Zeuge regionaler Hüttenindustrie

Hoxel · Dorfbrunnen mit Trögen aus Sandstein sind oft zu sehen. Anders verhält es sich mit einem Brunnen im Herzen von Hoxel. Die gusseisernen Platten seines Beckens erinnern an die Ära der Hunsrücker Hüttenindustrie.

 Mancher geht achtlos vorbei am Hoxeler Dorfbrunnen an der Abzweigung nach Morscheid-Riedenburg. TV-Foto: Ursula Schmieder

Mancher geht achtlos vorbei am Hoxeler Dorfbrunnen an der Abzweigung nach Morscheid-Riedenburg. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Hoxel. Es ist ein besonderes Stück, das die Ortsmitte schmückt. Obwohl es im Raum Birkenfeld etliche gusseiserne Brunnen gibt. So weiß Achim Zender, Ortsvorsteher von Hoxel, von dreien in Buhlenberg, die ähnlich verziert sind. In Rinzenberg und Birkenfeld stehen nach Kenntnis des dortigen Landesmuseums seit 1886 Gussbrunnen, dekoriert mit Jagd- und Reitszenen.
Sie waren vor allem im westlichen Gebiet des Nachbarkreises beliebt und sollen vorwiegend aus der Asbacher Hütte (siehe Extra), 13 Kilometer von Morbach entfernt, stammen. Der Hoxeler Brunnen könnte daher ebenfalls dort gegossen worden sein.
Sein Alter ist unbekannt. Doch dafür erinnern sich noch etliche Bürger, dass er zeitweise verschwunden war. So etwa Kurt Martini (76), der früher gegenüber wohnte und ein Foto von sich als kleinem Jungen hat: "Da stand der Boor noch da."
Auch Zender, gut 20 Jahre jünger, kennt die Anlage noch aus Kindertagen. Laut Gerd Remmy, Landwirt vom Steinerhof, wurde sie in den 1960er Jahren abgebaut. Damals sei wie vielerorts der durchs Dorf fließende Bach "verrohrt" worden, was Brunnen überflüssig machte. Als dort Mitte der 1980er Jahre ein Dorfplatz entstand, schlug er im Ortsbeirat vor, erneut die einstige Viehtränke aufzustellen. Anfangs fand das wenig Anklang. Denn damals war Sandstein modern und die Platten erwiesen sich als marode.
Doch einige Männer machten sich beherzt daran, sie zu restaurieren und ihnen zur ursprünglichen Optik zu verhelfen. Da die Bodenplatte gerissen war, ließen sie sogar eine Glasfaserwanne einbauen. "Das war ziemlich viel Arbeit", erinnert sich Remmy. Anschließend wurde rund um den mit einer Blumengirlande geschmückten Brunnen ein Dorffest gefeiert. Das dokumentiert ein von Frank Arend archivierter Bericht der Morbacher Rundschau von 1987. Darin wird dem Brunnen "ein Alter von nahezu 250 Jahren" zugeschrieben. Vor etwa drei Jahren wurde er erneut saniert. Das Becken ist nun mit Edelstahl ausgekleidet und wie einst wird er nun auch zusätzlich zu Grund- und Sickerwasser vom Bruchbach gespeist. urs
Extra

1743 bauten Nachfahren des Sulzbacher Schmieds Johann Nikolaus Stumm das Hammerwerk in Asbacher Hütte aus. Es gilt als Wiege der saarländischen Stahlindustrie. Aber auch die Rheinböller Hütte ist bekannt als regionaler Produzent kunstvoll verzierter gusseiserner Platten wie Ofen- oder Takenplatten, die Nebenräume beheizten. Sie wurden in etlichen der Eisenhütten zwischen Belgien und dem Saarland gegossen. Die ältesten noch erhaltenen Platten stammen aus dem späten 15. Jahrhundert. urs

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort