Nachbarschaft wird groß geschrieben

Trier-Olewig · Die jungen Leute haben Autos, die älteren ein Problem: Olewig fehlt die Nahversorgung. Ein Manko, das auch Ortsvorsteherin Petra Block nicht beheben kann. Bei einer anderen Baustelle im Dorf hofft sie aber auf eine baldige Lösung.

Trier-Olewig. Olewig liegt ihr zu Füßen - zumindest, wenn sie auf dem Balkon steht. Ortsvorsteherin Petra Block lebt wie viele Bürger des Stadtteils auf der Höhe. Dennoch fühlt sie sich dem "Dorf" zugehörig, wie sie im Interview mit TV-Redakteur Michael Schmitz verrät. Frau Block, welches ist der schönste Trierer Stadtteil?Petra Block: Es gibt sehr viele schöne Stadtteile in Trier, aber natürlich ist Olewig der schönste für mich. Olewig bürgt für eine hervorragende Lebensqualität mit allem Drum und Dran. Aufgrund der Lage hat man einen herrlichen Rundumblick auf die Weinberge und auf die Stadt. Auf der Internetseite der Stadt ist die Rede vom "Winzerdorf Olewig". Gibt's dieses Dorf mitten in der Stadt tatsächlich?Block: Ja. Olewig ist ein altes Weindorf mit einer großen gastronomischen Vielfalt mit Winzerstuben, Sternegastronomie, einer Privatbrauerei bis zur unterirdischen Kneipe - also eigentlich alles, was das Herz begehrt. Man sagt hier auch noch: Ich geh ins Dorf.Apropos ins Dorf gehen: Man kann zwar sehr gut Wein und Bier trinken in Olewig, man kann auch lecker essen - aber einkaufen kann man nicht. Ist das ein großes Problem für den Stadtteil?Block: Ja. Seit zwei Jahren haben wir keine Nahversorgung mehr. Ganz früher gab es einen Edekamarkt im Dorf und einen Rewe-Markt auf der Hill, und es gab eine sehr gute Bäckerei. Jetzt haben wir nichts mehr. Leider auch keine Post und Sparkasse mehr - und wir vermissen auch einen Geldautomaten. Es gibt zwar Schule und Kindergarten, einerseits also gute Voraussetzungen für junge Familien. Andererseits die angesprochenen Probleme - machen die so einen Stadtteil nicht komplett unattraktiv für Familien?Block: Das denke ich eher nicht. Gerade junge Familien sind ja mobil, die haben meist ein oder zwei Autos vor der Tür stehen. Denen macht es also wenig aus, nach Tarforst zum Einkaufen zu fahren. Man hat nicht den Eindruck, dass die Olewiger sich groß über die Probleme aufregen würden. Täuscht das?Block: Es gibt schon viele Leute, die das immer wieder beklagen, aber die große Aufregung hat es tatsächlich nicht gegeben. Vielleicht liegt es auch daran, dass viele Leute jemanden haben, der sie fährt oder der ihnen Einkäufe mitbringt. Zu einem aktuellen politischen Thema: Andernorts wurde der Flächennutzungsplan abgelehnt - wegen möglicher Neubaugebiete. In Olewig hat der Ortsbeirat dagegen selbst eines ins Spiel gebracht, den Kernscheider Höhenweg. Wie kommt das?Block: Es ist ja sehr schade, dass es in Olewig überhaupt keine Baumöglichkeit mehr gibt. Den Kernscheider Höhenweg hat jemand ins Spiel gebracht, der dort oben Grundstücke hat. Wir haben das sehr kontrovers diskutiert, aber wir wären jetzt doch froh, wenn es wenigstens ein kleines Baugebiet geben könnte. Da geht es aber wirklich nicht um viel, das wären nur ein paar Baustellen. Die Nachfrage wäre bestimmt da. Es kommen immer wieder Leute auf mich zu und fragen mich nach Baustellen oder Häusern. Anscheinend ist Olewig also attraktiv. Vielleicht liegt das an dem dörflichen Charakter. Hier wird auch die Nachbarschaft noch groß geschrieben. Ist das auch so, wenn man auf die Hill blickt, auf die Hochhäuser. Gibt es da auch den Zusammenhalt? Fühlen die sich auch als Olewiger?Block: Ich bin ja oft zu Gratulationen dort. Da wohnen mittlerweile viele ältere Menschen. Ich bin immer begeistert, wie ich da aufgenommen werde. Es sind schöne Wohnungen mit einem tollen Blick über die Stadt. Es ist nicht so, dass die Hill abgekoppelt ist. Aber natürlich gibt es auch alteingesessene Olewiger, die sagen: Wenn du nicht unten im Dorf geboren bist, wirst du nie ein richtiger Olewiger. Ich habe nicht das Gefühl, dass man nicht dazu gehört, aber es ist natürlich ein kleiner Unterschied. Die Änderung des Busfahrplans wurde ja auch von vielen Menschen aus Olewig kritisiert, besonders von älteren Leuten, die auf die Busse angewiesen sind. Die Stadtwerke haben an der Fahrplanänderung aber festgehalten. Welche Auswirkungen hat das denn gehabt?Block: Die Stadtwerke wollen sich die Auswirkungen ja ein Jahr anschauen und dann noch einmal bewerten. Je nachdem, wo man hin will, muss man jetzt umsteigen. Und das fällt älteren Leuten natürlich schwer. Die sprechen mich auch vermehrt darauf an. Es gibt aber auch Vorteile des neuen Fahrplans, zum Beispiel eine bessere Anbindung zum Einkaufszentrum hoch nach Tarforst. Fast alle Ortsvorsteher, die wir mit der Stadtteiltour besucht haben, klagten über Verkehrsprobleme. Welche Klage führen Sie?Block: Die Verkehrsverbindung von der Höhe ins Tal ist einfach nicht optimal - wegen der starken Entwicklung der Höhenstadtteile. Ein großes Problem ist die Überlastung der Olewiger Straße zwischen Tiergartental und dem Kreisel an den Kaiserthermen. Als wichtigster Zubringer zu den Höhenstadtteilen kommt es da in Stoßzeiten oft zu Staus. Wie man das ändern könnte, weiß ich allerdings auch nicht. Ein anderes Dauerthema ist das Olewiger Kloster: Es gehört der Stadt, die schon lange erfolglos einen Investor sucht. Wann passiert denn da mal was?Block: Alle meine Vorgänger haben daran gearbeitet, das war immer ein Hauptthema. Es ist unser größter Wunsch, dass dort etwas passiert. Die Stadt ist jetzt wieder in Verhandlungen mit einem neuen Investor. Mehr darf ich dazu aber nicht sagen. Wir hoffen, dass es dann endlich mal eine optimale Nutzung bekommt. Sehr wahrscheinlich wird es eine Wohnnutzung geben. Wohnnutzung direkt neben der Festwiese des Olewiger Weinfestes - ist das denn eine gute Idee? Haben Sie keine Angst, dass angesichts der künftigen Anlieger dann das Weinfest künftig um 23 Uhr die Musik leiser drehen muss?Block: Nein. Wir wollen erreichen, dass der Klostergarten auf jeden Fall als Park öffentlich zugänglich bleibt und dass man ihn als Festwiese weiter nutzen kann. Unser größter Wunsch wäre natürlich, wenn man dort sogar noch eine feste Bühne für Veranstaltungen bekäme. Zum Schluss unser Denkspiel: Der OB gewinnt im Großstadtlotto - und Olewig bekommt eine Million Euro ab. Die Ortsvorsteherin darf ganz allein entscheiden, was damit passiert. Was machen Sie damit?Block: Da sind wir gleich wieder beim Kloster: Eine vernünftige Nutzung und ein schöner Klostergarten - das wäre unser größter Wunsch. micExtra

 Ortsvorsteherin Petra Block hat Olewig stets im Blick. Offiziell liegt ihr Haus am Juffernberg. Im Stadtteil wird der Hügel „Neu-Bethlehem“ genannt. Die Siedlung entstand in den 50er Jahren mit kirchlicher Finanzierung. TV-Foto: Michael Schmitz

Ortsvorsteherin Petra Block hat Olewig stets im Blick. Offiziell liegt ihr Haus am Juffernberg. Im Stadtteil wird der Hügel „Neu-Bethlehem“ genannt. Die Siedlung entstand in den 50er Jahren mit kirchlicher Finanzierung. TV-Foto: Michael Schmitz

Foto: (h_st )

Petra Block lebt seit 14 Jahren in Olewig. Ursprünglich stammt sie aus der Stadtmitte. Die 51-Jährige ist geschieden und Mutter zweier erwachsener Kinder. Sie leitet die Kindertagesstätte Sankt Maternus in Heiligkreuz. Nebenbei ist sie seit 27 Jahren passionierte Jägerin und geht im Mattheiser Wald auf die Pirsch. Sie ist sehr naturverbunden, hat nebenbei ein Fernstudium in Ökologie absolviert und ist Fachberaterin für nachhaltige Entwicklung. Seit 2009 ist die CDU-Politikerin Ortsvorsteherin, seit 2014 sitzt sie auch im Stadtrat. mic

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