstadt kicken junge Flüchtlinge sich die Bälle zu. Kinder fahren Rad, die Erwachsenen sitzen zusammen und unterhalten sich.
"Hier haben die Menschen endlich wieder Luft zum Atmen", sagt Mario Pawlowski-Großmann, der als Projektleiter des Deutschen Roten Kreuzes für die Betreuung der Menschen verantwortlich ist. "Es läuft alles friedlich ab. Überwiegend sind hier Familien untergebracht, der Großteil stammt aus dem Balkan." In den nächsten Tagen nimmt auch eine Erzieherin ihre Arbeit in einem Zelt auf, das zur Betreuung der mittlerweile 50 Kinder auf dem Platz errichtet wurde. "Die Deutschen, die ich bisher getroffen habe, helfen uns, so gut sie können", sagt Mohammed. Er möchte in Deutschland Fuß fassen und eines Tages im Tourismus arbeiten. "Ich spreche fließend Französisch und Arabisch." Doch ein geregeltes Leben liegt für ihn noch in ferner Zukunft. "Wenn ich Flugzeuge oder Hubschrauber höre, bekomme ich Angst, zucke zusammen und will Deckung suchen", sagt er. Doch wie alle Flüchtlinge auf dem Flugplatz darf auch er hoffen, in wenigen Wochen in einer festen Unterkunft untergebracht zu werden. cmo

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