Das Dorf trifft sich im Jugendheim

Bitburg-Mötsch · Dorfplatz, Ortskern, Sporthaus oder Gemeindehaus: Die Mötscher haben sich für ihren Stadtteil viel vorgenommen. Größtes Projekt ist der Umbau des Jugendheims in ein multifunktionales Zentrum.

Bitburg-Mötsch. Es heißt etwas irreführend schlicht "Jugendheim", doch für die Mötscher ist es viel mehr als das - sozusagen der Treffpunkt in allen Lebenslagen. "Das Herz der Mötscher schlägt im Jugendheim", sagt Heiko Jakobs, der seit einem Jahr Ortsvorsteher des Stadtteils ist.
"Mötsch war vor der Eingemeindung eins der reichsten Dörfer in Rheinland-Pfalz", sagt Jakobs, der seit seinem sechsten Lebensjahr dort lebt. Reich geworden durch den Verkauf von Land, das für den Bau der Housing und den Flugplatz gebraucht wurde. Und das machte sich bemerkbar im Dorf: Es gab in den 60er Jahren eine Kindertagesstätte, geteerte Feldwege, sogar ein Gefrierhaus zur gemeinsamen Nutzung für alle Einwohner und das bereits oben genannte Jugendheim.
Das war damals schon viel mehr, als der Name vermuten lässt. Es wurde genutzt für Freizeit- und Bildungsangebote für die Jugendlichen, als Turnsaal, Werkraum, Bücherei, Lehrküche und Kegelbahn. Heute ist das Haus Treffpunkt für Vereine, Proben, Kurse und andere Angebote. Doch es ist in die Jahre gekommen. Die Architektur ist veraltet, im Keller riecht es muffig, und die Lehrküche hat musealen Charakter. Nun feilt der Ortsbeirat bereits seit einem Jahr an einem Konzept für die Zukunft des Hauses. Ziel ist, es zum "multifunktionalen Dorfzentrum mit integrierter Dorfkneipe umzubauen", sagt Jakobs, der dazu schon die passenden Architektenpläne auf dem Tisch liegen hat. Doch es findet sich niemand, der die Bewirtung übernehmen möchte, und das bisherige Betreiberehepaar, Gabi und Helmut Wirtz, will die Verantwortung bald abgeben.
Bürger als Betreiber


Die Idee ist nun, Bürger als Betreiber zu gewinnen. Dazu soll eine Bürgergenossenschaft gegründet werden. Nicht mit dem Ziel, Gewinne zu erwirtschaften, sondern um dem Gemeinwohl zu dienen. Jahresüberschüsse sollen wieder für Projekte im Stadtteil gestiftet werden. Für das Konzept hat der Stadtrat Bitburg schon grünes Licht gegeben. Und auch die Bitburger Brauerei begleite das Projekt mit großem Interesse, sagt Jakobs.
Um das etwa 600 Quadratmeter große Haus zu modernisieren, rechnet der 41-Jährige mit einer Investitionssumme von 400 000 bis 500 000 Euro. Fördermittel hat er schon beantragt, aber noch keine Zusage erhalten. "Ich möchte am liebsten im nächsten Jahr mit dem Umbau beginnen", sagt Jakobs. Mit den Vereinen ist das Vorhaben schon abgestimmt. Beim Zukunfts-Check am Donnerstag, 8. September, im Jugendheim, soll auch darüber gesprochen werden.
Dem engagierten Ortsvorsteher ist dabei eins ganz wichtig: "Wir wollen keine Hülle bauen, sondern Leben in der Bude haben. Dafür brauche ich eine schöne Atmosphäre."
Weitere Projekte stehen bereits auf der Agenda: der Lückenschluss der K 43, Bitburger Straße - dort soll der Verkehr durch Schlenker in der Fahrbahn beruhigt werden. Außerdem geplant: Aufwertung des historischen Dorfkerns. Im Herbst soll der Wichtel-Spielplatz gebaut werden. Die Sanierung des Sporthauses Alte Schule steht bevor, und der Seniorenklub bepflanzt den Dorfplatz mit Blumen.
Mötsch macht den Zukunfts-Check: Alle Bürger sind eingeladen am Donnerstag, 8. September, um 18.30 Uhr, ins Jugendheim zu kommen.
Extra

 Siggi Görgen baut das ehemalige Elternhaus in der Ringstraße um.

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Foto: (e_bit )
 An vielen Ecken sind die Häuser in Mötsch sehr schön renoviert.

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Foto: (e_bit )
 Der Dorfplatz ist eher karg. Eine Seniorengruppe will dort Blumen pflanzen. TV-Fotos (4): Stefanie Glandien

Der Dorfplatz ist eher karg. Eine Seniorengruppe will dort Blumen pflanzen. TV-Fotos (4): Stefanie Glandien

Foto: (e_bit )
 Kein Blick ins Heimatmuseum, sondern in die alte Lehrküche des Jugendheims, das Ortsvorsteher Heiko Jakobs gerne modernisieren würde.

Kein Blick ins Heimatmuseum, sondern in die alte Lehrküche des Jugendheims, das Ortsvorsteher Heiko Jakobs gerne modernisieren würde.

Foto: (e_bit )

Einwohner: 980 Vereine und Gruppen: Musikverein, Kirchenchor, Feuerwehr, Frauengemeinschaft, Handwerkerverein, Theatergruppe, Karnevalsverein, Reitverein, TuS Mötsch, Kapellenverein, Förderverein. Treffpunkte: Jugendheim, Kneipe. Spielplätze: drei Homepage: <%LINK auto="true" href="http://www.bitburg-moetsch.de" class="more" text="www.bitburg-moetsch.de"%>Baugebiete: Ein neues ist erst für 2019 geplant. Besonderheiten: Besondere Bräuche, wie zum Beispiel der Strohbär. Am Fastnachtsdienstag des Abschlussjahrgangs (9. Klasse) wird dieser mit Stroh umwickelt und gefesselt durchs Dorf geführt. Außerdem: cie Muatenkirmes. Architektonisch besonders ist der Wasserturm aus den 30er Jahren. sn

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