Der Bruch entlang der Mauer: Bernd Weinbrenner bleibt im Prümer Friedhofsstreit noch ein bisschen dran

Prüm · Die Sache mit der Mauer am Friedhof zwischen Bahnhofstraße und Gerberweg ist durch. Denn es gab dazu vorige Woche einen Eilbeschluss im Rat. Nicht durch, sagt Bernd Weinbrenner von der SPD. Er legt nach - und sagt noch einmal zu, 20 000 Euro der Mehrkosten aus eigener Tasche zu bezahlen.

 Die Baustelle an der Friedhofsgrenze: Der Betonsockel ist bereits gegossen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Die Baustelle an der Friedhofsgrenze: Der Betonsockel ist bereits gegossen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

So ein langes Wort hatten wir noch nicht, es muss aber sein. Denn Bernd Weinbrenner, Stadtratsmitglied aus der SPD-Fraktion, schenkt den Prümern die Friedhofsmauerdiskussionsfortsetzung. Wobei: Eigentlich ist es sogar die Fortsetzung der Fortsetzung.

Worum geht's noch mal? Genau: um den Bau des Kreisverkehrs an Bahnhofstraße und Gerberweg. Das Ganze ufert in Richtung Friedhof aus, deshalb musste die Firma Backes dort die Hecke kappen, die den Arbeitern in ihre Bauflächen ragte.

Im Juli diskutierte dann der Stadtrat, was künftig die Gräberflächen von Fußgängern und Autofahrern trennen sollte: Gabionen (diese modernen Gitterdinger mit Steinen drin), Beton, Geländer, neue Hecke oder eine Bruchsteinmauer.55 000 Euro mehr


Der Rat stimmte nach langer, sehr langer Diskussion für die Mauer. Dann aber fragte Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy bei der Firma, was die denn kosten würde. Antwort: so um die 105 000 Euro.

Viel zu teuer, fand die Bürgermeisterin, rief die Fraktionen flott zusammen, wieder diskutierte man. Ergebnis: Der Beschluss wurde zurückgenommen - und in der Sitzung vorige Woche durch einen neuen ersetzt: Wir machen das mit dem Geländer, kostet nur rund die Hälfte (stand alles im TV).

Zum leidigen Thema schienen alle Messen gelesen. Dann aber meldete sich doch noch einmal Bernd Weinbrenner zu Wort, verlangte eine erneute "Kehrtwende" und sagte zu, die Mehrkosten für die Mauer - die Rede war von gut 20 000 Euro beim Anteil der Stadt - privat zu übernehmen. Der Rat aber hielt am Beschluss fest.

Nach Erscheinen des TV-Artikels über die Sitzung rief der SPD-Mann in der Redaktion an, übte Kritik - und schickte ein Schreiben: Einseitig sei der Bericht gewesen, den Kommentar hätte man sich sparen können, außerdem habe die CDU-Fraktion ja den ersten Beschluss (Anmerkung: den für die Bruchsteinmauer) auch schon gekippt, was in dem Bericht nicht zu lesen gewesen sei (Anmerkung: stand drin, aber es war nicht die CDU allein.). Und mit seinem Angebot zur Güte habe er der Sache "die Spitze nehmen" wollen. Vor allem aber: Die Zusage über die 20 000 Euro, sagt Bernd Weinbrenner auf Nachfrage, "würde ich so zunächst aufrechterhalten".

Warum aber will das die Mehrheit nicht? Inklusive Bürgermeisterin? Geschenktes Geld kann man doch nehmen, oder? Dazu Mathilde Weinandy: "Als wir den ersten Beschluss gefasst haben (Anmerkung: also den für die Mauer), haben wir nicht gewusst, dass die Kosten viel höher sein würden. Und die Bürger müssen ja über die Umlage die Mehrkosten bezahlen."

Bei 60 Prozent von allem (die Stadt trägt 40) wären das 33 000 Euro mehr für die Bruchsteinmauer als in der Geländer-Variante für insgesamt 50 000 Euro.

Die Weinbrenner-Spende "würde nur den Anteil der Stadt an der Gesamtsumme verringern", sagt Mathilde Weinandy. Die Prümer Bürger hätten also dadurch keinen Kosten-Vorteil - und müssten, da Bruchstein anfälliger für Reparaturen sei, auch später dafür mitbezahlen.Meinung

Kein Skandal
Was ist den Verantwortlichen in der Friedhofsmauersache vorzuwerfen? Vielleicht, dass sich Mathilde Weinandy vom Zeitdruck hat überrumpeln lassen und deshalb vor dem ersten Beschluss nicht gefragt hat, was die diversen Varianten kosten würden. Bernd Weinbrenner wiederum hätte vielleicht mit seinem honorigen Angebot früher um die Ecke kommen müssen. Dass eine Mehrheit eine Entscheidung zurücknimmt, ist kein Skandal, sondern, wenn auch krumm gelaufen, demokratische Praxis. Da ist eben nicht immer alles in Beton gegossen. f.linden@volksfreund.deExtra

Vor genau zehn Jahren stritten sich die Fraktionen im Prümer Rat schon einmal über den Friedhof - und zwar über jenen, der unterhalb des Krankenhauses vorgesehen war. Und direkt am (der Name hätte irgendwie gepasst) Kalvarienberg. Monatelang ging es hin und her. Man diskutierte über die Zufahrten von unten aus der Stadt hinauf (165 000 Euro) oder von oben, also vom Krankenhaus, hinab (300 000 Euro). Das Vorhaben fand irgendwann still und leise seine letzte Ruhestätte in der Aktenablage. Und erst eine Anfrage von Bernd Weinbrenner vor genau fünf Jahren brachte auch die Antwort, warum: Weil die Stadt den Platz nicht braucht. Denn immer mehr Menschen lassen sich in Urnengräbern bestatten. fpl

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