40 Kilometer mit Rosenkranz unterwegs

Bitburg · Auch wenn die Distanz annähernd die Ausmaße einer Marathonstrecke hat: Mit Sport hat das Ganze nichts zu tun. Seit rund 400 Jahren pilgern Menschen einmal im Jahr von Bitburg aus zur Wallfahrtsstätte Klausen. Auch am morgigen Samstag machen sich wieder Gläubige auf den 40 Kilometer langen Weg.

Bitburg. Es wird gesungen und gebetet - vor allem der Rosenkranz. Mit all seinen Rosenkranzgeheimnissen. Und das nicht nur einmal. "Im Schnitt kommen wir auf zwölf bis 14 komplette Rosenkränze", sagt Helmut Ernst. Nur wenn die Gruppe bergauf gehe, dann habe das Sprechorgan Pause, fügt Ernst hinzu. Denn das sei zu anstrengend. Einzige Ausnahme sei der Berg in Pohlbach. Dort werde auch gebetet. "Wenn man sieht, wie sich manche Leute den Berg hochschleppen, dann ist das schon beeindruckend", sagt der 74-Jährige.
Pohlbach ist der letzte Ort vor dem Ziel. Der Ort, an dem die Teilnehmer nicht nur fast am Ende der Strecke sind, sondern viele auch am Ende ihrer Kräfte. Schließlich liegen zwischen Start und Ziel 40 Kilometer. Jedes Jahr macht sich die Pilgergemeinschaft Bitburg auf zur Fußwallfahrt nach Klausen. So auch am morgigen Samstag. Helmut Ernst ist auch dabei. Wie jedes Jahr. 1958 ist er das erste Mal mitgepilgert. Bereits wenige Jahre später hat der Bitburger die Betreuung der Wallfahrtsgruppe übernommen. Er kümmert sich im Vorfeld um die Organisation der Pausen, und er sorgt während des Marschs dafür, dass die Gläubigen im Einklang beten und singen. Wenn Ernst seinen Spazierstock in die Luft streckt, startet das Gebet. Die Tradition der Fußwallfahrt von Bitburg nach Klausen besteht schon seit gut vier Jahrhunderten. Als er angefangen habe, seien noch gut 150 Menschen in der Prozession mitmarschiert, sagt der 74-Jährige. Mittlerweile jedoch seien es nur noch gut halb so viele. Noch aber gibt es Menschen, die den Marsch auf sich nehmen. Und die Beweggründe der Teilnehmer seien recht unterschiedlich, wie Helmut Ernst sagt. Es gebe einen harten Kern, der jedes Jahr an der Wallfahrt teilnehme, aber auch viele Menschen, die aktuelle und persönliche Gründe hätten. "Das, was diese Wallfahrt in einem auslöst, lässt sich schlecht beschreiben", sagt Ernst.
"Es geht aber niemand nur aus Jux und Dollerei mit", fügt er hinzu. "Denn mit sportlichem Ehrgeiz hat das Ganze nichts zu tun."
Wenngleich eine gewisse Kondition sicher nicht von Nachteil ist. Vor allem bei Hitze. uhe

Die Fußwallfahrt startet am morgigen Samstag, 5. September, um 5.30 Uhr an der Bitburger Liebfrauenkirche. Gegen 17 Uhr geht es mit dem Bus zurück.

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