Investor soll Weinbaudomäne retten: Land will aus seinem Zuschussbetrieb ein profitables Unternehmen machen

Trier/Mainz · Das Land Rheinland-Pfalz sucht einen Pächter für die staatliche Weinbaudomäne Trier. Der Zuschussbetrieb soll in Zukunft privatwirtschaftlich rentabel laufen, heißt es in Mainz. Die 30 Mitarbeiter dürfen wählen, ob sie bleiben oder in eine andere regionale Dienststelle des Landes wechseln wollen.

 Riesling ist die Hauptrebsorte der staatlichen Weinbaudomäne Trier. Ein Pächter soll den Betrieb profitabel machen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Riesling ist die Hauptrebsorte der staatlichen Weinbaudomäne Trier. Ein Pächter soll den Betrieb profitabel machen. TV-Foto: Friedemann Vetter


Weinbaustaatssekretär Thomas Griese (Die Grünen) legt die Karten auf den Tisch: "Wir wollen die Weinbaudomäne mit einem neuen Konzept so aufstellen, dass sie künftig wirtschaftlich geführt werden kann." Den schwierigen Transfer vom bezuschussten Landesbetrieb zu einem sich selbst tragenden Unternehmen will das Land einem privaten Partner anvertrauen.

Dieser soll die 31 Hektar große Domäne pachten, die in Kürenz (Avelsbacher Hammerstein) und am Petrisberg (St. Maximiner Kreuzberg, Deutschherrenköpfchen) überwiegend Riesling anbaut. "Mit dem neuen Konzept tragen wir auch der Schuldenbremse im Land Rechnung", räumt Griese ein. Die Domäne solle erhalten bleiben, um die Weinbau-Steillagen zu sichern, die das Landschaftsbild prägten. Laut Ministerium wird zunächst ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren ausgeschrieben.

Das Land hat bereits 2010 verkündet, die Domäne in einen profitablen Wirtschaftsbetrieb umwandeln zu wollen. Doch drei Jahre später blies Mainz diese Offensive wieder ab. Zu wenig Personal und zu viele Verwaltungsvorschriften - das konnte nicht klappen, war hinter den Kulissen zu hören. Das Land kündigte stattdessen an, die Domäne auf ökologische Produktion umzustellen und sie zu einem Musterbetrieb zu machen (der TV berichtete). Einen Nachfolger für Betriebsleiterin Ingrid Steiner, die zum Jahreswechsel gekündigt hatte, gibt es bis heute nicht.

Die genaue Höhe des jährlichen Defizits gibt das Land nicht bekannt. Die jährlichen Verkäufe liegen bei 120.000 bis 140.000 Flaschen. Schon 2013 verkündete Mainz, mit der Umstellung auf Biowein einen voll kostendeckenden Betrieb anzustreben. Die aktuelle Suche nach einem privaten Pächter zeigt, dass diese Pläne wohl ebenso gescheitert sind wie die Rentabilitätsoffensive 2010.

Welcher Investor ist groß genug, diesen Betrieb als Pächter zu übernehmen? "Aktuell kann man darüber nur spekulieren", sagt Ansgar Schmitz, Geschäftsführer des Moselwein e. V. und langjähriger Kenner der Szene. Seine Einschätzung der Weinbaudomäne ist positiv: "Das Land hat seit den 80ern sehr viel Geld in diesen Betrieb investiert, er ist absolut up to date."

Schmitz bietet zwei Theorien an. "Es ist auch denkbar, dass sich mehrere Weingüter als GmbH zusammenschließen", vermutet der Experte. "Ebenfalls möglich wäre es, dass eine größere Kellerei den Landesbetrieb nutzt."

Das alles klingt plausibel, denn keiner der großen Namen in der regionalen Weinszene drängt sich als Pächter der staatlichen Weinbaudomäne auf. Roman Niewodniczanski hat 20 Hektar Steillagen in Wiltingen bepflanzt und will dort einen Weltspitzenriesling präsentieren. Die Bischöflichen Weingüter Trier bewirtschaften 98 Hektar Steillagen. Beide haben auf den ersten Blick keinen Vorteil, einen defizitären stattlichen Weinbaubetrieb zu pachten.

Die Mitarbeiter der Domäne müssen sich keine Sorgen machen. Sie können laut Mitteilung des Ministeriums auch nach der Verpachtung im Betrieb bleiben oder sich für die Vesetzung in eine andere Dienststelle des Landes entscheiden.

Die mittel- oder langfristige Privatisierung weiterer staatlicher Weingüter sei nicht geplant, sagt die Sprecherin des Weinbauministeriums in Mainz, Stefanie Lotz. Vor allem Bernkastel sei sicher: "Der Lehr- und Versuchsbetrieb in Bernkastel hat eine große Bedeutung in der Ausbildung und Beratung der Weinwirtschaft", betont Lotz.

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